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SAN FRANCISCO SQUAT HOUSE
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Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO
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RE: SQUAT HOUSE
Es war wie ein Déjà-vu, dieses drückende Gefühl, das sich um Aidens Brustkorb legte, als er blinzelnd die Augen öffnete und sein verschwommener Blick sich in einem sterilen, kalten Krankenhaus-Zimmer wiederfand. Er war schon einmal hier gewesen, zumindest an einem ähnlichen Ort, und er hatte sich schon einmal so gefühlt wie er sich jetzt fühlte. Leer, kraftlos, müde. Und ausgeliefert. Ihm fehlte sogar die Energie seine Augenlider weiterhin offen zu halten oder das piepsende Geräusch einer der Maschinen neben seinem Ohr zu definieren, ehe er schon wieder in einen unruhigen Schlaf fiel. Und dann einige Stunden später erneut erwachte. Das Geräusch war immer noch da und auch die Wände hatten noch keine freundlichere Farbe angenommen, der Druck auf seiner Brust hatte noch nicht an Intensität verloren und das Gefühl der Leere schien weiterhin allgegenwärtig. Diesmal jedoch gelang es Aiden ein paar Mal mehr zu blinzeln als vorhin, er schaffte es seinen Blick zu fokussieren und den Kopf dabei von rechts nach links zu drehen, einmal nach oben und nach unten. Er versuchte die letzten Erinnerungen zu rekonstruieren, sie irgendwie mit seinem jetzigen Umfeld in Einklang zu bringen, aber es brauchte eine gewisse Zeit, bis seine Gedanken und die Bilder vor seinem inneren Auge klarer wurden. Von Haily, von der Club-Toilette, seinem endlosen Weg durch die dunklen Straßen zurück zum Motel und von dem vielen Kokain. Zu viel Kokain. Er erinnerte sich an die Schmerzen in seiner Brust, die Übelkeit, an den kalten Schweiß und daran wie auf einmal die Beine unter ihm nachgaben. Nur warum er jetzt hier lag und nicht noch immer dort, diese Erinnerungen blieben aus. Ebenso wie die Erleichterung darüber. Müsste er erleichtert sein? Sollte er sich darüber freuen? Wie trocken sich seine Kehle jetzt anfühlte? Wie schwer sein Körper auf einmal war? Sollte er diese Leere in sich genießen, weil er Glück hatte überhaupt noch etwas genießen zu können? War es okay so zu denken? War es okay enttäuscht darüber zu sein, dass es ihm gelang um sich zu blicken? Zu atmen? Zu leben?
Wenn er könnte, dachte Aiden ich in diesem Moment, dann würde er einfach damit aufhören. Jetzt und hier. Es war doch sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis es soweit war. Bis seine Organe vollends aufgaben. Wofür lohnte es sich denn noch weiterzumachen? Für einen weiteren Rausch? Eine weitere durchzechte Nacht? Ein weiteres Mal Sex mit irgendjemandem, den er nicht kannte und nicht kennen wollte? Abgesehen davon war ihm doch nichts geblieben. Keine Wohnung. Kein Job. Er hatte sich selber seine Leidenschaft genommen, die Musik. Er hatte diesmal kein Management im Rücken und keine Bandmitglieder, die an seinem Krankenbett standen und ihn unnachgiebig dazu motivierten sich in einen Entzug zu begeben. Er hatte nicht die Hoffnung wieder auf einer Bühne stehen zu können. Da war keine Lucy, irgendwo in naher oder ferner Zukunft, für die es sich lohnte zu kämpfen. Und keine Haily.
Haily.
Schon allein der Gedanke an sie und an das, was er ihr zuletzt angetan hatte, ging ihm so schmerzhaft durch Mark und Bein, dass Aiden keuchend aufstöhnte. Haily. Niemals könnte sie ihm verzeihen, was er getan hatte. Und niemals wollte er das Risiko eingehen ihr noch einmal so etwas anzutun, sie noch mehr zu zerstören. Verdammte Haily. Und wo war eigentlich sein scheiß Koks?
