RE: DROOG PUB
Brooke hatte in ihrem Leben schon vieles gesehen, erlebt und in ihrem Job vor allem überlebt. Es sollte eigentlich nichts mehr für sie geben, was sie Schocken konnte und das war auch gut so – das konnte man sich in dem Umfeld, in dem sie sich bewegte, nicht leisten. Aber es sollte trotzdem passieren. Sie sollte noch einmal eines besseren belehrt werden. Einer ihrer Bekannten hatte sie vor ein paar Wochen schon damit genervt, dass es da einen jungen Mann geben sollte, der sich für ihre Geschäfte interessierte. Er hatte versucht woanders Fuß zu fassen – das hatte sie schon mitbekommen, denn in der Regel ging an ihr nichts vorüber, was ihre Geschäfte betraf aber er hatte es bei den falschen Versucht. Sie war diejenige gewesen, die die Runde in ihrer Villa in Malibu hatte aufmischen lassen, denn der Typ, der da seine Drogen im großen Stil los werden wollte, wollte sich nicht an ihre Regeln halten. Natürlich musste sie ihre Reviere verteidigen und ihren Standpunkt, sie habe in der Stadt das sagen und keiner würde hier größeres Abwickeln, als sie das wollte, es sei denn es war für sie. Aus dem Grund allein hatte sie schon eigentlich kein Interesse den Kerl kennen zu lernen, der es zuerst bei der Konkurrenz versucht hatte aber sie lebte nun mal auch von Gefallen. Brooke musste immerzu darauf achten, sich mit vielen und den richtigen und wichtigen Menschen gut zu halten und der, der sie darum bat, sich mit dem fremden zu treffen – das war einer dieser, denen man gerne einen kleinen Gefallen tat um sich bei Problemen an ihn zu wenden und sich ebenso einen Gefallen einzufordern. In ihrem Clubhaus empfing sie also diesen Unbekannten, er wurde an der Tür durchsucht, musste seine Waffen abgeben um dann in ihr – nennen wir es mal Büro – gelassen zu werden. Es war ein Hinterraum der Kneipe, zu später Stunde, so konnte man sich am besten vor den Lauschern von Fremden oder auch der Polizei fern halten. Wobei die Polizei von Compton auch schon sehr gut mit ihr kooperierte. Ab und an lieferte sie unbedeutende Fische an sie aus und sie standen in der Statistik nicht so schlecht dar. Eigentlich war ihre Lust sehr begrenzt – bis zu dem Moment, als jemand den Raum betrat, der ihr verdammt noch mal sehr Bekannt vorkam. Die rothaarige besaß sie Gabe, sich Gesichter auch über Jahre hinweg zu merken und auch bei Chas sollte das nicht anders sein. Ein paar Sekunden des Musterns und dann schüttelte sie den Kopf, ungläubig, dass das hier wirklich passierte. Dennoch war sie besonnen genug, Abzuwarten, ob auch er sie erkennen würde. Bei Chas handelte es sich nicht um irgendeinen Mann, den einer von vielen würde es nicht vollbringen, nach so langer Zeit das Herz von Brooke so zum Pochen zu bringen. Er war ihre große Liebe gewesen, in ihrer Jugend. Die erste und die Frau musste zugeben, auch die einzige. Schnell, nachdem ihre Eltern sich hatten Scheiden lassen und sie nach Compton mit ihrer Ma ziehen musste, die an der gescheiterten Ehe total zu Grunde gegangen war, hatte sie ihren Schmerz in kriminelle Energie gesetzt und nicht zuletzt diese Zeit hatte ihr ihren eiskalten Ruf eingebracht. Die Mutter war dem Alkohol verfallen, weswegen Brooke jegliche Schwäche durch Sucht verachtete und das auch noch wegen einem Wichser, der sie betrogen hatte. So hielt Brooke bis heute auch nicht wirklich viel von Männern. Eigentlich gar nicht von Menschen. Denn nach der Erfahrung war sie jemand geworden, der nur noch sich selber