RE: TIERHEIM
Kurz dachte Bex darüber nach, ob sie sich nicht viel eher danach sehnte, Noah zu bitten doch seinen Kopf auszuschalten. Das sie das wollte, was ihm Angst machte und die beiden es einfach versuchten. Das er sie Küssen sollte, um ihre Zweifel zu besiegen. So Egoistisch würde sie jedoch nicht sein, das könnte sie von ihm nicht Verlangen, solange sie nicht Sicher sein konnte, dass ihr das Morgen nicht doch zu schnell sein könnte. Das da doch noch Unüberwindbare Dinge zwischen den beiden standen oder sie vom Herzen her noch gar nicht bereit war, sich so auf etwas neues einzulassen, wie sie wollte. Wie er es verdiente. Noah sollte nicht noch einmal von ihr Abgewiesen werden, er hatte so viel mit seinen Zweifeln zu kämpfen und mit seinem Selbstbewusstsein. Auch das nahm sie aus diesem offenen Gespräch mit und sie nahm sich auch vor, dem entgegen zu wirken. Ihm öfter zu sagen und zu zeigen, wie gut er eigentlich war. Wie Liebenswert und wie froh man sein konnte, ihn an der eigenen Seite zu Wissen. Diese ganzen Gedanken, die eigentlich viel zu förmlich waren für die Liebe, die ließen sie aber auch nicht genau spüren, wie sehr er doch schon in ihrer Brust beheimatet war. Wie ihr Herz heute gepocht hatte, als sie ihn angeschaut hatte und wie sehr genau das ihn vermisst hatte, in den letzten Tagen, übersah Bex. Lieber bewegten sie gemeinsam May dazu, sie aus dem Zwinger zu lassen und auch wenn Noah und sie darüber nicht sprachen, widerstrebte ihnen beiden, ihr zu viel Zuspruch zu geben. Das war eine ganz schön anmaßende und auch unangenehme Situation. Zwar Notwendig aber auch sehr radikal. Beide wollten sich vielleicht auch nur vor neuen, erzwungenden Aktionen bewahren und dankten ihr lieber, ebenso unwissend voneinander, unter vier Augen zu einem späteren Zeitpunkt. Während auch sie ihren Hund holte, konnte sie sich dann Gedanken machen, was Noah sie gefragt hatte. Um etwas Zeit zu verschaffen, hatte sie ihm gesagt, er sollte einfach kurz warten und brachte ihm die Leine für seinen, vermeintlich vermittelten, Hund mit. Von diesem Schock konnte er sich nämlich nun auch erst mal erholen. Das quittierte Bex nämlich mit einem strengen Kopfschütteln in May´s Richtung, als sie von ihren Methoden erfuhr. Der arme Noah. Beim Spaziergang, erzählte sie dann auch offen, wie sie sich in einer Beziehung mit ihm sah. Soweit es ging, denn mit einer Sache sprach er etwas wichtiges an. „ Ich weiß, du bist nicht Joker und du wirst nie so sein aber ich kann dir auch noch nicht sagen, wie sich das für mich anfühlen wird. Ob ich Ängste habe, die vorher nicht da waren. Also das – das müssten wir einfach herausfinden. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“ Denn wenn er unter dieser Sorge gar nicht mit ihr zusammen kommen wollte, müsste sie ihn nun schon enttäuschen. „ Also eigentlich war ich nie Eifersüchtig. Deswegen konnte Joker das alles ja abziehen, ohne das ich etwas davon mitbekommen habe. Wollte er mit Freunden feiern, war da ein Mädchen dabei, es war alles in Ordnung. Ich habe da nie etwas infrage gestellt. Nicht – das du meinst, ich würde dir den Umgang oder den Besuch bei Lahja verbieten wollen, wir müssten nur sehen, wie es mir damit geht und mindestens genauso offen Reden, wie eben.“ Schüchtern und leicht Zweifelnd sah sie ihn an, konnten die beiden das? Als die Augen der beiden sich jedoch trafen, war sie sich fast Sicher, keiner von beiden wollte wegen Schweigen erneut auf´s Spiel setzen, den anderen zu verlieren. „ Das mit dem Job, das stört mich nicht – und eigentlich waren meine Eltern eher so, dass sie wollten, dass ich Glücklich bin. Egal, wie viele Zahlen da auf einem Konto liegen. Es wird ein Schock werden, das ja aber nicht unüberwindbar. Ich Glaube, wenn sich unsere Ansprüche irgendwann mal ändern, an eine Beziehung zwischen uns oder was wir erreichen wollen. Wenn wir vielleicht selbst mal gemeinsam irgendwo leben wollen, müsste man darüber Reden. Das ich mir mal eine Familie wünsche, eine eigene, sollte mich aber nicht davon abhalten, jetzt eine Beziehung zu führen. Oder siehst du das anders? Vielleicht gefällt mir deine Grauzone ja mal besser als meine oder andersherum.“ Sie war nicht der Meinung schon ganz entwickelt zu sein und auch wenn sie Pläne für ihr Leben hatte, ließen die sich auch nicht nie wieder ändern. Was, wenn man vielleicht keine Kinder bekommen konnte oder aber nie den richtigen Mann fand? Sollte das Leben dann vorbei sein? Nein. Das musste sich finden. So Kompromissbereit sie war, dachte sie, lag an ihrem Wesen aber auch hier lag viel eher auch noch, wie gerne sie Noah schon hatte. „ Und was denkst du? Was könnte dich vor eine Herausforderung stellen? Meinst du, du könntest damit umgehen, wenn ich wegen der Erfahrung mit Joker eher... Eifersüchtig bin? Könntest du daran mitwirken, dass wieder zu ändern oder geht das zu sehr gegen das, was du dir vorstellst?“ Die beiden begannen tatsächlich unterwegs gemeinsam eine Beziehung zu visualisieren. Wie sowas aussehen konnte und Bex setzte auch in den folgenden Treffen immer wieder um, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Date oder Nicht-Date, ganz egal. Mit den Hausbewohnern oder nur zu zweit, sie ließ Noah immer öfter Wissen, wie liebevoll er war. Wie gut sein Herz. Manchmal auch, wie schön sein Gesicht und wie hübsch er als Mann war.