Ohne die Droge war Aidens Kopf auf einmal wieder klarer, sein Herz raste nicht mehr im Rausch, seine Gedanken wurden nicht von Gleichgültigkeit vernebelt und er spürte schmerzhafter denn je den Verlust von allem, was gut für ihn gewesen war. Für eine Droge, die ihn von innen heraus zerstörte. Und dennoch war es das Kokain, nach dem er sich jetzt verzehrte. So sehr, dass er seinen schwachen Arm hob und gedankenlos in seiner Kleidung danach suchen wollte, doch statt seinen eigenen Sachen stellt er schnell fest, dass er nur ein Nachthemd des Krankenhauses trug. Sein nächster verzweifelter Griff glitt in das kleine Nachtschränkchen neben dem Bett, eilig zog er beide Schubladen auf, sah dabei auch die Mappe von Haily mit all den Briefen, aber registrierte noch gar nicht, was da vor ihm lag. Viel zu fixiert war er auf seinen Rausch. Auf die Gleichgültigkeit, die ihn endlich wieder vergessen ließ. Selbstverständlich befand sich aber in Reichweite nichts dergleichen und erst als er frustriert, fluchend, wütend die Hand wieder sinken ließ und seine Kiefer aufeinander presste, fand Aiden auch die Klarheit wieder in seinem Kopf, um zu verstehen wie absurd es gewesen war überhaupt danach zu suchen. So als würde man ihm sorgfältig einpacken, was ihn erst hierher gebracht hatte. Wenn er nicht so verdammt verzweifelt wäre, hätte er wohlmöglich über seine eigene Dummheit spöttisch gelacht, aber selbst das war ihm nicht möglich, denn die Gewissheit, dass er in naher Zukunft nicht dieses Pulver in seine Nase ziehen und daher auch nicht die Leere in sich zum Schweigen bringen konnte, die schmerzte zu sehr. Da war kein Raum in ihm für positive Gefühle. Und gerade als er seine Augenlider zusammen presste und sich wieder ins Kissen sinken ließ, wurde es nur noch schlimmer, indem eine Krankenschwester das Zimmer betrat und aufgeregt-zufrieden auf Aiden zustürmte, um seinen Puls zu kontrollieren. Um entzückt auszusprechen wie schön es sei ihn bei Bewusstsein zu sehen. Scheiße, absolut nichts an dieser ganzen Situation war auch nur ansatzweise zufriedenstellend. Nichts.
Erst etwa eine halbe Stunde später, als zusätzlich zu der Dame auch noch ein behandelnder Arzt neben dem Bett stand und unverständlich im Fachjargon die Diagnose mit Aiden besprechen wollte, erinnerte er sich zurück, an die Schublade neben seinem Bett und daran, was seine Augen eben noch gänzlich übersehen hatten. Die Mappe von Haily. Der Ordner, in dem sie all seine Briefe aufbewahrte. Überall schleppte sie den mit hin, in ihrem Zimmer war Aiden ständig darüber gestolpert, aber hier? Warum war er jetzt hier? Den Arzt und die übermotivierte Krankenschwester hatte er schon völlig ausgeblendet, als Aiden sich verwirrt zur Seite lehnte, die Schublade öffnete und - so vorsichtig als wäre sie aus Porzellan - die bunte Mappe heraus holte. Die beiden Personen neben seinem Bett schienen ihn mit den Blicken zu verfolgen, als er die geschriebenen Worte darauf las, und als er darüber die Stirn verzog, unsicher den Kopf schüttelte, empfanden sie es als angemessen sich einzumischen. "Das hat eine junge Frau dem Rettungssanitäter mitgegeben", hörte er die Krankenschwester sagen. "Sie hat auch den Krankenwagen für Sie gerufen, Mr. Rutherford. Man könnte also sagen Sie verdanken dieser Dame Ihr Leben." Ihre Lippen verzogen sich zu einem viel zu weiten, viel zu herzlichen Lächeln, aber Aiden konnte nicht anders, als angespannt die Mappe auf seinen Schoß sinken zu lassen, die Augen zu schließen und sich selber zu bemitleiden. Dafür, dass er nicht einmal die Kraft hatte so laut zu schreien wie er gerne würde, um all diesen Frust, die Verzweiflung und die Wut aus sich heraus zu pressen.
