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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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Registriert seit: Jun 2015
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RE: JUGENDZENTRUM
Es hatte mir auf mehrere Arten geholfen Lahjas Vater nicht nur kurz kennen zu lernen, um den Streit zu schlichten, sondern auch hinterher noch mit ihm und seiner Tochter am Tisch zu sitzen. Ich verstand sie besser. Ich verstand, weshalb sie so war, wie sie war. Ich verstand auch, weshalb sie es nicht schaffte den Verlust ihrer Mutter zu verarbeiten, warum sie ihr so fehlte. Und warum sie Angst gehabt hatte nach Hause zu gehen. Da gab es so viel, das in ihrem Leben falsch gelaufen war und auch jetzt noch immer nicht in richtige Bahnen geriet. Obwohl sie und ihr Vater gleichermaßen an sich arbeiten wollten, beide schienen immer wieder aneinander zu scheitern, trotz all der guten Vorsätze. Und das war verdammt anstrengend. Mich brachte das tatsächlich in meiner Arbeit deutlich voran, das eröffnete ganz neue Möglichkeiten der Recherche und die nächsten Wochen verbrachte ich jede freie Minute am Schreibtisch und in meinen Büchern, aber es war nicht nur das. Mein Interesse und meine Sorgen hatten nicht nur damit zutun, dass ich einen guten Abschluss schreiben wollte mit einer Arbeit, die mir danach beruflich genau die Möglichkeiten eröffnete, auf die ich hoffte. Ich hatte Lahja wirklich gern gewonnen, sie war tatsächlich eine gute Person, die einfach eine große Last mit sich herum trug. Ich verbrachte gerne Zeit mit ihr, ob beim Training, hinter der Theke im Jugendzentrum oder wenn wir mal wieder gemeinsam Essen gingen und uns dabei neckische Kommentare an den Kopf warfen. Wir waren mit der Zeit zu Freunden geworden, die einander vertrauten. Manchmal, wenn ich an meinem Laptop saß, dann fragte ich mich schon, was sie wohl davon hielt, dass sie einen wichtigen Teil meiner Arbeit einnahm, aber letztendlich führten diese Fragen zu nichts. Ich konnte ihr schließlich nicht davon erzählen, das würde alle weiteren Experimente Zunichte machen. Deshalb befasste ich mich auch nie zu lange damit, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie das hier irgendwann erfuhr. Zumindest bis zu dem Moment, an dem es tatsächlich soweit war.
Auch wenn ich im Nachhinein selber nicht mehr darauf bestanden hätte, arbeitete Lahja trotzdem das Geld für die Taxifahrt damit ab, dass sie mir nach dem Training für die Jugendlichen beim Aufräumen half. Mehr noch, sie übernahm die Aufgabe komplett und ich konnte ich mich währenddessen mit meinem Laptop an einen Tisch setzen und einige Ansätze und Ideen notieren, die mir heute im Laufe des Tages gekommen waren, um später meine Nachforschungen anzustellen. Dabei bemerkte ich nicht, wie Lahja sich mir von hinten näherte, bis auf einmal ihre Stimme direkt neben meinem Ohr ertönte. Mein Körper zuckte erschrocken zusammen, mein Kreuz war auf einmal kerzengerade und obwohl ich schnell meine Hand auf den Laptop drückte und ihn hörbar zuklappte, um das Geschriebene vor ihr zu verbergen, war es anscheinend schon zu spät. "Nichts", stieß ich einfach aus Reflex aus, mein Körper drehte sich auf dem Stuhl in ihre Richtung, aber ich sah in Lahjas Gesicht, dass sie sich nicht damit zufrieden geben würde. So war sie nicht. "Das ist- einfach etwas, an dem ich arbeite." Ich versuchte dem Gespräch auszuweichen, indem ich völlig gleichgültig darüber sprach - als wäre es nichts Ungewöhnliches -, meinen Laptop in meinem Rucksack versenkte und einfach vom Stuhl aufstand, um mich an ihr vorbei zu schieben. "Bist du fertig? Hast du alles weg geräumt?"
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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06.08.2015 22:18 |
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