MATT & MADISONS WEDDING: NOAH # ZAC # LAHJA

[Zac William Coles]

Obwohl ich Lahja zu dieser Hochzeit zugesagt hatte, war ich am frühen Samstagmorgen doch kurz davor noch einen Rückzieher zu machen, denn eigentlich hatte ich dort doch gar nichts verloren. Ich kannte die Leute nicht, abgesehen von Lahja und ihrem Vater, und ich wollte mich nicht in Feierlichkeiten einmischen, die mich eigentlich nichts angingen. Mal abgesehen davon, dass eine Hochzeit voller Liebe momentan sicher nicht das beste Umfeld für mich war, aber letztendlich- ich hatte nichts Besseres zutun. Und ich merkte doch selber, dass ich endlich mal wieder aus dem Haus kommen musste. Dass ich ein wenig abschalten musste. Und Lahja war darüber hinaus momentan tatsächlich die einzige Person, die wusste, was geschehen war, und die auch nachvollziehen konnte, wie ich mich fühlte. Obwohl es da zwar noch immer unterschwellige Schuldzuweisungen in mir gab, konnten ihre Besuche bisher immer dafür sorgen, dass es mir möglich war den Kopf ein wenig abzuschalten, weshalb ich auch jetzt über meinen eigenen Schatten sprang und mich dem Anlass angemessen anzog. Lahja hatte mir zwar versichert, dass ich mir darum keine Gedanken machen musste, aber in meinem üblichen Umfeld erschien man auf einer Hochzeit in schwarzer Anzughose und einem ordentlich gebügelten Hemd. Nur das Jackett ließ ich Zuhause, dafür war es sowieso zu warm.
Wir trafen uns an dem zuvor vereinbarten unabhängigen Treffpunkt, ich bedankte mich noch einmal bei ihr für die Einladung und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Strand, wo ich mir dann tatsächlich etwas zu übertrieben angekleidet vorkam. Kein anderer schien eine Anzughose zu tragen und das mit dem Hemd nahm man hier auch nicht so genau. Um ein wenig zu retten öffnete ich zumindest schnell die oberen Knöpfe an meinem Kragen und krempelte die Ärmel bis zum Ellenbogen hoch, sonst ging man noch davon aus, dass ich hier der Bräutigam sei. All meine vorherigen Sorgen entpuppten sich ebenfalls als vollkommen unnötig, Matt und Madison waren beide wirklich äußerst aufgeschlossene und herzliche Personen, die mich ebenso freudestrahlend begrüßten wie meine Begleitung. Wir redeten ein wenig miteinander, Matt machte seinem Ruf bei mir auch tatsächlich alle Ehre, indem er sich ständig selber mit dummen, ironischen Scherzen übertrumpfte. Aber auch alle anderen waren unheimlich offen und lustig, in diesem Umfeld fiel es mir wirklich leicht den Kopf abzuschalten und einfach ein wenig die losgelöste Stimmung zu genießen. Seitdem Nele versucht hatte sich das Leben zu nehmen aß ich bei dieser Veranstaltung zum ersten Mal wieder richtig mit Genuss und auch mit Lahjas Vater verstand ich mich großartig, der mich mal wieder in ein langes Gespräch über Fitness und gesunde Ernährung verwickelte. Na, wenigstens nicht über seine Tochter, auch wenn er nicht nur einmal einfließen ließ, wie gerne er mich öfter zu Besuch hätte und wie gut Lahja und ich doch zusammen passen wurden. Das konnte ich jedoch nur belächeln und mich für die Komplimente bedanken. Wie nah Lahja und ich uns anscheinend wirklich standen, das konnte ich zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht ahnen, weil man mich aus Versehen wohl nicht in unsere Beziehung eingeweiht hatte. Das übernahm stattdessen Noah.
Weil Lahja schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit ein paar guten Freunden von Matt redete, die sie ebenfalls kannte, hatte ich mich ein wenig von ihr entfernt, die Hände in den Hosentaschen versenkt und starrte gerade ins Lagerfeuer, als mich eine dunkle Männerstimme von der Seite ansprach, die ich schon einmal gehört hatte. Und gesehen hatte ich diesen Mann auch, der ganz offensichtlich Lahjas Freund sein musste, der vor gar nicht allzu langer Zeit überraschend im Jugendzentrum aufgetaucht war. Natürlich fühlte ich mich im ersten Moment unwohl in der Situation und natürlich spannten sich auch meine Schultern darüber an, weil ich erschrocken feststellte, dass ich absolut keine Ahnung hatte, ob er von der Nähe zwischen uns wusste, aber als er mir dann so freundlich gegenüber trat und sich für mein Training bedankte, schob ich die Zweifel einfach von mir. Das würde er nicht tun, wenn Lahja ihm davon erzählt hätte, oder? Also hielt ich mich einfach bedeckt und auch ein wenig kurz angebunden, lächelte ihm zwar höflich zu und tauschte auch mit ihm ein paar Floskeln aus, konnte es innerlich aber kaum erwarten, dass er zu jemand anderem weiterziehen würde. Bevor ich mich irgendwie verplapperte und Lahja in eine Situation brachte, in der sie nicht sein sollte. Was sie ihm erzählte oder nicht, das lag nicht in meiner Entscheidung. Dass ich dann allerdings derjenige sein sollte, der sich auf einmal in einer unangenehmen Situation befand, damit hatte ich definitiv nicht gerechnet. Unsicher starrte ich Noah von der Seite an, als auf einmal seine Stimmlage umschlug und er mir mitteilte, dass das alles in Ordnung für ihn sei. Was war in Ordnung? Wie wir was handhabten? "Wovon redest du da?", fragte ich überfordert, doch das, was daraufhin seinen Mund verließ, traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Eine Beziehung? Lahja und ich? Eine Partnerschaft? Zu dritt? Das hatte sie Noah gesagt? Darüber hatte sie mit ihm gesprochen? War sie tatsächlich der Meinung, dass ich das wollte? Mein Herz begann auf einmal zu rasen, über dieses absolut respektlose Verhalten ihrerseits, meine Kiefer spannten sich deutlich sichtbar an und gerade, als ich um mich sah, um zwischen den anderen Gästen nach ihr zu suchen und sie zur Rede zu stellen, tauchte Lahja direkt neben uns auf und sah erschrocken zwischen Noah und mir hin und her. "Bist du vollkommen durchgeknallt, Lahja?", konfrontierte ich sie forsch, ohne zu Zögern, und wandte mich in ihre Richtung. "Ist das dein scheiß Ernst? Eine Beziehung? Wir? Glaubst du ich hab nur darauf gewartet, dass ich endlich meine verrückte Freundin verlassen kann, um mit dir zusammen zu sein? Ist das so? Oder - scheiße - wie um Himmels Willen kommst du auf die Idee, dass ich mit dir zusammen sein will?" Was jetzt gerade in mir passierte, das kannte Lahja sicher auch gut, aber rechtfertigen tat das trotzdem nichts. Ich setzte völlig unverhältnismäßige Verbindungen und machte ihr dadurch Vorwürfe, die deutlich fehl am Platz waren. "Hast du mir deswegen meinen Rücken zerkratzt? Wolltest du das? Dass Nele das sieht? Damit du freie Bahn hast und mit mir zusammen sein kannst? Fick dich, Lahja, ehrlich. Mach verdammt nochmal die Augen auf, die ganze scheiß Welt dreht sich nicht nur um dich."