Zwei weitere Tage musste Aiden noch hier in diesem Zimmer bleiben, im Krankenhaus. Zwei weitere Tage vergingen, bis man sich endlich dazu bereit erklärte ihn gehen zu lassen. Zwei Tage, in denen er immer wieder die Mappe in seinen Händen hielt, immer wieder Hailys Worte darauf las, aber sie dann doch wieder ungeöffnet an die Seite schob. Es ging ihm nicht besser, verdammt. Und er wollte auch nicht, dass es besser wurde. Er wollte gar nichts. Er wollte einfach nicht mehr sein. Er wollte Koks und er wollte so ohrenbetäubend laute Musik, dass dort kein Platz mehr war in seinem Kopf, um Gedanken zu denken. Er wollte raus hier. Er wollte die Zeit zurückdrehen und er wollte, dass Haily ihm niemals hinterher gekommen wäre. Dass sie niemals den Krankenwagen gerufen hätte. Und allem voran wollte er nicht das, was die Ärzte und Pfleger ihm hier in diesem gottverdammten mexikanischen Krankenhaus immer wieder rieten: Einen Entzug. Sein Leben ändern. Besser werden. Sie waren so dumm zu glauben, dass es etwas ändern würde, wenn sie Aiden nur lang genug mit der grausamen Wahrheit konfrontierten - dass er sterben würde, wenn er weiterhin so exzessiv konsumierte - aber das tat es nicht. Nichts und niemand könnte etwas an seiner Sucht ändern und, scheiße, er wusste doch schon längst welchen Preis er dafür hatte zahlen müssen. Er wusste, dass all die Trümmer seines Lebens der Droge zu verdanken waren, aber auch das änderte nichts. Er hatte doch nichts anderes mehr.
Als man Aiden endlich entließ, begab er sich daher auch auf direktem Weg zu seinem Motel, er schloss die Zimmertür auf und suchte sofort eilig mit seinen Augen den Raum ab, bis er an dem Kokain auf dem Nachttisch hängen blieb. Genau dort, wo er es zurückgelassen hatte. Niemand hatte etwas daran verändert, weder Haily noch die Rettungssanitäter. Niemand hatte ihm etwas entwendet. Es war alles noch dort. Seine Erlösung war dort. Und schon allein der Anblick von dieser Droge zog sich so merklich entspannend und beruhigend durch Aidens Körper, dass er zum ersten Mal seit Tagen glaubte wieder frei atmen zu können. Das Kokain war da, direkt vor ihm, er könnte jederzeit darauf zugreifen und nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, nachdem er auch die Plastiktüte mit seinen wenigen Habseligkeiten aus dem Krankenhaus aufs Bett geworfen hatte, wollte er sich endlich wieder in seinen Rausch flüchten - viel zu lange hatte er sich danach verzehrt - doch stattdessen hielt er auf einmal inne. Ganz starr setzte er sich dort auf die Matratze, fixierte das Kokain mit seinem Blick, aber wagte nicht nach dem kleinen Spiegel und der Plastikkarte zu greifen. Er wagte nicht das Röhrchen in die Hand zu nehmen und sich tatsächlich endlich zu erlösen. Nicht jetzt. Nicht so.
