RE: SUMMER
Eins musste man Summer lassen, sie schaffte es mit ihrer lockeren Art wirklich, dass ich mir selber nicht so vorkam, als würde gleich ein absoluter Laie meine Haut mit einer Nadel durchbohren, mehrmals. Sie zappelte auch nicht wild herum, wurde unruhig oder nervös, stellte diese ganze Aktion nicht noch einmal in Frage, sondern tat einfach das, worum ich sie gebeten hatte, ohne dass ich ihr ständig motivierend gut zureden musste. Dazu wäre ich auch nicht in der Lage gewesen, denn als sie dann tatsächlich die Nadel ansetzte und sie langsam, ohne Betäubung, durch meine Haut zog, presste ich meine Kiefer - mit dem Gürtel dazwischen - so fest wie möglich zusammen, ebenso wie meine Augenlider. Erst als sie beide Hautlappen durchstochen und den Faden zusammen geführt hatte, sah ich sie von der Seite wieder an, nahm den Gürtel aus dem Mund und erklärte ihr lieber noch einmal, wie man den Knoten richtig setzen musste, damit sich die Naht nicht von selber öffnete. "Ganz ehrlich, ich hab damit gerechnet, dass du jetzt die ganze Zeit rum heulst wie eklig das ist, aber ich bin beeindruckt." Mit den Worten klemmte ich mir den Gürtel wieder zwischen die Lippen, diesmal wandte ich den Blick aber nicht ab, sondern sah direkt in das Gesicht von Summer, während sie die nächste Naht setzte, und hielt auch den Schmerz aus, ohne meine Augen schließen zu müssen. Vermutlich auch, weil ich mich durch ihre Erzählung gut von dem ablenken konnte, was da gerade in meiner Haut geschah. "Du bist also so ein richtiges Compton-Ghetto-Mädchen?", fragte ich, als auch die nächste Naht gesetzt war und ich meinen Mund erneut für ein paar Sekunden von dem Gürtel befreien konnte. Es ließ sich kaum verbergen, dass sie mich damit überraschte, denn als Escort hatte sie einen ganz anderen Eindruck hinterlassen. "Das Frage-Antwort-Spiel drehen wir dann um, wenn du fertig bist. Jetzt fände ich es ganz nett, wenn du einfach weiter redest, das hilft. Und wenn ich auch irgendwas Illegales gegen dich in der Hand hab, muss ich nicht so viel Angst davor haben, dass du mich an irgendwen verpfeifst. Also - wie kommt man vom Autos knacken, Drogen klauen und Prügeleien anzetteln zu dem, was du jetzt machst? Jetzt eher im übertragenden Sinn, meine ich. Das hört sich nämlich nicht so an, als hätte die junge Summer viel Spaß daran gehabt in hohen Schuhen und kurzen Kleidchen durch die Welt zu spazieren und neben ein paar selbstverliebten, protzigen Männern einfach gut auszusehen." Dass ich damit ihren Job auf eine gewisse Weise degradierte und sie somit auch provozierte, war mir vollkommen bewusst, deswegen biss ich auch ein wenig härter auf den Gürtel, als Summer zur nächsten Naht ansetzte. Mit Mitleid und Zärtlichkeit durfte ich jetzt bestimmt nicht mehr rechnen.
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
![[Bild: chas01.png]](https://i.postimg.cc/9Q6PrBYh/chas01.png)
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