Bex wurde erst ganz deutlich, wie viel mehr hinter ihren Worten steckte als ein guter Wille, als ihre Eltern ihr das Ticket für ihren diesjährigen Urlaub in Russland unter die Nase hielten. Zwar war sie sich dem Bewusst gewesen und auch Noah, sie hatten auch gemutmaßt, ob sie dabei vielleicht herausfinden könnten, wie sehr man sich vermisste aber gerade zerbrach ihre Welt ein klein wenig. Ein Ticket. Eines hin. Das war es. Sie sollte dort bleiben, dort auf der Farm ihres Onkels aushelfen und sich eine Beschäftigung suchen oder einen Studienplatz. Die Argumente, beides wäre hier mit besseren Chancen behaftet, die interessierten ihre Eltern nicht. Viel eher äußerten sie ihren Unmut über den Kontakt mit Noah und diesmal vertrat Bex einen Standpunkt, der längst schon überflüssig war. Sie mochte ihn, mehr als das, sie hatte sich in ihn verliebt und statt ihren Eltern damit das Herz zu erwärmen, wie sie es angenommen hatte, wurde ihr Vater nur laut. Wütend. Er hatte es geahnt, sie würde ihn an der Nase herum führen und hätte schon längst wieder einen neuen. Diese Ausreden, bei May zu übernachten, die wären Lächerlich an den Haaren herbei gezogen und auch wenn das stimmte, für Bex brach gerade eine Welt und eine Wertvorstellung zusammen. Ihr Wohlergehen war doch wohl oberste Wichtigkeit? Nach einem Streit verzog sie sich auf ihr Zimmer, tat zum ersten Mal aber wirklich offensiv etwas gegen ihre Eltern. Noah hatte geschrieben, wann es los ging, als sie ihren Entschluss fasste, ohne ihm zu antworten. Sie packte lediglich ein paar Sachen ein, wartete angespannt bis es Spät genug war und stahl sich davon. So lange hatte sie verbissen darüber nachgedacht, was sie noch für einen Ausweg hatte – aber es gab da nichts. Allein fuhr sie mitten in der Nacht zu Noah, der mit Freunden in einer Kneipe war, weil eine kleine Hardcore Band in der Stadt war, die er feierte und sie hoffte – sie hoffte einfach, all das wäre egal, dass sie störte, wenn er wüsste, wieso das so war. Als die beiden sich im Raum in die Augen sahen, konnte man vielleicht das glitzern in ihren Augen von den Tränen nicht sehen aber wie sie ihre Hand nach ihm ausstreckte und ihm mit einer Geste deutete, ob er mit raus kommen könnte. Angespannt wirkte Bex, so sehr das sie sogar vor den Menschen zurück schreckte, die ihren Weg kreuzten und dann vor der Tür nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. „ Noah – ich – ich habe endlich verstanden, wie verliebt ich in dich bin. Wie du schon im Tierheim in meinem Herzen warst aber die Angst vor dem, was mit Joker war, alles überschattet hat. Ich hab mir da vorgenommen, dich mehr Wissen lassen zu wollen, wie großartig du bist und hinter diesem Plan nicht wahrgenommen, wie all das ständig in meinen Gedanken ist, wie Ernst ich das meine. Ich hab mich total in dich verliebt und das meine ich Ernst. Meine Eltern haben mir nur ein Ticket für den Hinflug gegeben, nach Russland und ich soll da bleiben aber... ich will nicht weg... von dir...“ Und sie schloss einfach die Arme fest um ihn und legte ihren Kopf an seine Brust, Schluchzte leise als sie mit dünner Stimme weiter sprach. „...ich habe ihnen gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe aber das hat sie nur noch mehr in ihrer Entscheidung bestärkt. Ich weiß nicht was ich tun soll und ich hoffe, du Glaubst mir und verzeihst mir, dass ich das erst jetzt gesehen habe.“
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