Es fühlte sich für Aiden plötzlich so an als würde er Haily erneut hintergehen, wenn er ihren Worten tatsächlich kein Gehör schenkte, wenn er sich schon wieder blind in diese Droge flüchtete, und noch ehe er sich selber recht verstehen konnte, griff er stattdessen nach der Tasche, zog die Mappe von ihr heraus und las ein weiteres Mal die darauf notierten Worte. Das hier, das war tatsächlich seine letzte Chance. Und dennoch war dieser Druck all das in seinen Händen einfach anzuzünden, so wie Haily es ihm geraten hatte, riesig. Alles wäre so viel leichter für ihn, wenn er es einfach tun würde. Aber stattdessen schoben sich seine Finger ganz behutsam unter das Gummi und dann zwischen Vorder- und Rückklappe der Mappe.
Noch einmal hielt Aiden inne, noch einmal starrte er lange auf das Objekt in seiner Hand, so als ginge davon eine riesige Gefahr aus, aber letztendlich konnte er nichts anderes tun, als es zu öffnen und mit schwer schlagendem Herzen und flachem Atem den Inhalt zu betrachten. Briefe, ganz viele Briefe. Stoff-Fetzen. Hailys Geruch stieg ihm in die Nase. Fotos. Zeichnungen. Ein Sammelsurium, das auf den ersten Blick absolut keine Sinn ergab, doch Aiden konnte auch nicht verhindern, dass seine Hände den ersten Brief in die Hand nahmen und seine Augen sich zwischen den Buchstaben verloren. Er konnte nicht verhindern, dass er dort auf der Matratze immer mehr in sich zusammen sank und jedes von Haily geschriebene Wort mindestens fünf Mal las. Er konnte nicht verhindern, dass der Duft der Stofffetzen seine Sinne vernebelte und dass er manchmal minutenlang auf eines der Bilder starrte, ohne sich zu rühren. Er konnte nicht verhindern, dass dabei zeitweise sein Kopf rauschte, dass sich seine Kehle zuschnürte, dass er sogar völlig unbewusst ein paar Tränen verlor. Er konnte die Wut nicht verhindern - diesmal nur auf sich selber, auf die Droge, auf seine Schwäche - und er konnte die Reue nicht verhindern. Er konnte die Liebe nicht verhindern, die Sehnsucht nach ihr, die Angst, die Verzweiflung. Seine Emotionen nahmen in vollkommen ein, gänzlich ausgeliefert saß er nur dort und ließ sich von den Briefen, den Fotografien, den Erinnerungen hin und her reißen. Er sah auf einmal, wofür er vorher zu blind geworden war. Und er spürte, was seine eigene Mauer zuvor von ihm fern gehalten hatte. Da war so viel, was auf einmal in ihm passierte, und so wenig, was er auf Anhieb verstand.
Wie lange Aiden dort in sich selber versunken saß, das würde er im Nachhinein nicht beantworten können - es mussten Stunden gewesen sein - aber kein einziges Mal, seitdem er die Mappe in seinem Schoß geöffnet und sich in Hailys Worten verloren hatte, ließ er sich erneut von dem Kokain ablenken. Es war gut, dass es da war, dicht neben ihm - das gab ihm Ruhe und Sicherheit - aber er hob weder den Blick dorthin, noch sehnte er sich danach etwas in seine Nase zu ziehen. Er war auf einmal nur hier, in diesen Briefen, bei Haily und bei allem, was er verloren hatte. Er spürte ihre Liebe so schrecklich, dass es ihm beinah das Herz zerriss, er spürte ihren Schmerz, ihre Hilflosigkeit. Aiden spürte, was er für sie gewesen war. Und wie sehr er sie verletzt hatte. Damit hatte sich zwar bewahrheitet, was er schon seit Monaten, seit Jahren, befürchtete, aber gleichzeitig bewahrheitete sich zwischen den Zeilen auch das, was er nie gewagt hatte zu hoffen: Sie liebte ihn wirklich. Sie war nicht einfach nur verblendet, Aiden war für Haily nicht nur ein weiteres Abenteuer, sondern sie steckte genauso tief drin wie er. Warum? Das wusste er auch jetzt noch nicht. Sein Selbstwertgefühl war zu gering, um etwas in sich zu finden, das es wert war über alle Maße zu schätzen, aber sie tat es. Sie tat es wirklich. Und nicht bei ihm sein zu können, das schmerzte ihr genauso wie es auch Aiden schmerzte.
