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PSYCHIATRIE
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Adam Hudson
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Beitrag #9
RE: PSYCHIATRIE
Mir fiel zwar auf, wie Nele die Augen im Kopf verdrehte, aber ich reagierte darauf nur mit einem schwachen Lächeln und wartete darauf, dass meine Patienten sich wieder meinen Fragen widmete, auf die sie jedoch als Erstes eine Gegenfrage hören ließ. "Natürlich ist es normal zu trauern oder wütend zu sein, kein Mensch ist durchgehend gut gelaunt. Stimmungen verändern sich ständig, das ist richtig. Aber es liegt ein Unterschied darin, ob man um eine lange Beziehung trauert, indem man viel weint, oft verzweifelt und manchmal auch nicht den Sinn im Leben erkennt. Oder ob man tatsächlich versucht sich selber das Leben zu nehmen. Das ist eine- sehr extreme Form der Trauer. Und Nele, durch deine Krankheitsgeschichte weiß man bereits, dass du zu- verschiedenen Extremen neigst." Ich breitete meine Arme dazu ein wenig aus und stellte mit meinen geöffneten, hoch und runter schwenkenden Händen eine Waage dar. "Ich hab in den Unterlagen deines vorherigen Therapeuten gelesen, dass man dir deine Krankheit schon vor einigen Jahren diagnostiziert hat, ist das richtig? Bist du dir dessen auch bewusst? Verstehst du, was genau es heißt bipolar zu sein?" Oft war es so, dass die Patienten während ihrer depressiven Phasen zwar wussten, dass sie krank waren, aber sich schwer damit taten die dosierten Medikamente einzunehmen, weil sie den Sinn darin nicht erkennen konnten. In manischen Phasen jedoch war es für die Betroffenen schwierig zu erkennen, dass auch diese Hoch- und Glücksgefühle nicht der wirklichen Stimmung entsprachen, sondern die Folge eines Ungleichgewichts der Neurotransmitter im Gehirn darstellten. Deshalb verweigerten viele Patienten in der Manie die Einnahme ihrer Medikamente. Dieses Zusammenspiel machte es wiederum so schwierig die Krankheit zu behandeln. "Heilen kann man die Krankheit nicht, das ist auch richtig. Bisher ist die Medizin leider noch nicht so weit fortgeschritten, dass man eine Bipolare Störung wie eine Erkältung behandeln kann. Dass sie danach für immer verschwindet. Aber es ist trotzdem möglich etwas dagegen zu unternehmen, da hast du doch sicher auch schon mit deinen vorherigen Ärzten drüber gesprochen, oder? Man hat relativ große Erfolgschancen, wenn man hauptsächlich mit Stimmungsstabilisatoren arbeitet, Lithium zum Beispiel. Die Tabletten sollen dafür sorgen, dass die Signalstoffe in deinem Gehirn zurück in ein Gleichgewicht verfallen und auch dort bleiben. Das funktioniert nicht immer so, wie man sich das wünscht, das stimmt- manchmal verfällt der Patient trotzdem in Hochgefühle oder Tiefpunkte, aber es würde dir sehr viel Lebensqualität zurückgeben, wenn die Medikamente bei dir anschlagen. Beruhigungsmittel und Antidepressiva wende ich lieber nur zur Akutbehandlung an. Jetzt gerade werden dir Antidepressiva verabreicht und das ist auch gut so, aber das soll kein Dauerzustand sein." So einfach, wie es sich aus meinen Lippen gerade anhörte, war es aber auch nicht, deshalb lehnte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete Nele kurz. Nicht zu lange, nicht dass sie sich unwohl fühlte, nur um ihr meine Aufmerksamkeit zu verdeutlichen. "Du wirst bis ans Ende deines Lebens damit leben müssen, Nele, das stimmt. Und du wirst sehr viel dafür tun müssen, dass dir ein- geregeltes Leben überhaupt möglich ist. Aber es lohnt sich. Und ich bin gerne an deiner Seite, um dir bei dem Einstieg zu helfen, aber das kann ich nur, wenn du selber den Willen dazu aufbringst. Gibts es- noch andere Vertrauenspersonen in deinem Leben, die dich unterstützen können? Zu deinen Eltern hast du kein herausragend gutes Verhältnis, das hast du bereits gesagt. Und ich nehme an, dass dein Ex-Freund auch nicht infrage kommt, um dich bei der Therapie zu unterstützen?"
25.08.2015 20:07
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PSYCHIATRIE - Admiss - 23.08.2015, 20:14
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