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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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RE: JUGENDZENTRUM
Um zu verhindern, dass Ava beim Anblick seines Gesichtes in heillose Panik verfiel, hatte Zac sie auf dem Heimweg bereits angerufen und in einigen kurzen Sätzen zusammengefasst, was ihm soeben passiert war. Und obwohl sie kurze Zeit später schon im Flur auf ihn wartete und man in ihren Augen deutlich erkennen konnte wie viele Sorgen sie sich gerade machte, hatte sie dennoch schon ein paar Eiswürfel in ein Handtuch gewickelt und hielt sie ihrem Verlobten bereitwillig entgegen. Bis spät in die Nacht sprachen die beiden an diesem Abend noch miteinander und wie versprochen war Zac auch von Anfang an ehrlich zu ihr. Er erzählte von dem Jugendlichen, der schon seit Wochen so bedrückt schien, und von seinen Schulden bei Blaze. Er berichtete von dem ersten Zusammentreffen mit Lahjas vermeintlichem Freund und dann auch von ihrem plötzlichen Erscheinen. Davon wie schlecht sie aussah. Wie ihr Konsum schon wieder ihr Gesicht zeichnete. Er verglich seine Ex-Freundin mit den Jugendlichen, die er jetzt schon seit Jahren trainierte, und versuchte Ava begreiflich zu machen, dass er ihr genauso helfen wollte wie jedem anderen verlorenen Jungen oder Mädchen, das auf der Schwelle des Jugendheims erschien, aber trotz langer Diskussionen musste er sich seiner Verlobten am Ende geschlagen geben. Obschon er aber doch darauf achtete ihr nur insoweit zuzustimmen, dass er Lahja nicht helfen konnte, wenn sie sich nicht von ihm helfen lassen wollte. Denn Ava wusste ebenso gut wie Zac - auch wenn sie es nicht offen aussprechen mussten - dass er niemals jemandem seine Hilfe untersagen würde, der ihn genau darum bat. Auch nicht Lahja. Vor allem nicht Lahja.
Zwei Tage später hatte die Faust von Blaze tatsächlich einen bläulich-lila-farbenen Fleck um Zacs Auge herum hinterlassen. Früher hätte er diese Kriegsverletzungen noch mit Stolz getragen, heute versuchte er viel eher sein Gesicht so gut es ging vor anderen zu verstecken, um dadurch nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Seinen Chefs gegenüber war er zwar grob ehrlich, indem er wahrheitsgemäß erzählte er sei mit einem Dealer von einem der Jungs in eine Auseinandersetzung geraten, aber ließ wohlwissend den Rest der Geschichte einfach unausgesprochen. Sie mussten nicht erfahren, dass das Geschehene auch einen persönlichen, privaten Hintergrund hatte, und erst recht nicht, dass Zac zwei Mal auf Blaze getroffen war und er zwei Mal den selben Fehler begangen hatte: Den ersten Schlag zu setzen. Er war es gewesen, der aus dieser Konfrontation eine handgreifliche Schlägerei gemacht hatte, und das Veilchen in seinem Gesicht hatte er sich auch nur selber zuzuschreiben, aber außer seiner Verlobten würde Zac sich hüten noch jemandem davon zu berichten.
Für sich selber war das alles aber noch lange nicht so schnell abgehakt wie anscheinend für alle anderen in seinem Umfeld. Mehrmals täglich erwischte Zac sich dabei wie er gedanklich abdriftete und erneut von der Sorge um Lahja heimgesucht wurde. Ging es ihr gut? Was war das für eine Art von Beziehung zu diesem Dealer? Konnte man das schon als selbstverletzendes Verhalten definieren? Konnte er irgendetwas tun, um ihr zu helfen? Und wenn nicht, könnte jemand anders etwas tun? Kilian? Matt? Oder jemand Professionelles?
Auch an diesem Abend war Zac wieder in denselben Gedanken vertieft, als er nach seinem Training die Matten vom Boden zusammen räumte und auf einmal von einer allzu vertrauten Stimme zurück in die Gegenwart geholt wurde. Eilig wandte sich sein Körper in Lahjas Richtung und sofort zog sich ein Gefühl der Erleichterung durch ihn hindurch. Sie war hier. Sie suchte Hilfe - zumindest interpretierte Zac das sofort in ihr Erscheinen hinein - und es schien als ginge es ihr den Umständen entsprechend in Ordnung. Zumindest auf den ersten Blick, denn nach allem, was er von ihr wusste, war Zac auch durchaus bewusst, dass Lahja sich nicht leichtfertig entschuldigte. Es war ihr schon immer unheimlich schwer gefallen diesen Schritt zu gehen und wenn sie jetzt hier erschien, um Zac für das erneute Chaos um Verzeihung zu bitten, dann lag mit Sicherheit mehr in ihren Worten, als das. Sie war nicht einfach nur hier, um das zu sagen, und sich von ihm ein Schwamm drüber abzuholen. Sie wollte nicht nur ihr Gewissen erleichtern. Zac glaubte, dass sie ihn dadurch tatsächlich wortlos - vielleicht sogar unterbewusst - um Hilfe bat, und er würde alles daran setzen sie erneut zu unterstützen. "Ist schon okay. Das war nicht deine Schuld, Lahja. Ich hab mich doch selber mit deinem Freund angelegt. Aber- trotzdem Danke. Auch dafür, dass du extra nochmal vorbei gekommen bist." Zac nickte ihr einmal schwach zu und beförderte die letzte Matte auf den Stapel der anderen, ehe er sich wieder in ihre Richtung drehte und vorsichtig versuchte zu verhindern, dass sie direkt wieder verschwand. "Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?Wir haben uns so lange nicht gesehen und sind vorgestern auch gar nicht richtig dazu gekommen miteinander zu reden." Offensichtlich. "Ich hab Feierabend, wir könnten um die Ecke eine Kleinigkeit essen? Oder uns einen Bio-Eistee mit Agavendicksaft statt Zucker hier im Café holen?" Zac erinnerte sich noch gut daran wie sehr Lahja ihn manchmal für seine gesunde Ernährungsweise verflucht hatte, und er konnte nicht verhindern, dass er beim Gedanken daran sarkastisch lächeln musste.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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27.07.2018 15:58 |
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