RE: SUMMER
"Was ich für ein krankes Arschloch bin, hättest du wissen müssen, als ich dich gebeten habe an deinem Küchentisch meine Haut zusammen zu nähen", erwiderte ich ruhig und noch immer ohne den Ansatz einer Emotion auf meinem Gesicht. Weder lächelte ich über diese dumme Aussage, noch gab ich ihr irgendwie das Gefühl, dass sie sich mit dieser Beleidigung etwas erlaubte, das Summer nicht zustand. Danach beobachtete ich wortlos, wie sie mit den Schmerzen in ihrem Körper kämpfte, aber sich unter Anstrengung all ihrer Kräfte dann doch auf die Beine zog und umständlich zur Küchenzeile taumelte. Auch ich war in der Zeit aufgestanden, verharrte aber ruhig mitten im Raum und ließ einfach mit meinen Blicken keine ihrer Bewegungen unbeobachtet. Es konnte ebenso gut sein, dass sie in einem ihrer Küchenschränke eine weitere Waffe lagerte, die sie innerhalb von Sekunden gegen mich richten konnte. Und ich war noch immer wehrlos. Doch stattdessen versorgte Summer sich lieber mit Kühlpads und sank direkt dort, vor dem Kühlschrank, wieder auf den Boden. Vielleicht hätte es sich für mich besser angefühlt Summer zu erklären, dass ich keine Wahl hatte. Dass es mir Leid tat. Und dass ich sie von mir aus niemals so zurichten würde. Nicht nachdem, was sie für mich getan hatte. Ich hätte gerne meine Hand beruhigend auf ihre Schulter gelegt und ihr versichert, dass ich in den nächsten Wochen unauffällig ein Auge auf sie haben würde. Oder ihr ein wenig Geld gegeben, um die kommenden Tage zu überstehen, in denen sie mit diesen Verletzungen nicht arbeiten konnte. Aber letztendlich tat ich nichts dergleichen, weil ich schon immer ein Einzelgänger gewesen war und weil ich wusste, dass man Menschen nicht trauen konnte. Niemandem. Vielleicht würde es mir früher oder später zum Verhängnis werden, wenn ich diese Emotionen in mir heraus ließ. Wenn ich Summer in das einweihte, was wirklich in mir vorging. Vielleicht würde sie sich dann zu sicher fühlen oder einen Fehler begehen. Vielleicht würde Brooke es sogar in ihren Augen erkennen, wenn dies der Rothaarigen doch nicht ausreichte. Es war sicherer für uns alle, dass ich einfach akzeptierte wie hasserfüllt Summer mich jetzt ansah. "Das hast du richtig verstanden, ja. Und ich meine das Ernst, das hier ist kein Spaß. Niemand wird davon erfahren. Brooke zögert keine Sekunde, bevor sie dir das Leben nimmt. Und ich auch nicht." Noch einmal sah ich sie mit hartem Blick an, war schon kurz davor mich einfach umzudrehen und zu gehen, aber hielt dann doch nochmal inne. Langsam ging ich auf sie zu, nahm ihr das Kühlpad aus der Hand und wickelte es in ein Handtuch, bevor ich es wieder zu ihr hinab hielt. "Schützt vor Gefrierbrand", erklärte ich ruhig, nickte ihr noch einmal kurz zu und drehte ihr dann tatsächlich meinen Rücken zu, um ohne ein weiteres Wort ihre Wohnung zu verlassen. Nachhaltig beeindruckt davon, dass sie an keinem Punkt Schwäche gezeigt oder mich angefleht hatte, ihr nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
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