RE: SPIELPLATZ
Ich hatte tatsächlich ein paar Tage lang komplett Abstand von Sky genommen. Bewusst besuchte ich sie nicht in ihrer Wohnung, bestellte sie nicht zu mir und auch in dem Bordell liefen wir einander nicht über den Weg. In einem Gespräch zwischen zwei anderen Huren konnte ich mit anhören, wie sie darüber redeten, dass Sky eine ganze Woche lang nicht arbeiten musste, aufgrund eines Zwischenfalls mit einem Freier, das hieß also sie hatte sich tatsächlich an ihre Worte gehalten und jemand anderen vor Brooke angeschwärzt. Und genau das war der Grund dafür, dass ich sie nicht einfach vergessen konnte. Oder dass ich nicht bereit war ihr Leben zu zerstören. Ich konnte es zwar auch nicht einfach hinnehmen, dass ihre Tochter weiterhin Kontakt zu ihrer heroinabhängigen Mutter hatte, aber es musste einen anderen Weg geben. Und nach mehreren Tagen des Grübelns glaubte ich auch diesen gefunden zu haben. Der Vorteil, der mir gegeben war, lag tatsächlich in ihrer Persönlichkeitsstörung. Ich musste Scarlett auf meine Seite bringen. Scarlett war die starke Frau von den beiden. Wenn ich es schaffen würde sie genauso kontrollieren zu können wie Sky, dann wäre das eine Lösung all unserer Probleme, denn für mich war es vollkommen offensichtlich, dass der Ursprung allen Übels in Brooke lag. Sie war dafür verantwortlich, dass die kleine Mia nicht bei ihrer Mutter leben konnte, sie versorgte Sky immer wieder mit Drogen und sie dirigierte ihr komplettes Leben. Das musste aufhören, aber durch Sky kam ich nicht an sie heran, weil diese Person in ihr viel zu sehr auf die rothaarige Frau fixiert war. Ich hatte es mehrmals versucht, aber sie wollte einfach nicht sehen, dass Brooke nur mit ihr spielte. Dass sie ihr nichts zu verdanken hatte. Scarlett allerdings, an diese unabhängige Frau konnte ich herankommen, wenn ich es richtig anging. Und wenn Scarlett mir erst einmal gefügig war, dann hatte ich die komplette Kontrolle über ihr Leben.
Vorsichtshalber traf ich mich noch einmal mit dem Arzt und versuchte an einige Informationen heran zu kommen, weil ich auch wusste, dass Scarlett jedes Mal wieder zu Sky wurde, wenn ich ihr zu nah kam. Etwas, das zu einem großen Problem werden konnte, aber nach all meiner Recherchen glaubte ich den richtigen Weg gefunden zu haben. Ich durfte sie nicht bedrängen, ihr nicht das Gefühl geben, dass es mir nur um Sex ging, sondern mich ihr ganz langsam nähern. Liebe vorheucheln. Mich für sie aufopfern. Eine Beziehung beginnen. So schwer das für jemanden wie mich auch war, als ich nur einen Tag später Scarlett mit dem Auto verfolgte, aus sicherer Entfernung beobachtete wie sie ihre Tochter abholte und mit ihr zu einem Spielplatz ging, war ich mir sicher, dass ich es genauso durchziehen würde. Ich konnte nicht zulassen, dass dieses kleine, liebenswerte Mädchen so viel Leid durchstehen musste, weil Brooke die Fäden im Leben ihrer Mutter zog. Obwohl ich sehr selten einen tiefen emotionalen Bezug zu anderen Personen herstellen konnte - Kinder waren etwas anderes. Kein Kind sollte leiden müssen. Eine gefühlte Ewigkeit lang saß ich in sicherer Entfernung auf einer Parkbank und beobachtete einfach, wie glücklich Scarlett mit ihrer Tochter spielte, aber ich wartete einen Moment ab, in dem sie am Rande des Spielplatzes sitzen blieb und die kleine Mia ein paar Meter entfernt im Sand spielte. Bewusst ging ich jedoch nicht zu der erwachsenen Frau - einerseits, weil ich keine Ahnung hatte, ob sie mich noch erkennen würde, und andererseits, weil ich sie nicht auf eine sexuelle Ebene drängen wollte, indem ich als Mann einfach ein Gespräch mit ihr begann -, sondern steuerte das kleine Mädchen an. Unauffällig. Nicht so, dass man direkt sah, dass sie mein Ziel darstellte. "Was machst du denn da Schönes im Sand?", fragte ich mit ganz liebevoller, sanfter Stimme und einem Lächeln auf den Lippen, während ich mich neben ihr in die Hocke sinken ließ. "Baust du etwas? Mit wem bist du denn hier?" Ich tat so, als wäre ich nur ein besorgter Passant und als das kleine Mädchen ihre kleinen Finger in die Richtung von Scarlett streckte, sah ich die blonde Frau an und schenkte auch ihr ein Lächeln. Entschuldigend und beruhigend, damit sie nicht auf die Idee kam, dass ich als erwachsener Mann eine Bedrohung für ihre Tochter darstellte.
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