Hätte er das schon eher erkennen müssen? In ihren Berührungen und ihren Blicken? In dem, was sie sagte? Hatte sie jemals versucht ihre Gefühl vor ihm zu verbergen? So war Haily doch nicht, oder? Aber warum saß Aiden dann erst jetzt hier, völlig überwältigt davon, welchen Einfluss sein Verschwinden tatsächlich auf sie hatte? Hatten die Drogen ihm die Sinne vernebelt? Die Empathie genommen? War er blind geworden für ihre Blicke? Taub für ihre Worte? So wie damals auch bei Lucy? Hatte diese Sucht ihm schon wieder alles genommen? Wenn er damals nicht dem Kokain verfallen wäre, dann wäre Lucy jetzt vielleicht noch am Leben, sagte Aiden sich oft. Dann wäre alles anders. Wenn er sie einfach nie hätte gehen lassen. Wenn sich seine Prioritäten nicht so verschoben hätten. Und jetzt? Was war jetzt? Würde er erneut zulassen, dass die Droge nicht nur ihn nach unten riss, sondern auch die Person, die er liebte? Die ihn ebenso liebte? Meinte Haily das ernst, was dort stand? Würde sie in den Krieg ziehen? In einen echten Krieg? Wohin? Wann?
Aidens Kopf schmerzte auf einmal so sehr, dass er die Briefe losließ, die Mappe an die Seite legte, und sein Gesicht stattdessen in den eigenen Händen vergrub. Angespannt rieb er sich über die Stirn, die Schläfen, er zog die Finger bis in seinen Nacken, atmete hörbar schwer und öffnete erst dann die Augen wieder, als er im selben Moment entschlossen aufstand und in eiligen Bewegungen all seine Klamotten zusammen räumte. Die Kleidung schmiss er achtlos in seine Tasche, er zog den Koffer mit dem Geld hervor und schaufelte die Scheine in seine Plastiktüte und damit auch in eine unauffälligere Verpackung. Das Letzte, dem er sich widmete, war das Kokain auf dem Nachttisch und obwohl Aiden zwar nicht verhindern konnte, dass er mehrere Minuten regungslos davor stand und auf das weiße Pulver starrte, nahm er schlussendlich in einem starken Moment alles davon und versenkte es in der Toiletten. Selbst wenn er es als Rückhalt hätte mitnehmen wollen, er wäre damit sowieso nicht über die Grenze gekommen. Die Entscheidung musste jetzt und hier fallen: Für oder gegen die Droge. Für oder gegen Haily. Und er tat endlich das Richtige.
Noch am selben Abend erreichte Aiden wieder Los Angeles und noch am selben Abend parkte er das Auto von Chas vor seinem Club, um dort entschlossen hinein zu laufen und nach dem Bruder von Haily Ausschau zu halten. Statt ihm rannte er jedoch direkt Summer in die Arme, die ihn zwar mit einem wütenden, fassungslosen Blick quittierte, aber sich dann doch von seinem langen, verzweifelten Monolog erweichen ließ. Spätestens, als er erwähnte, dass in Hailys Briefen etwas von einem Krieg gestanden hatte, teilte sie mit ihm, was sie wusste. Haily war gerade bei Matt und Noah, in San Francisco. Sie wollte sich dort verabschieden, bevor sie das Land verließ. Summer konnte Aiden zwar nicht versichern, dass die kleine Schwester von Chas jetzt auch immer noch dort war, aber sie gab ihm zumindest die Adresse von diesem großen, alten Haus, in dem Noah lebte, in dem auch Haily mal gelebt hatte und in dem Matt aktuell Unterschlupf gewährt wurde, während seine Frau im Krankenhaus lag. Selbst wenn Aiden Haily dort nicht finden würde, dann hatte er zumindest genug Menschen vor Ort, die ihm eventuell bei der Suche helfen könnten. Das hoffte er zumindest.
