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JUGENDZENTRUM
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Zac William Coles
THINKING STRAIGHT
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RE: JUGENDZENTRUM
Jeder mit einem Neugeborenen würde bestätigen können, dass gerade die Anfangszeit verging wie im Flug, und dieselbe Erfahrung machten auch Zac und Ava. Tage wurden zu Wochen, Wochen zu Monaten und ehe die beiden sich versahen hatte Scarlett schon lange ihren ersten Geburtstag hinter sich gebracht. In den vergangenen 18 Monaten hatte die Kleine gelernt zu lachen und zu brabbeln, und dann sogar richtige Worte zu formen. Immer mehr davon kamen nach und nach zu ihrem Wortschatz hinzu, und manchmal gelang es ihr sogar schon kurze Sätze auszusprechen. Trag mich und Komm Papa schienen aktuell zu ihren liebsten zu gehören. Sie hatte gelernt Zac als ihren Papa zu benennen und Ava als ihre Mama, und vom Krabbeln ging sie nun langsam dahin über auf ihren eigenen beiden Beinen zu laufen. Und das gefiel ihr anscheinend so gut, dass sie kaum mehr zu bremsen war.
Schon früh hatte Scarlett den Anschein erweckt als wolle sie sich zu einem kleinen Wirbelwind entwickeln und genau das war letztendlich auch eingetreten: Zacs Tochter war unheimlich aufbrausend, wissbegierig und ungeduldig. Sie war mutig und neugierig. Und voller Elan diesem Leben mit offenen Armen zu begegnen, um alles auszutesten, das in ihren Möglichkeiten lag. Aktuell entwickelte sich das jedoch eher zum Leidwesen ihrer Eltern, denn in der jetzigen Phase ihres Lebens begann Scarlett langsam sich selber im Spiegelbild zu erkennen und damit auch zu begreifen, dass sie eine eigene Person war. Nicht nur ein Teil ihrer Mutter oder ihres Vaters. Und während sich damit zwar eine ganz neue Welt für die Kleine eröffnete und sie ständig damit beschäftigt war neue Dinge zu erkundschaften und auszutesten, bedeutete das nunmal auch, dass gerade jetzt ihre Verlustängste einsetzten. Manchmal durften Zac oder Ava nicht einmal den Raum verlassen, ohne dass Scarlett sofort anfing zu schreien und zu weinen, aus Angst ihre Eltern würden nie mehr zurückkehren. Und auch vieles andere in dem Leben des kleinen Mädchens wurde momentan mit vielen Tränen und lautem Brüllen kommentiert, denn je mehr ihres eigenen Willens Scarlett entwickelte, desto öfter stellte sie auch fest, dass sie mit ihren kleinen Beinen und den kurzen Armen noch nicht alles tun konnte, wozu Zac und Ava bereits fähig waren.
Aber nichtsdestotrotz konnte kein Schreien und kein Weinen der Welt jemals etwas daran ändern wie sehr Zac seine Tochter liebte. Scarlett war sein ganzer Stolz, sein wichtigster Lebensinhalt und sein schönster Sonnenschein. Jeden Morgen vor der Arbeit kuschelte er mit ihr auf dem Sofa und las ihr laut aus Kinderbüchern vor oder tanzte tollpatschig mit ihr durch den Raum, zu ihrer liebsten Musik. Er half ihr geduldig dabei immer sicherer auf den Beinen zu werden und wurde es dabei nie müde ihr trotzdem seinen kleinen Finger als Back-Up entgegen zu strecken. Er beruhigte sie liebevoll, wenn sie mal wieder wegen irgendetwas laut weinte, und lachte mit ihr, wenn sie es auch tat. Und wann immer sich ein bisschen Zeit in seinem überfüllten Terminkalender eröffnete, dann verbrachte er sie mit Scarlett.
