RE: MOTEL
Schweigend sah Zac zu Lahja hinab, als sich Tränen in ihren Augen sammelten und sie mit gebrochener Stimme erklärte, was sie soeben glaubte verloren zu haben. Nicht nur jemanden, der so gewalttätig und respektlos mit ihr umging, dass sie sich nun kaum mehr bewegen konnte, sondern auch ihren Freund. Ihre Vertrauensperson. Derjenige, der in den letzten anderthalb Jahren beinah jeden Tag mit ihr verbracht und sich allen Forderungen des Alltags mit ihr gestellt hatte. Zac war in der Regel niemand, der alles nur in schwarz oder weiß sah, aber es gab für ihn Grenzen, die man einfach nicht überschritt. Gegenüber niemandem. Und er wusste, wovon er da sprach; er selber hatte in seinem Leben zahllose Menschen so zugerichtet wie Lahja jetzt aussah. Oft sogar noch schlimmer. Aber er hatte sich im Umkehrschluss auch selber so sehr dafür gehasst, dass auch jetzt noch sein ganzes Leben darum ausgerichtet war diese Zerstörungswut in ihm zu kontrollieren. Außerdem hatte er in seiner Vergangenheit nie - niemals - unerwartet die Hand gegenüber jemandem erhoben, der ihm am Herzen lag. Und so gerne er Lahja auch Mitgefühl für ihre Situation zeigen würde, es gab keine Faser in dem Körper von Zac, die sich auch nur ansatzweise vorstellen wollte, dass Blaze ein guter Mensch war. Ein guter Partner. Jemanden, auf den sich seine Ex-Freundin hatte verlassen können.
Stattdessen schüttelte er über ihre Worte angespannt den Kopf und befasste sich erst einmal damit Lahja vorsichtig wieder auf die Beine zu helfen, damit er sich einen besseren Überblick über mögliche andere Verletzungen verschaffen konnte, die unter den vielen dunklen Tätowierungen beinah unsichtbar wirkten. "Was ist es, was du geraucht hast?", fragte Zac diesmal ganz direkt, während er seine Hände vorsichtig an Lahjas entblößten Oberkörper legte und mit den Fingern jede Rippe einzeln mit sanftem Druck abtastete. In den vergangenen Wochen hatte er sich oft zurückgehalten und nie so unverblümt mit seiner Ex-Freundin über ihren Konsum gesprochen, aber jetzt musste er wissen, womit er es hier zutun hatte. Was genau würde Lahjas Körper vermissen, wenn sie zu lange hier drin blieb? Welcher Stoff würde sie eventuell sogar zurück zu Blaze ziehen? "Crystal? Crack? Heroin? Oder was?" Insbesondere bei der letzten Option hob er erneut den Blick in ihre Augen, in stillschweigender Erinnerung an diesen Mann, der sie mehrere Tage in seiner Gewalt gehalten und ihr regelmäßig Heroin gespritzt hatte. Daran, wie Zac ihr damals geholfen hatte den Entzug davon zu überstehen.
An einer besonders schmerzhaften Stelle an Lahjas Rippenbogen hielt Zac inne, zog seine Finger mehrmals sanft darüber, aber schüttelte letztendlich den Kopf. "Die zwei Rippen hier, die könnten gebrochen sein. Vielleicht auch nur geprellt, aber bei der Schwellung bräuchte man ein Röntgenbild, um das mit Sicherheit zu sagen." Genauso wie sie, wusste aber auch er, dass es letztendlich keinen Unterschied machte, die Behandlung war dieselbe, deshalb ließ er diese Stelle auch einfach ruhen und ging noch ein wenig näher an Lahja heran, um eine Hand auf ihren Rücken zu legen und ihr damit Halt zu bieten, während er die Finger der anderen Hand sachte an verschiedene Punkte auf ihrem Bauch drückte, dort, wo möglicherweise Organe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Achtsam betrachtete er dabei ihr Gesicht, suchte nach Anzeichen für eine besonders schmerzhafte Stelle, aber nichts deutete auf innere Verletzungen hin. Zum Glück. "Du weißt, worauf du achten musst, oder? Wenn du dich nochmal erbrechen musst und Blut mit rauskommt oder wenn Blut in deinem Urin ist, dann rufst du mich heute Nacht sofort an, okay?" Zuletzt zog Zac seine Finger auch noch ein Mal an ihrer Wirbelsäule hinab, bis zum Beckenknochen, und stellte sich danach vor Lahja, um ihren Kopf erneut in seine Hände zu nehmen und ihn erst vorsichtig nach links, dann nach rechts zu drehen, aber auch dort machten sich keine ungewöhnlichen Schmerzen bemerkbar. Ein bisschen erleichtert hörte es sich deshalb auch an wie er danach die Luft aus seinen Lungen stieß und einen Schritt von ihr zurücktrat.
Unsicher verlor sein Blick sich auf dem Boden, während Zac mit dem feuchten Handtuch etwas Blut von seinen eigenen Händen rieb, aber konnte letztendlich doch nicht auf sich ruhen lassen, was ihm jetzt schon seit Lahjas vorherigen Tränen durch den Kopf ging. "Kannst du deine eigene Gesellschaft denn immer noch so wenig leiden, dass du dich lieber mit jemandem abgibst, der dich aus Eifersucht beinah tot prügelt, als alleine zu sein?" Unnachgiebig sah er ihr dabei in die Augen. "Und das ist nicht einmal übertrieben, Lahja. Sieh dich an."
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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