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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: JUGENDZENTRUM
Weil das hier die aufrichtigste, respektvollste und freundlichste Reaktion von Lahja war, die sie mir seit einigen Tagen entgegen bringen konnte, sah ich sie auch darüber im ersten Moment ein wenig skeptisch an. Vielleicht war es sogar die vernünftigste Reaktion, die ich je von ihr bekommen hatte und gewissermaßen war es sicher gerechtfertigt, dass ich meinen Kopf abschätzend ein wenig zur Seite legte und darauf wartete, dass ein erneuter Wutausbruch folgte. Tat es aber nicht. "Ja, das- könnte man so sagen", stimmte ich ihr deshalb nach ein paar Sekunden der Stille resignierend zu. "Ich wollte, dass du endlich- aufhörst mich so zu ignorieren. Dass du diese Wut irgendwie rauslässt. Aber nein, ich hab sicher nicht damit gerechnet, dass es so passiert." Noch immer ein wenig überfordert mit der Situation rieb ich mir über die Augen, über die Stirn, schob meine Haare nach hinten und ging dann noch einen weiteren Schritt zurück, um einmal um mich herum zu sehen und mich dann ebenfalls wieder anzuziehen. Nur das Top, das am anderen Ende des Raumes lag, wo ich es eben ausgezogen hatte, beließ ich auch dort. "Was nicht heißt, dass ich das nicht wollte", stellte ich im nachträglich noch schnell klar. Nur, damit keine Missverständnisse aufkamen. "Oder dass es mir nicht gefallen hat, aber- du weißt, was ich meine." Wahrscheinlich war es mir noch nie so schwer gefallen mich auszudrücken und auch für Lahja musste es ein ganz neuer Anblick sein, dass ich zum ersten Mal unkontrolliert handelte und redete. Aber genau deshalb versuchte ich auch schnell mich wieder zu fangen, die Gedanken in meinem Kopf zu ordnen und auch bewusster zu antworten, als ich mich dem widmete, was jetzt schon ein paar Tage zwischen uns stand. "Nein, Lahja, das war nicht meine Intuition dahinter. Dass ich versucht hab dir zu helfen oder dass ich mit dir trainiere, das hatte nie etwas mit meinem Studium zu tun oder mit der Arbeit, an der ich schreibe. Ich hab dir das nicht angeboten, weil ich dich von Anfang an als- Versuchsobjekt gesehen hab. Das ist Schwachsinn. Wir waren bestimmt schon zwei oder drei Wochen im Training, als ich zum ersten Mal auf die Idee gekommen bin, dass sich diese Theorien, an denen ich schreibe, gut mit dir vereinen lassen. Dass es irgendwie passt. Anfangs war es nur ein Beweis für eine meiner Theorien, aber dann- ist es einfach immer mehr geworden." Kurz senkte ich den Blick auf Lahjas zittrige Finger, mit denen sie versuchte eine Zigarette zu drehen. "Ich versuch es dir zu erklären, okay? Du weißt, was ich mache, oder? Was ich studiere? Und du weißt auch, dass dieses Training zwischen uns oder das Training, das ich im Jugendzentrum anbiete, etwa die Dinge sind, die ich irgendwann beruflich machen möchte. Ich möchte- schwierigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mir ähnlich sind, dabei helfen sich selber zu verstehen. Ich hab aber noch nie zuvor jemanden getroffen, der mir so ähnlich ist wie du. Dir ist so viel passiert, das mir auch passiert ist. Und die Reaktionen von dir sind genauso, wie ich früher reagiert hätte. Das hieß für mich, dass ich kein Einzelfall bin und dass die Dinge, die mir geholfen haben, vielleicht vielen Leuten helfen können. Und- ich sehe ja, dass es dir wirklich etwas bringt, sonst wärst du jetzt nicht hier. Das ist nicht nur eine unfassbare Bestätigung für mich selber, sondern auch- das gibt mir ganz neue Perspektiven. Für die Zukunft und für meinen Beruf. Aber- nein, Lahja. Das ist nicht alles. Ich mach das hier mit dir, weil ich dich mag. Weil ich das Gefühl hab du verstehst die Dinge, die sonst kaum jemand versteht. Du bist viel mehr, als dieser Text, an dem ich schreibe, ich weiß das. Und ich wollte dich nie darauf reduzieren oder dir das Gefühl geben, dass ich dich darauf reduziere. Falls es so war, dann tut es mir Leid. Und es tut mir auch Leid, dass ich das alles hinter deinem Rücken getan hab oder dass du das Gefühl hast du kannst mir jetzt nicht mehr vertrauen." Nachdem Lahja und ich das erste Mal Sex miteinander gehabt hatte, war es so leicht gewesen danach wie üblich mit ihr umzugehen, es war nie verkrampft oder angespannt zwischen uns. Für mich fühlte es sich jetzt aber auf einmal völlig anders an. Ich hatte keine Ahnung, woran genau das lag, aber ich fühlte mich so fehl am Platz. Ich wusste nicht, ob ich sie berühren sollte oder nicht. Ob wir jetzt sofort wieder so miteinander umgingen, als wären wir nur Freunde. Weil es sich zum ersten Mal penetrant so anfühlte, als wären wir nicht nur das, sondern irgendwie- mehr.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
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21.08.2015 12:50 |
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