RE: TIERHEIM
Als Noah nicht mehr so Abweisend dort stand. Als er ihr nicht mehr durch die verschränkten Arme, durch seine Körpersprache vermittelte, sie wäre Schuldig und er wollte sich gegen sie Verteidigen, fiel es der jungen Frau schon wieder leichter ihn anzuschauen. Bex konnte Reden, auch über Konflikte aber wenn man ihr das Gefühl gab, jemanden verletzt zu haben – so sehr wie Noah, dann ging es ihr damit natürlich schlecht. Einzig und alleine die emotionalen Themen, die bereiteten ihr Schwierigkeiten. Alles was intim wurde. Das gehörte eben auch zu ihrer Erziehung. Wenn man über diese Dinge nie sprach, dann lernte man auch den Umgang damit nie so wirklich. „ Du... hast mir nicht das Gefühl gegeben, nicht in dein Leben zu passen, Noah. Gar nicht. Nur – jetzt merke ich erst, wie sehr dieses langen Lügen von Joker und was alles vorgefallen ist, mich beeinflusst. Das ist nicht so, dass ich dir das persönlich Zutraue und ich will dich nicht kränken, bitte, denk das nicht – nur vielleicht kannst du deswegen meine Angst verstehen? Joker hat mich erobert, umgarnt aber er hat mich auch – einfach von vorne bis hinten verarscht.“ Unsicher zog sie ihre Schultern an. „ Ich mache mir nun einmal Gedanken, wie... es mir ginge, wenn wir zusammen wären -“ sie hob den Blick, der zuvor auf den Hund gesunken war, erneut in seine Augen, damit er die Wahrheit darin fand. Ja, Bex hatte sich genau das Vorgestellt. „...als ein Freund mag ich dich so unfassbar gerne und du hast so oft Bewiesen, wie sehr ich dir Vertrauen kann und das ich immer zu dir kommen kann, egal was los ist. Nur als Partnerin in deinem Leben, mit dieser offenen Liebe, da hapert es dann. Wie du Sachen finden würdest, die mit der Familie zusammenhängen und vielleicht auch mit meinen eher Spießigen Freunden. Irgendwo wollte ich so gerne von jemand anderem hören, dass das passen könnte – damit ich mich nicht nur auf mich Verlassen muss aber irgendwie, kann das noch keiner so Recht, glaube ich? An dem Abend als ich zu dir kam, mit den Karten, habe ich das erste Mal den Gedanken gehabt, dass es dann so vielleicht genau richtig ist. Wie es sich entwickelt. Aus einer Freundschaft heraus.“ Und weil sie das dringend los werden wollte und er auch verstand, er und seine Sorge waren es nicht alleine Schuld, wie weit es gekommen war. „ Es tut mir übrigens wirklich Leid, dir das nicht eher gesagt zu haben und ich wünschte ich hätte das eher gesehen. Es ist so Traurig zu sehen, wenn ein Mensch den man so gerne mag, sich so schlecht redet.“ Ja, das meinte Bex ehrlich. Noah erkannte nie, wie gut er war. Wie gerne würde sie ihn mal aus ihrer Sicht sehen lassen, wer er sein konnte und was es alles an ihm zu schätzen gab. Deswegen sah sie ihn aber auch erschrocken an, als er das mit den Drogen erwähnte. Fast die Luft anhaltend wusste sie nicht, sollte sie sauer sein? Doch weil sie doch eben noch genau gesagt hatte, was sie eigentlich daran so schlimm fand – wie sehr er sich unter Wert verkaufte, blieb sie Sanftmütig aber ließ ihn auch sehen, wie Enttäuscht sie war. „ Das ist eine... wirklich blöde Art, sich Selbstbewusstsein zu verschaffen, Noah. Es tut weh zu hören, wie wenig ich dir das Gefühl geben kann, jemand gutes zu sein. Meinst du eigentlich, ich könnte dir das als deine Freundin geben? Und noch eine Frage, meinst du eigentlich, deine Unsicherheit verschwindet, wenn du dir dem Sicher sein könntest? Wie gesagt, das einzige, was ich... denke... in einer Beziehung mit dir wirklich zu brauchen, ist die Gewissheit, wie sehr du mich magst. Das zu hören, zu spüren, zu sehen. Nicht durch einen Kuss, nicht durch deine Hand auf meiner Hüfte sondern gerne auf deine Noah-Art – eben ein bisschen deutlicher und ich weiß nie, ob du das so nicht zeigst, weil du mich nicht Überfordern willst. Weil du die Freundschaft nicht kaputt machen willst. Oder weil du nicht weißt, wo du dran bist. Oder weil du es nicht so könntest.“ Bex hatte tief in sich gehorcht und auch wenn er ihr nun sagte, da war nichts mit Lahja gelaufen, war sie doch erstaunt – wie sehr sie sich da hinein gesteigert hatte. Fast hätte das die Ebene und die Nähe in ihr, die sie gerade zu ihm erreicht hatte – innerlich – wieder genommen aber in dem Augenblick entfernte sich der Hund und die Finger der beiden sanken auf den Boden. Bex ließ die Arme nun ebenso etwas sinken und setzte sich – ihm offener gegenüber in den Schneidersitz und war dabei so nahe an ihn gerutscht, dass sie seine Hand eine Weile betrachtete und dann vielleicht sogar etwas Lächelte, während sie mit ihrem Zeigefinger behutsam die Linien darauf nachzog. Es fühlte sich schön und warm an, Noah zu Berühren aber ihre Ängste hielten sich so hartnäckig. „ Das ist mir doch etwas peinlich, die erste Eifersuchtsattacke und wir sind... immerhin nur Freunde. Freunde stellen sich seltenst so an, wenn jemand anderes dem Freund so nahe kommt...“ Oh ihre Stimme war ein wenig sehr leise und dünn, denn eigentlich Versicherte sie ihm damit doch nur noch einmal, in ihr gab es auch mehr für ihn. Sie fühlte mehr für ihn. Nur mit ihren Augen und weniger mit dem heben ihres Kopfes suchte sie den Blickkontakt zu Noah. „ Ach – und – heißt das dann – du bist noch – verliebt?“
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