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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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RE: JUGENDZENTRUM
Zac hörte Lahjas aufbauenden Worten zwar aufmerksam zu und war ihr innerlich auch dankbar dafür, dass sie seine verdrehten Tatsachen und Selbstzweifel nicht einfach als gegeben stehen ließ, aber außer eines sanften Nickens erhielt sie keine weitere Antwort von ihm. Diese Emotionen, die sich auf einmal in seinem Körper ausbreiteten, waren selbst für Zac so unerwartet gekommen, dass er sich erst einmal ganz in Ruhe und kontrolliert damit auseinandersetzen musste, ehe er bereit war mit jemandem darüber zu sprechen. So war Zac schon immer gewesen. Er predigte zwar seit jeher, dass Kommunikation unabdingbar war und man viele Probleme verbal am Besten lösen konnte, aber es war ihm auch wichtig diese Gespräche nicht unvorbereitet zu führen. Wenn er Ava mit seinen Sorgen konfrontierte, dann musste er sich erst allein mit den möglichen Konsequenzen auseinandersetzen, vor allem um einen etwaigen Kontrollverlust zu verhindern. Das gehörte zu seiner selbst auferlegten Therapie, die er mittlerweile schon seit Jahren so praktizierte, und die ihn davor schützte noch einmal so unberechenbar zu werden wie während seiner Jugend. Und auch mit jemand Außenstehendem - so wie Lahja in diesem Fall - konnte er solch wichtige Dinge nicht im Vorfeld diskutieren, viel eher war es erlösend, dass er sich stattdessen mit ihren Problemen von seinen eigenen ablenken konnte.
Erneut hörte er ihr aufmerksam zu, aber diesmal sah er dabei durchweg in ihr allzu bekanntes Gesicht, anstatt sich mit den Augen irgendwo anders im Raum zu verlieren. Er wollte sehen, ob ihre Emotionen mit ihren Worten übereinstimmten, ob sie die Wahrheit sagte. Doch während Zac keine offene Lüge in ihrem Blick erkennen konnte, glaubte er doch, dass ihr die Wahrheit einfach selber nicht recht bewusst war. Vielleicht gefiel es ihr sich jetzt gerade mal wieder in dem Chaos und der Destruktion zu verlieren, vielleicht genoss sie es auch, dass sie dabei endlich jemanden an ihrer Seite hatte, der sie nicht ständig maßregelte, aber Zac hatte Lahja studiert. Über Monate hinweg. Er hatte seine Bachelor-Thesis über sie geschrieben und kannte sie ähnlich gut wie sich selber - gerade, weil sie beide sich so ähnlich waren. Und er wusste auch, dass sie nicht so kurzsichtig war wie sie gerne wäre. Er wusste, dass sie sich zwischendurch um sich selber sorgte. Dass sie sich manchmal sogar vor ihrem eigenen Spiegelbild erschrak. Er wusste auch, dass sie sich nach mehr sehnte, als nach dieser eingeschränkten Liebe von Blaze, abhängig von seinem Drogenkonsum und seiner Tagesverfassung.
Zac glaubte, dass etwas anderes für ihren erneuten Absturz zur Verantwortung gezogen werden musste und dass man es nicht einfach als ihre eigene Schuld abtun konnte: Lahja fehlte jemand, der für sie da war und sie bedingungslos liebte. Ihr fehlte jemand, der sich um sie sorgte. Der sie unterstützte. Denn von all den Personen, die diese Stellung mal inne gehabt hatten, war niemand mehr übrig. Jeany war schon seit langem tot und könnte diese Aufgabe nie wieder übernehmen. Kilian hatte noch nie darin geglänzt seiner Tochter Liebe und Wertschätzung zu zeigen. Wo Matt war, das wusste Zac nicht, aber vermutlich aktuell auch kein Teil von Lahjas Leben oder zu sehr mit seinem eigenen beschäftigt. Noah und Lahja waren getrennt. Und Zac hatte vor eineinhalb Jahren ebenfalls nicht für seine Ex-Freundin da sein können. Damals, als erneut alles über sie herein gebrochen war. Stattdessen hatte sie sich an die erste Liebe und Erlösung geklammert, die ihr über den Weg gelaufen war: Blaze. An jemanden, der sich zumindest oberflächlich um sie sorgte und ihr das Gefühl gab nicht ganz allein dieser gottverdammten Welt gegenüber treten zu müssen. Und ja, mit Sicherheit war es auch eine Art von Erlösung, dass Lahja sich nun ausnahmsweise nicht für jeden ihrer Fehltritte rechtfertigen musste, aber glücklich? Zac sah sie lange an und war der festen Überzeugung, dass sie sich damit selber etwas vormachte.
Aber was sollte er tun? Sollte er sagen Hey, Lahja, in Wirklichkeit bist du nur mal wieder einsam und hast sonst niemanden, der sich um dich kümmert? Wenn es etwas gab, mit dem er sie jetzt augenblicklich und für immer vertreiben würde, dann das. Stattdessen versuchte er es auf subtilere Art. "Und was, wenn du irgendwann nicht mehr glücklich bist?", fragte er vorsichtig. "Lässt Blaze dich dann einfach gehen? Würdest du den Absprung alleine schaffen?" Auch Zac deutete mit einem Nicken auf den Tisch, dorthin, wo sie kurz zuvor seinen Geldschein an sich genommen hatte. "Glaubst du, du hast noch so viel Kontrolle, dass du irgendwann einfach umdrehen kannst?" Er vermutete viel eher, dass sie sich in einer Abwärtsspirale befand, wie schon so oft in ihrem Leben. Sie würde immer tiefer und tiefer rutschen - wenn auch schleichend - so lange, bis mit einer großen Explosion erneut alle Teile ihres Lebens zerstört vor ihr lagen. Und Zac spürte, dass er nichts anderes tun konnte, als auf diesen Knall zu warten. Und zeitgleich immer wieder seine Hilfe anzubieten. "Wenn etwas ist - irgendwas - du kannst immer zu mir kommen, okay? Ich will nur, dass du das weißt. Und falls du es vergessen hast, ich war mal genauso wie du. Und jetzt bin ich trotzdem dort, wo ich bin. Also nein, ich finde die Vorstellung nicht unpassend, dass auch du irgendwann ein normales Leben führen kannst. Sei einfach- pass auf dich auf, okay?" Eindringlich sah Zac ihr noch einmal in die Augen, damit Lahja auch wirklich verstand wie ernst seine Worte ihm waren.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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08.08.2018 11:38 |
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