Genau das war es aber auch, was der Beziehung zwischen Ava und Zac schleichend zum Verhängnis wurde. Die beiden liebten einander, sie würden einander - und ihre kleine Familie - immer lieben, aber auch wenn sie beide kurz nach der Geburt der Tochter so sehr dafür gekämpft hatten weiterhin ihr romantisches Liebesleben aufrecht zu erhalten, ereilte auch sie das Schicksal, mit dem viele Eltern umgehen mussten: Es blieb wenig Freiraum füreinander. Als Scarlett an ihrer ersten Erkältung litt wurden ihr regelmäßiges Date zu zweit zum ersten Mal gecancelt. Beim nächsten Mal dann waren es Bauchschmerzen. Irgendwann kamen Scars Zähne und brachten ein fast pausenlos schreiendes Kind mit sich, das keine Eltern der Welt ohne Herzschmerz allein lassen wollten. Und zeitgleich war es auch zwischen schlaflosen Nächten, ständigem Windelwechseln und Spucktücherwaschen unvermeidbar, dass die Attraktivität und Romantik füreinander nur mehr verloren ging.
Anfangs hatten Zac und Ava noch oft darüber gesprochen und sie waren sich einig, dass es ihnen beiden gerade etwas viel wurde und dass sie mit Sicherheit keine Probleme damit hätten ihre Liebe füreinander wieder aufflammen zu lassen, wenn die schlimme erste Phase irgendwann vorüber wäre, und dass es daher in Ordnung sei, wenn sie sich mit nur sehr wenigen Aufmerksamkeiten füreinander begnügen könnten, doch für Zac hatte sich diese Einstellung mit der Zeit wieder geändert. Mehrmals hatte er bereits versucht mit Ava darüber zu sprechen und auch immer öfter versucht sich ihr wieder anzunähern, sobald Scarlett abends schlief, aber sie schien noch nicht so weit zu sein. Sie war noch zu sehr gefangen in ihrer Mutterrolle. Was ja auch verständlich sein musste - so redete Zac es sich zumindest ein - denn sie verbrachte viel mehr Zeit mit ihrem aufbrausenden Kind, als er. Mittlerweile hatte auch Ava zwar ihr Studium wieder aufgenommen, aber ihre Vorlesungen beschränkten sich auf zwei Tage in der Woche, die Scarlett dann normalerweise bei ihrer Großmutter verbrachte. Die restliche Zeit über war Ava 24/7 für sie da, sie stand jede Brüllerei mit ihrer Tochter aus, musste jeden Wutanfall durchleben und sie trösten, bespaßen, munter halten, füttern und säubern. Zac hingegen ging jeden Tag zur Arbeit und trainierte weiterhin zwei Mal die Woche abends seine Jugendlichen, am Wochenende hatte er Aufträge als Personal Trainer für einige Kunden und bekam dadurch unheimlich viel Abstand und Ausgleich. Oft verfluchte er das, insbesondere am Anfang, weil er auch gerne viel mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen würde, aber er verstand auch, dass sein Tagesablauf viele Vorteile mit sich brachte. Während Ava fast ausschließlich nur noch als Mutter existierte, hatte Zac sein geregeltes Leben nebenher. Er war Sozialarbeiter, Trainer und schlicht und ergreifend auch einfach nur ein Mann. Nicht nur ein Vater. Und auch bei Scarlett zeigten sich natürlich die Unterschiede: Wenn Zac abends nach Hause kam und sie endlich ihren Papa wieder bei sich hatte, dann strahlte sie über das ganze Gesicht und war kaum von seiner Seite zu lösen, wohingegen Ava oft weniger so deutliche Freude von ihrer Tochter zu sehen bekam. Warum auch? Sie war schließlich ständig da. Eher schrie Scar vorwurfsvoll, wenn ihre Mutter mal die Dreistigkeit besaß sie für ein paar Minuten zurückzulassen, anstatt ihre freudestrahlend in die Arme zu springen, wenn sie den Raum wieder betrat.