Liebte und deswegen war es so hart jetzt Chas in die Augen zu schauen. So oft sie sich auch ins Gedächtnis rief, es dürfte an ihrer Entscheidung nichts ändern, konnte er sich natürlich Sicher sein, sie würde ihm den Einstieg in die Geschäfte von Los Angeles ermöglichen. Wer aber durch sein Vitamin B an die Stelle kam, der konnte sich auch durch schlechtes Benehmen ganz schnell wieder ins aus schießen und das machte sie ihm auch deutlich. An Chris hatte man gesehen, wie schnell das ging. Nicht, dass er dachte, irgendwelche alten Gefühle würden sie weich oder rührselig machen. Das konnte sie sich nicht Erlauben. Die Anziehungskraft blieb trotzdem und öfter als bei anderen, verlangte sie von ihm, sie über seinen Stand in Kenntnis zu setzen. Natürlich rechtfertigte sie das vor sich selber und damit auch ihrer Gang damit, er kenne sich hier ja nicht so gut aus aber im Grunde, ganz tief in ihr, wusste Brooke, sie wollte ihn einfach nur sehen. Sie wollte sich an die Phase in ihrem Leben erinnern, als sie neben ihm aufgewacht war und das naive Mädchen in ihr sich gewünscht hatte, jeden Tag neben ihm aufzuwachen. Den Rest ihres Lebens. Die beiden hatten rum gesponnen, mal zusammen zu Leben. Zu reisen. Alles, was man sich in der Phase noch so ausmalte und was man sich darunter vorstellte, mit jemandem alt zu werden. Es weckte so viel in ihr, was sie schon lange nicht mehr Gefühlt hatte. Manchmal stand sie auch kurz davor ihn einfach aus der Stadt verbannen zu lassen, denn diese Emotionen machten sie auch Angreifbar, hatte sie das Gefühl aber damit würde sie sich ja auch nur noch mehr die Blöße geben. Die Situation war verzwickt, denn darüber hinaus wollte die rothaarige auch herausfinden, ob man sich durch Nähe in diese Zeit zurück versetzen könnte. Ob sie diese unbeschwerte Zeit verfälscht wieder haben konnte, wenn sie sich auf ihn einließ. Man wusste, dass Brooke eigentlich immer das bekam, was sie wollte und diese Treffen, in denen es um Geschäfte ging die wurden nun mal auch immer Privat abgehalten. Langsam schlich sie sich also irgendwie in Chas Leben und er wollte immerhin auch in ihres, wenn er für sie arbeiten wollte, musste er sich auch mit ihrer Gang und allem was dazu gehörte Beschäftigen. Einzelgänger oder nicht, das waren ihre Regeln und so sicherte sie sich ihre Loyalität der Menschen. Da Chas ihr aber auch gesagt hatte, bei der Polizei dürfte er in absehbarer Zeit nicht auffallen, erklärte sie sich aber sogar damit Einverstanden, in Kneipen zu gehen, die nicht unter ihrer Hand standen. Denn natürlich konnte man nicht alle Bullen schmieren und immer mal wieder fuhr eine Streife bei ihr vorbei, die Informanten sagten ihr das und so auch heute. Also blieb ihr nichts anderes als sich mit Chas unauffälliger zu treffen – in freudiger Erwartung, die Treffen der beiden verliefen oft auch noch in privater Zweisamkeit. In einer eher leeren Kneipe fragte sie ihn dazu aus, wie es lief, mit nicht so offensichtlichem Wortlaut sondern eher als habe jemand einen neuen Job angefangen, da kam diese Frau mit den langen, braunen Locken an den Tisch der beiden und sagte Chas hallo. Die Blicke beider gefielen Brooke nicht und eines stand schon bei dem Lächeln in dem Gesicht der Bitch fest, über die würde sie sich schlau machen. Auch wenn sie es niemals zugeben würde, irgendwo hatte sie an ihrem Gegenüber einen gewissen Anspruch und das noch viel mehr als bei Chris.
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