RE: EAST LOS ANGELES
Nur viel zu gerne ließ Blaze ich von Lahja zu weiteren Machtspielen hinreißen, teilweise auf körperlicher Ebene, teilweise auf verbaler Ebene. Und manchmal auch auf spielerische, ironische Art, so wie in dem Moment, als sie sein sexuelles Durchhaltevermögen und seine Standhaftigkeit anzweifelte und er daraufhin lachend mit einem Sagt diejenige, die es für nötig hält ihre Männer für Sex zu bezahlen konterte. Da brannte ein ständiger Kampf zwischen ihnen beiden, in jedem begehrenden Blick, in jeder Art von Körperkontakt, und das zog sich auch fort, nachdem sie sich angezogen hatten und gemeinsam den Bauwagen verließen, um spät am Abend dorthin zu fahren, wo die junge Frau anscheinend bis vor Kurzem mit ihrem herumtriebigen Vater gelebt hatte. Blaze ließ sich noch nicht recht mitreißen von den Hasstiraden, die Lahja über ihren Dad loswurde, und auch die Hintergrundgeschichte, an die sie ihm grob zusammengefasst teilhaben ließ, erweckte nicht unbedingt sein Mitgefühl - bisher tat er das alles hier noch einzig und allein zu seinem eigenen Vorteil und dafür, dass die Hilfe dieser Frau ihm morgen den Arsch retten könnte - aber er konnte ja auch noch nicht ahnen, was er gleich mitansehen musste. Und wie sehr ihn dieser Anblick an seine eigene Vergangenheit und seine eigenen Probleme mit seinem Erzeuger erinnern würde. Auf der Bahnfahrt jedoch war davon noch nichts zu spüren, Blaze ließ sich lieber darauf ein Lahja dicht zu sich zu ziehen und sie in aller Öffentlichkeit erregt zu küssen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen, die war nämlich auch nicht abgeflacht und zog sie immer wieder zwischen den ständigen Machtkämpfen zueinander hin. Und Blaze nutzte das auch nur zu gerne, um seinen Körper gegen ihren zu pressen und ihr mit ironischem, schiefem Grinsen noch eine lange Nacht zu versprechen. Im Gegenzug für ihre Hilfe.
Diese Hilfe jedoch, die erwies sich in der Realität deutlich schwieriger als erwartet, denn während sie auf der Straße noch überlegten mit welcher ausgedachten Geschichte sie ihrem Vater das Geld abluchsen könnten - Blaze sprach sich amüsiert für eine ungeplante Schwangerschaft mit dazugehöriger Abtreibung aus - änderte sich in Lahjas Blick auf einmal etwas. Man konnte deutlich sehen wie sich ihr Körper verspannte, kurz bevor sie auf einmal ihren Schritt beschleunigte und wie besessen auf das Gebäude zustürmte, in dem ihr Vater anscheinend lebte. Nicht alleine allerdings, auch das stellte er fest, als er oben mit ihr angekommen war und mitten in einer fremden Wohnung stand. Gemeinsam mit ihm schien auch die junge Frau hier zu sein, wegen der Lahja überhaupt jetzt so wütend auf ihren Erzeuger war, und das entfachte natürlich eine ganz neue Spannung. Ein Drama, in dem Blaze keinerlei Platz fand und das er daher auch bloß verspannt und regungslos beobachtete, aber das innerhalb weniger Sekunden völlig außer Kontrolle geriet. Lahjas Vater erhob mindestens genauso schnell seine Stimme wie sie, beide warfen sich haltlos Anschuldigungen und Beleidigungen an den Kopf, ja auch Blaze bekam von ihm sogar etwas ab, bis es dann in dem Zimmer knallte und schepperte, in dem Lahja anscheinend ihre Jugend verbracht hatte. Unter anderem Umständen hätte er sich natürlich auf ihre Seite geschlagen, Solidarität nannte man das, aber familiäre Streitigkeiten waren etwas völlig anderes, als ein Beef auf offener Straße. Blaze würde jetzt nicht einfach auf diesen Mann losgehen, den er nicht einmal kannte, vor allem deshalb nicht, weil sofort deutlich zu spüren war, dass es in dieser Auseinandersetzung nicht nur um diese andere junge Frau ging. Viel eher hatten sich über mehrere Jahre hinweg die Diskrepanzen angestaut, so wie auch bei ihm und seinem Dad, und das alles, das kam mit heraus, als Lahja, deren Namen Blaze sogar hatte aufschnappen können, und ihr Vater beinah aufeinander losgingen. Das war nicht sein Kampf, sondern einer, der einzig und allein zwischen ihnen beiden ausgetragen werden musste, aber er war auch durchaus froh, dass sie das nicht heute Nacht bis zum bitteren Ende tun wollten. Angespannt folgte er Lahja lieber, als sie neben ihm aus der Tür wieder hinaus stürzte und die Treppenstufen nach unten rannte, und er verhielt sich auch immer noch stumm, als sie draußen ihre Wut an einer Steinmauer ausließ und dann mit irgendjemandem telefonierte. Erst als sie ihn auffordernd ansah und als sie sich entschlossen wieder in Bewegung setzte, ließ er zu, dass ihre Blicke erneut aufeinander trafen. "Hast du noch einen anderen Vater, dem du irgendetwas heimzahlen willst, oder wie willst du jetzt die 500$ beschaffen?", fragte er, durchaus ironisch, aber weniger vorlaut als vorhin. Blaze wusste, wann es an der Zeit war die Provokationen ein wenig einzudämmen, und bei ihr war dieser Punkt zweifellos erreicht.
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