Viele der Erziehungsbücher und -ratgeber, die Zac in den letzten beiden Jahren gelesen hatte, bereiteten zwar genau darauf vor und motivierten die jungen Eltern sich trotzdem Zeit füreinander zu nehmen und den Partner immer mal wieder mit Kleinigkeiten zu überraschen, aber Zac schien völlig unfähig etwas für sich selber von Ava einzufordern. Vor allem, wenn er so oft auf Ablehnung von ihr stieß. Viel eher zwang er sich das Verhalten seiner Verlobten zu verstehen und zu akzeptieren, um gleichzeitig auch die für ihn so wichtige Kontrolle zu bewahren und das Familienleben intakt zu halten. Dass er dabei innerlich mehr und mehr Frust aufbaute, das merkte er zwar, aber bisher war er sich sicher, dass sich dieses Problem früher oder später schon von selber lösen würde.
Wohlmöglich war es aber auch genau dieser innerliche Frust, der ihn dazu verleitet hatte in seiner Rolle als Sozialarbeiter am gestrigen Abend über die Stränge zu schlagen und deutlich abgesteckte Grenzen zu überschreiten. Einer seiner Jugendlichen, die er in seinem Boxkurs trainierte, schien schon seit einigen Wochen abwesend und erhöht aggressiv zu sein, so als belaste ihn etwas, und nach mehreren Versuchen war es Zac gestern endlich gelungen die Gründe dafür aus ihm heraus zu bekommen: Er hatte Schulden. Bei einem Dealer. Und wenn er das Geld nicht bald abliefern könne, dann müsste er sich auf eine geflissentliche Abrechnung gefasst machen. Kurzerhand hatte Zac ihm seine Hilfe angeboten - im Gegenzug für sein Versprechen sich demnächst mit Zac zu treffen und sich einiges über Drogen erklären zu lassen - und war gemeinsam mit ihm bei einem Treffen mit besagtem Dealer erschienen. Es war nie sein Plan gewesen direkt so handgreiflich zu werden, viel eher hatte Zac gedacht er würde einfach autoritär ein Machtwort sprechen, aber als sich der junge Mann, der die Drogen vertickte, nicht so leicht abwimmeln ließ, hatte Zac auf einmal seinen Kragen in der Hand und kurze Zeit später die Faust in seinem Gesicht. Diese Überheblichkeit von dem Halbwüchsigen hatte ihn zu sehr provoziert, und weil er sich um seine Jungs fast so sehr sorgte wie um die eigene Tochter hatte es ihn haltlos überkommen.
Den ganzen nächsten Tag über machte er sich Vorwürfe für sein Verhalten, er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und versuchte für sich selber herauszufinden, woher diese Aggression in ihm auf einmal kam und weshalb er nicht in der Lage gewesen war sich zu stoppen, aber als er abends das Jugendzentrum verließ, um sich auf den Heimweg zu begeben, da rechnete er nicht damit, dass auch noch etwas ganz anderes aus seiner Vergangenheit ihn nun unerwartet wieder einholen würde. Wenn auch in ganz anderer Form: Lahja stand dort. Direkt vor ihm. Und als ihre Blicke einander trafen, da hoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. Niemals hätte Zac auf Anhieb vermutet, dass diese beiden Vorkommnisse miteinander in Verbindung gebracht werden konnten, aber als auch Zac überrascht lächelte und ohne zu Zögern auf sie zuging, ihr dabei immer näher kam, da machte sich auch noch eine andere, aber ebenso bekannte Art von Sorge in ihm breit. Ganz dunkel schimmerte die Haut unter ihren Augen, ihr Gesicht schien eingefallen und auch am Rest ihres Körpers hatte seine Ex-Freundin einige Kilogramm Gewicht verloren. Was ihr Äußeres bedeutete, das wusste Zac sofort, aber dennoch ließ er es vorerst außer Acht, als er die Arme öffnete und Lahja zur Begrüßung umarmte, zusammen mit den Worten "Wie lang ich dich nicht mehr gesehen hab, was machst du denn hier?"
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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20.07.2018 10:33 |
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