RE: NOAH # ZAC # LAHJA
Natürlich geschah genau das, womit ich bereits gerechnet hatte: Lahja wurde wütend auf mich. Und meiner Meinung nach auch zu recht, denn ich hatte mich definitiv in Dinge eingemischt, die mich nichts angingen. Ich war es gewesen, der diese einzige ungeschriebene Regel gebrochen hatte, die zwischen uns noch existierte, nämlich dass die Zeit, die wir zusammen verbringen würden, auch uns gehörte. Und die Zeit, die sie mit Zac verbringen würde, gehörte den beiden. Und keiner von uns hatte zum jetzigen Zeitpunkt Interesse daran in eine große, glückliche Kommune zu ziehen. Es war allein schon ein Fehler gewesen überhaupt hierher zu kommen, um meine Freundin erneut zu überraschen und dabei nicht in Erwägung zu ziehen, dass sie mit Zac hier sein könnte. Scheiße. Aus all diesen Gründen nahm ich ihre Wut aber auch resignierend hin und akzeptierte auch, dass sie nach der Auseinandersetzung zwischen den anderen Menschen verschwand und mich ab diesem Zeitpunkt für eine durchaus lange Zeit mied. Auch ich suchte nicht den Kontakt zu ihr, denn Lahja und ich kannten einander lange genug und mittlerweile wusste ich, dass sie ihre Zeit brauchte, um sich wieder zu beruhigen. Es würde keinem von uns helfen, wenn ich sie jetzt bedrängte oder mich noch hundert Mal für mein Verhalten entschuldigte. Lieber gab ich ihr einfach den Raum und stellte mich enttäuscht darauf ein, dass der Abend nicht einmal ansatzweise so verlaufen würde, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Stattdessen stand ich alleine am Buffet, für das ich Madison kurz danach auch ein großes Kompliment aussprach, und versuchte mich mit den Leuten abzulenken, die ich hier bereits kannte. Matt stellte mich sogar seiner Schwester und ihrer Begleitung vor, die ich bisher nur aus Lahjas eher negativen Erzählungen kannte, aber die sich doch als äußerst sympathische junge Frau entpuppte. Und in der Musik fanden wir auch gleich eine gemeinsame Leidenschaft. Als meine Freundin sich ihrer jedoch wenig später annahm und einen erneuten Konflikt provozierte, saß ich schon mit einem Bier am Lagerfeuer und bekam nur aus der Entfernung mit, wie Matt dazwischen ging und sie mit sich zur Seite zerrte. Toll, jetzt musste ihr Onkel sich sogar an seiner Hochzeit um sie kümmern, und das alles war zu einem gewissen Teil auch mir und meinem plötzlichen Auftauchen zu verdanken.
Regelrecht frustriert trank ich weiter an meinem Bier und zog schon in Erwägung, ob es nicht für uns alle besser wäre, wenn ich mich schnell aus dem Staub machen und heute Nacht an der Busstation schlafen würde. Das würde zumindest einen erneuten Konflikt verhindern. Immer wieder sah ich mich deshalb suchend nach Lahja um, hatte sie aber noch nicht finden können, als ich mich gerade dazu entschlossen hatte den Plan in die Tat umzusetzen, vom Boden aufstand und die leer getrunkene Flasche Bier in eine Kiste bringen wollte, um mich danach von Matt und Madison zu verabschieden. So weit kam ich allerdings nicht, denn genau in dem Moment stieß ich auf meine Freundin, die wortlos ihren Zeigefinger auf ihre Lippen legte und mich mit sich zog. Es war als wäre die ganze Wut in ihr auf einmal erloschen und übrig blieb- das hier. Ein regelrecht romantisches, ruhiges Plätzchen im Sand, zwei Flaschen Bier und diese wunderschöne Frau vor mir, die mir die Entschuldigung aus dem Mund nahm, bevor ich sie überhaupt aussprechen konnte. "Lahja, nein, das-" -tut mir so unfassbar Leid wollte ich eigentlich weiterführen, aber hielt mich selber doch noch zurück, bevor ich es ausgesprochen hatte. "Ich hatte kein Recht mit Zac darüber zu sprechen und das sind, denke ich, auch wirklich Details, die mich eigentlich nichts angehen. Vor allem, was da mit seiner Freundin passiert ist. Bist du denn- okay? Diese Vorwürfe, die er dir macht, das- hat sich echt nicht gut angehört." Erst nachdem ich diese Sorge ausgesprochen hatte, sah ich noch einmal an ihr vorbei, auf die Kissen und die Decke darunter, die zwei liebevoll drapierten Flaschen Bier darauf und legte dann vorsichtig meine Hände um das Gesicht meiner Freundin, um sie schwach anzulächeln. Weil ich diese gefühlvolle Art eigentlich nicht von ihr kannte. "Ich glaube sie ist ein bisschen missglückt, aber: Überraschung. Matt hat mich angerufen und mich angefleht zu kommen, da konnte ich nicht Nein sagen. Ich hab aber nur diese Nacht hier, morgen früh fahr ich schon wieder zurück. Aber- ich kann es auch voll verstehen, wenn du- heute Nacht lieber nochmal nach Zac sehen willst. Das hat sich so angehört, als gäbe es da noch ein bisschen Redebedarf."
|