ZAC'S & AVA'S FLAT

[Zac William Coles]

Zac war tatsächlich völlig blind für sein direktes Umfeld: Er sah weder, dass Ava die Wohnung aufgeräumt hatte, noch wie attraktiv sie heute aussah. Mehr noch als sonst. So als hätte sie nach langer Zeit mal wieder viel Mühe und Zeit investiert, um nicht nur sich selber schön in ihrer Haut zu fühlen, sondern auch ihrem Verlobten zu zeigen, dass sie das noch war. Monatelang hatte Zac auf ein Zeichen wie dieses gewartet, noch vor wenigen Tagen wäre er unheimlich anfällig dafür gewesen und hätte sofort jeglichen Frust vergessen, aber jetzt in seiner Wut drang nichts davon zu ihm durch. Vielleicht hätten die beiden sich sogar jegliche Streitereien sparen können, wenn Ava ihm nur ein paar Tage früher gezeigt hätte, dass sie noch immer als Familie für dasselbe Ziel kämpften - vielleicht hätte Zac dann auch im Streit um Lahja eingelenkt und seine Familie über alles andere gestellt - aber dafür war es mittlerweile zu spät. Die Fehler, die seine Verlobte in den vergangenen Tagen begangen hatte, enttäuschten und verärgerten Zac nicht nur, sie zeigten auch noch ein ganz anderes Bild von Ava. Eine Seite, die er bisher nicht kannte und die er am liebsten auch nie kennen gelernt hätte. Sie war zwar schon immer eine starke Frau gewesen, die für ihre Überzeugungen einstand, deshalb liebte er sie auch, aber welche Wege sie dafür gehen konnte und welchen Schmerz sie dafür in Kauf nahm, das hatte Zac nicht einmal im entferntesten geahnt.
"Es ist schrecklich, was ihr zugestoßen ist?", schrie er seiner Verlobten daher noch lauter entgegen. "Du meinst, was du zu verantworten hast? Das alles wäre überhaupt nicht passiert, wenn du dich nicht eingemischt hättest, Ava! Nichts davon! Und ich hätte auch nicht vier Abende im Krankenhaus sitzen müssen, wenn du dich einfach von Anfang an rausgehalten hättest. Lahja lag vier verdammte Tage lang im Koma, ihr Freund ist tot, sie hat nichts mehr und niemand kümmert sich um sie - nein, auch nicht ihr beschissener Vater - und du machst mir tatsächlich Vorwürfe, dass ich versuche für sie da zu sein?" Fassungslos starrte Zac seiner Verlobten direkt ins Gesicht, in seinen Augen war dabei nichts mehr der üblichen Wärme, Vertrautheit und Liebe zu erkennen. Stattdessen war da auf einmal Wut, Verzweiflung und Erschöpfung. "Was willst du eigentlich von mir, Ava? Würde es dich wirklich glücklich machen, wenn ich Lahja von jetzt an nicht mehr sehe und nicht mehr kontaktiere? Wenn ich sie einfach sich selber überlasse? Willst du das? Und was, wenn sie es dann nicht schafft, hm? Hast du da schon mal drüber nachgedacht? Stell dir vor ich erfahre irgendwoher, dass sie über- oder falschdosiert hat - oder noch Schlimmeres - glaubst du das würde mich völlig kalt lassen? Willst du das wirklich herausfinden?"