Die ganze Nacht fuhr er durch, immer nach Norden. Nur einmal musste er vor Müdigkeit und Erschöpfung eine Pause einlegen und obwohl Aiden sich in diesem Momenten mehr nach Kokain verzehrte denn je und obwohl er auch jetzt wieder drohte schwach zu werden, gab es hier mitten im Nirgendwo zwischen diesen beiden großen Städten sowieso keine Anlaufstelle für ihn. Stattdessen musste er sich den Nöten seines Körpers geschlagen geben und gönnte sich ein paar Stunden Ruhe, ehe er dann am Vormittag des Folgetages vor der Adresse hielt, die Summer ihm gegeben hatte. Die erste Person, die er traf und die er nach Haily und nach Matt fragte, konnte ihn auch direkt zu einer verschlossenen Zimmertür führen, und obwohl Aidens Herz ihm davor stehend bis zum Halse schlug, hob er seine Faust und klopfte atemlos gegen das Holz. Da waren Stimmen hinter der Tür, das hörte er, da waren Geräusche, und als sich die Tür öffnete, starrte er tatsächlich einem verdutzte Matt in die Augen. "Haily", nuschelte Aiden jedoch nur leise. "Ich würde gerne mit Haily sprechen. Bitte. Ist sie da?" Von oben bis unten betrachtete Matt ihn, skeptisch sah er über seine Schulter nach hinten, in das Zimmer hinein, aber er wusste sowieso, dass er diese Entscheidung nicht für sie treffen konnte. Das war etwas, in das er sich nicht einmischen konnte und deshalb öffnete Matt die Tür zu dem Raum auch etwas weiter, drehte sich um und raffte mit ein paar Handbewegungen einige Sachen zusammen. Er zog sich eine Hose über, ebenso wie eine Sweatjacke, griff nach seinen Schuhen und redete mit einem Waschbären, der zuvor noch durch das Zimmer gewuselt war, aber jetzt von ihm an eine Leine gelegt wurde. Völlig absurd war diese Situation, aber all das bekam Aiden nur gedämpft aus dem Augenwinkel mit, weil er sofort mit dem Blick an Haily hängen blieb, als er sie dort auf der Matratze erkannte. Er konnte sich nicht von ihr lösen, selbst dann nicht, als Matt an ihm vorbei aus der Tür hinaus ging, aber es sich nicht nehmen ließ Aiden dennoch mit den Worten "Wenn du ihr wehtust, dann muss ich dir wehtun" ermahnte. Doch auch darauf reagierte Aiden nicht. Erst als Matt verschwunden war, erhob er mit schmerzhaftem Druck auf der Kehle die Stimme. So vieles wollte er Haily eigentlich sagen, so vieles hatte er sich im Kopf auf dem Weg hierher ausgemalt, aber nichts davon saß jetzt mehr in seinem Gedächtnis. Sein Kopf war wie ausgelöscht und seine Lippen verließ nur das, was ihm als Erstes in den Sinn kam. "Geh nicht. Bitte. Ich weiß nicht- ich weiß nicht, ob du das ernst gemeint hast. Mit dem Krieg. Aber- bitte geh nicht, Haily." Abwechselnd zogen sich Hitzewellen und kalte Schauer durch Aidens Körper und ja, auch jetzt wünschte er sich kaum etwas mehr, als eine beruhigende Nase Kokain, aber er stand hier. Bei ihr. Und er tat, was er tun konnte.
AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE
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20.03.2017 22:12 |
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