MATT & MADISONS WEDDING: NOAH # ZAC # LAHJA

[Noah Scott]

Eigentlich waren Lahja und ich so verblieben, dass ich erst am kommenden Wochenende ein paar Tage mit ihr in Los Angeles verbringen würde. Wir hatten zuvor zwar über die Hochzeit gesprochen, aber weil ich am Freitagabend in der Kneipe spielen sollte und Sonntagabend ein guter Freund von mir seinen Geburtstag im Park feierte, lohnte sich der Trip für mich einfach nicht. Und auch für sie schien es kein großes Ding zu sein, dass sie dann ohne Begleitung dort auftauchen musste, sie kannte die Gäste ja fast alle und würde es auch allein genießen können. Dass ich meine Meinung doch kurzfristig änderte, dafür war Matt verantwortlich, der durch Kilian wohl von unserer Beziehung erfahren hatte und höchstpersönlich bei mir anrief, um mich zu einem spontanen Besuch zu überreden. Eine geschlagene halbe Stunde quengelte er in mein Ohr, wie sehr er sich für Lahja und mich freute und dass er sich noch mehr darüber freuen würde mich am Wochenende auf seiner Hochzeit zu sehen, Lahja würde das bestimmt auch gut tun, also gab ich irgendwann nach. Samstagmorgen würde ich in den Bus steigen und Sonntag in der früh dann schon wieder zurück fahren. Gemeinsam nahmen wir uns das Versprechen ab, dass keiner von uns ein Wort darüber verlieren würde, um an die altbekannten Überraschungsbesuche anzuknüpfen. Vermutlich zielte Matt auch insgeheim darauf ab, dass dieser Abend für jeden erinnerungswürdig blieb und eine überraschende Vereinigung zweier Liebenden gehörte doch zu einer guten Feier dazu. Seine Worte.
Bereitwillig hielt ich mich aber daran, stieg am späten Samstagmorgen in den Bus - ohne dass Lahja von etwas wusste - und ließ mich darin sechs Stunden Richtung Süden fahren, bis ich mitten in Los Angeles ausstieg und mithilfe eines weiteren Busses bis an den Strand fuhr, wo das ganze Event stattfinden sollte. Ich hatte es zwar nicht geschafft pünktlich zu kommen und dadurch auch diverse Ansprachen verpasst, aber wenigstens lag noch niemand betrunken in einer Ecke, als ich endlich dort erschien und mich vorrangig nach Lahja oder Matt umsah. Meine Freundin konnte ich nirgends entdecken, aber ihr Quasi-Onkel lief mir direkt in die Arme und drückte mich so fest an sich, dass mir für einen Moment die Luft wegblieb, bevor ich ihm gratulieren konnte. Madison war zum Glück nicht weit, also umarmte ich auch sie herzlich und hatte damit das Pflichtprogramm schonmal abgeschlossen. Noch ein wenig Smalltalk, dann wollte ich mich wieder auf die Suche nach Lahja begeben, aber Matt hielt mich zurück und fragte mich ein wenig unsicher, ob ich wüsste, dass sie nicht alleine hier sei, sondern in Begleitung eines Freundes. Ihrem Trainer Zac. Trainer. Scheiße.
Eigentlich waren das genau die Dinge, die ich gerne noch ein wenig heraus gezögert hätte - dass wir beide aufeinander trafen - und für einen kurzen Moment dachte ich tatsächlich darüber nach, ob ich nicht einfach wieder gehen sollte, bevor Lahja mich sah, aber- wie unreif wäre das denn? Also atmete ich stattdessen einmal tief durch, bereitete mich innerlich auf eine sehr absurde Situation vor, die vermutlich folgen würde, und suchte dann doch wieder zwischen den anderen Gästen nach meiner Freundin. Statt ihr, fand ich jedoch als erstes ihre besagte Begleitung. Doppel-Scheiße. Zac stand gerade am Lagerfeuer und starrte in die Flammen, ganz allein, ohne Lahja in greifbarer Nähe, aber vielleicht war das gar keine so schlechte Voraussetzung, wenn wir das Kennenlernen schon einmal ohne sie hinter uns brachten. Vielleicht wäre es auf die Art nicht ganz so angespannt. Dass sie eventuell noch gar nicht mit Zac über die Dinge reden konnte, die wir bei ihrem überraschenden Besuch besprochen hatten, das zog ich nicht einmal eine Sekunde in Erwägung. Seitdem war schon wieder eine gute Woche vergangen und die beiden sahen sich doch täglich, da würde sie das auf jeden Fall irgendwann thematisieren. Wie falsch ich damit lag, das merkte ich erst später. Nachdem ich auf ihn zugegangen war und ihn ganz unverfänglich von der Seite ansprach. Ich stellte mich als Noah vor, streckte ich ihm meine Hand entgegen und er schien auch ganz offensichtlich zu wissen, wer ich war. Anfängliche Floskeln wurden ausgetauscht, wir fragten einander wie es uns ging, und ich bedankte mich auch dafür, dass er mit dem Training für Lahja so eine große Hilfestellung war, was er auch mit einem durchaus sympathischen Lächeln bedachte. Aber dann- dann ging ich ganz offensichtlich einen Schritt zu weit. "Hey, ich- wollte dir auch nur nochmal sagen, dass es mich freut, dass wir uns endlich kennen lernen. So richtig. Und dass da auch nichts zwischen uns stehen muss wegen dem, was passiert ist. Lahja und ich haben lange darüber gesprochen und- es ist vollkommen in Ordnung für mich, wie wir das jetzt handhaben. Und ich bin froh, dass es für dich anscheinend genauso ist, ich will wirklich einfach nur, dass sie mal wieder richtig glücklich sein kann." Zac allerdings sah mich ein wenig verwirrt an, lächelte etwas überfordert, schüttelte den Kopf und fragte mich, worüber ich da reden würde. Eigentlich hätte das wohl ein Zeichen für mich sein sollen, dass es an der Zeit war die Klappe zu halten, aber so schnell konnte ich die Dinge anscheinend nicht miteinander verbinden. "Die Beziehung zwischen euch, meine ich. Ich hab einige Freunde, bei denen das richtig gut klappt, mit mehreren Partnerschaften gleichzeitig. Ich dachte es wäre total komisch auf dich zu treffen, aber- ist es irgendwie gar nicht, zum Glück. Eigentlich ist es sogar sehr locker und entspannt, oder? Jetzt bin ich mir erst recht sicher, dass das gut funktionieren kann." Ich lächelte ihm freundlich zu, aber statt dies zu erwidern, traf mich ein harter, undurchdringlicher Blick seinerseits. Sie hat dir erzählt wir sind ein Paar?, presste er zwischen seinen Lippen hervor, in einer Tonlage, die der von Lahja sehr ähnelte, wenn sie kurz davor war die Kontrolle über sich selber zu verlieren. Aber bevor ich irgendetwas tun oder sagen konnte, um die Situation zu retten, blieb unser beider Blick an unser eigentlich gemeinsamen Freundin hängen, die auf einmal neben uns auftauchte und uns erschrocken anstarrte. Dreifach-Scheiße.