RE: KILIAN # APRIL
Es war so verdammt hart diese Worte aus Aprils Mund zu hören. Wie sie noch einmal all diese Dinge wiederholte, die ich zwar gesagt, aber nie so gemeint hatte. Unangenehm zog sich mein Körper zusammen und obwohl ich es zuvor noch geschafft hatte ihrem Blick standzuhalten, starrte ich jetzt wieder auf den Sand zwischen unseren Füßen. Wie sollte ich das denn wieder gut machen? Wie sollte ich es denn wieder gerade biegen, dass ich sie so verletzt hatte? Bis vor ein paar Minuten war ich mir sicher gewesen, dass es ihr ohne mich sowieso viel besser ging, aber- das hier? Das sollte besser sein? Auf der Straße leben, schon am frühen Nachmittag Schnaps in sich hinein kippen? Und da war noch etwas anderes. Für April war das zwischen uns vorbei, das sagte sie mir ganz deutlich, aber diese Angst sie jetzt tatsächlich zu verlieren, die mobilisierte völlig versteckte Kräfte in mir. Ja, verdammt, vielleicht war es besser, wenn wir einander nicht mehr trafen. Vielleicht wurde sie dadurch nicht mehr meiner Wut ausgesetzt. Aber scheiße, all diese Logik brachte mir nichts, wenn ich tief im Inneren spürte, dass ich etwas ganz anderes von ihr wollte. Möglicherweise hatte Matt tatsächlich Recht damit, dass es jetzt an mir lag uns beide zu retten, aber ganz egal was mich letztendlich dazu motivierte, innerlich weigerte ich mich das einfach so hinzunehmen. Stattdessen ging ich zwei Schritte auf April zu und griff nach ihrer Hand, umschloss ihre Finger so fest mit meinen, dass sie sie nicht sofort zurückziehen konnte. Nicht, solange ich nicht ausgesprochen hatte, was ich ihr sagen wollte. "April, die Dinge die ich gesagt hab, die meine ich nicht so. Wirklich nicht. Nichts davon. Ich verstehe nicht, warum dein Exmann mit einer anderen Frau im Bett war, hab ich noch nie. Und werde ich auch nie. Ich bin auch nicht der Meinung, dass du mir irgendwelche deiner Probleme wegen Chris nur vorgeheuchelt hast. Ich hab das alles mit dir durchgemacht, vom Anfang bis zum Ende, und ich weiß, wie sehr du darunter leidest, immer noch. Ich- ich wollte das nie infrage stellen und ich wollte und werde dich auch nie zu etwas drängen, zu dem du noch nicht bereit bist. Ich hoffe das weißt du. Und- ich will auch nicht, dass du dich von Lahja fern hälst. Oder von mir. Du tust ihr so gut und sie mag dich, wirklich. Sie wird mit neuen Personen in ihrem Leben anfangs schwer warm, aber ich merke, wie sie dir immer mehr vertraut und ich- ich glaube sie braucht dich auch. Genauso wie ich. Ich will nicht ohne dich sein. Bitte." Noch einmal drückte ich ihre Hand mit meiner. "Ich hab tatsächlich nichts anderes mehr im Kopf, als dich und dein Ego, aber genau so will ich das auch. Ich will mich mit deinen Problemen auseinander setzen und ich will dir helfen oder gemeinsam mit dir nach einer Lösung suchen. Ich will dir ganz viel Aufmerksamkeit schenken und für dich da sein, wenn so etwas passiert wie- das mit deiner Wohnung. Und ich verstehe absolut nicht, wie diese wütende Version von mir selber nicht verstehen kann, wie gut du für mich bist. Deswegen- noch einmal, es tut mir Leid. Sieh mich an. Das sind die Dinge, die ich wirklich denke." April hatte selber schon gemerkt, dass ich mit Worten nicht gut umgehen konnte. Normalerweise schaffte ich es nicht meine Gefühle in Worte zu fassen und daran lag es vermutlich auch, dass sie mir vor einer Woche all diese Beleidigungen und Verwürfe einfach so geglaubt hatte. Weil ich nie versuchte sie von dem Gegenteil zu überzeugen. Bis jetzt. "Ich- hab wirklich Gefühle für dich. Und ich weiß, dass wir es immer langsam angehen lassen wollten, auch wegen Lahja oder deinem Ex-Mann, aber- ich will mehr. Ich will mit dir zusammen sein, so richtig. So, dass jeder davon weiß. Und dass du mit deinen Problemen zu mir kommen kannst. Das ist es, was ich wirklich denke und was ich dir eigentlich wirklich sagen will." Mir war vollkommen klar, dass ich April damit wahrscheinlich völlig überforderte, aber gleichzeitig fühlte es sich auch so an, als hätte ich gar keine Wahl, als ihr das jetzt alles zu sagen. Als wäre es zu spät, wenn ich es nicht jetzt aussprach.
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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