RE: EAST LOS ANGELES
Erst war es ihre eigene Unsicherheit, die sie fast dazu trieb, sich eilig aus dem Wohnwagen ins freie zu retten. Lahja konnte sich tabulos gehen lassen und hingeben, im Rausch, bei reißerischer Leidenschaft oder in extremen Situationen, die es ihr nicht erlaubten nachzudenken. Jetzt aber könnte er viel zu schnell herausbekommen, wie hoch sie all zu gerne Pokerte. Wie viel Selbstbewusstsein sie in der Lage war, jemandem vorzuspielen in ihren starken Momenten. In den schwachen mischten sich viel zu oft die Erinnerungen an Chris Folterkammer, an zig tiefe Narben – gezeichnet von abgrundtief Bösen, Verabscheuungswürdigen Menschen, deren Wege sie gekreuzt hatte oder auch dem Monster in sich. Das Monster was im Spiegel lauern konnte. Fast wäre ihr das zu viel geworden und der bissige Blick den sie ihm Zuwarf, als er einfach so ihr Handgelenk umfasste wäre fast schon wieder in Aggressionen umgeschlagen. Man konnte in dem spärlichen Licht genau sehen, wie ihre Zähne sich aufeinander pressten – und genauso gut war zu beobachten, wie er mit seinen Lippen, mit seinen Händen und seinen Worten all die Energien umleitete. Bis am Ende nur noch ein Grollen aus ihrer Kehle kam aber sie im direkten Anschluss daran genießerisch Knurrend, ihren Hals etwas mehr gegen seine Hand drücken konnte. Als wäre das nicht schon Nahe genug am Rande des Feuers und des Wahnsinns geklettert. Als sie tatsächlich ihre Armmuskeln wieder entspannte, die sie schon so Entschlossen in die Matratze unter sich gepresst hatte, eröffnete er etwas ganz anderes. Er verkaufte Drogen? Chemische Drogen? Eigentlich so viele, dass ihm das morgen Ärger einbringen konnte, wenn er das heute Nacht nicht erledigte? Woher kannte sie das nur? Wieso war er kein scheiß Öko Freak, der hier ein wenig gegen das System rebellierte und vielleicht ein wenig Gras dealte? Nur so, zum eigenen Konsum? Oh, wie Lahja all die Stimmen der Vernunft in ihrem Kopf im Kanon sagen hörte, sie sollte sofort das Weite suchen. Zac, Noah, Kilian, die Bewährungshelferin – da waren sie sich alle ziemlich einig. Erstaunlich, sonst sah das anders aus. Jeany und Matt zeterten noch sich dem Anzuschließen. Immerhin war hier Leidenschaft in der Luft und das hatten beide nie so ganz verkennen können. Die junge Dame wäre aber eben nicht die junge Dame – mit ihrer ganzen Geschichte, wenn sie auch nur auf eine von denen mehr hören würde, als auf ihren Impuls. Der hatte sich auch gerade noch Beschleunigt, als das brennende, weiße Pulver ihr Blut erneut in Wallung brachte. Als nach dem Moment, den sie angeekelt den Kopf in den Nacken gelegt hatte um das Speed in ihren Ohren rauschen zu hören, ihr BH erneut auf seinem Bett landete. Lahja versuchte ja wirklich nachzudenken, klare Gedanken einzufangen aber wie sollte denn das gehen? Bei der Gänsehaut die sich auf ihren nackten Schulterblättern ausbreitete? Um Haltung zu bewahren musste sie dann doch einmal unwillig Knurren eher sich ihr Fuß wieder vom Boden löste. Ohne auf seine Kommentare zu Reagieren gab sie sich viel lieber dem hin, was doch eh viel wichtiger war. Worte konnten einem nicht so die Sinne vernebeln, wie die bissigen Küsse, die sie danach mit ihm Austauschte. Gieriger und fast schon Strafend für die Verführung, zogen sich ihre Fingernägel nur tiefer im Fleisch über seine Haut. Als sie sich schon fast spielerisch aber durchaus wie ein Tier an seinem Hals verbiss, brauchte der Fremde auch eine Weile und das antesten einiger Grenzen, bis er sich wieder befreien konnte. Wieso musste es auch unbedingt dieser, nach Ärger und Gefahr schreiende Kerl sein, der endlich alle Erinnerungen mit Zac in ihr verblassen lassen konnte. Auf eine ganz andere Art und Weise. Die beiden ähnelten sich nämlich nicht nur auf der Vernunftsebene überhaupt nicht sondern auch äußerlich - ein Himmelweiter Unterschied. Zu Lahjas eigenem Ärger hatte sie sich oft genug dabei ertappt, sich sogar beim Sex mit anderen Männern nach Zac zu sehnen. Hier machte sie die Erfahrung, es gab durchaus noch mehr Männer, die genau wussten, was sie in den Wahnsinn treiben konnte und damit in Ekstase. Nun gab es jedoch noch immer die Ausgangsproblematik – Geld für einen Ticker nicht zu haben war scheiße, sie wusste es aus erster Hand. „ Nun gut...“ Lahja nutzte seine kurze Unaufmerksamkeit dazu - weil sie ihre Stimme erhoben hatte, ihn ähnlich wie Nala bei Simba im König der Löwen, auf dem Rücken festzusetzen. Die Körper der beiden waren schon längst wieder sehr ausgefuchst in der Decke verwickelt und die nackten Hautstellen gaben genug Hitze ab, die Fenster beschlagen zu lassen. „...wie du eben wahrscheinlich nicht – im Akt der Verzweiflung, dich vor meiner Faust in Sicherheit zu bringen – vernommen hast,...“ Oh, wie unglaublich provokant und herausfordernd ihre Blicke ihn trafen - gepaart mit einem süffisanten grinsen bei dieser Verdrehung der Tatsachen. „...haben ich und die Justiz noch ein paar offene Rechnungen. Weil mit Drogenhandel selbst meine Bewährungshilfe nur noch die Hände über dem Kopf zusammen schlagen kann, würde ich ungern irgendwelchen Pillen-Freunden hinterher Telefonieren. Die haben eh nie Kohle. Da ich vermeide etwas mit mir herum zu schleppen, könnte ich dir etwas abnehmen aber ich Glaube so krass bin ich dann auch nicht, eine Nacht Kunden zu ersetzen.“ Sie war sich nicht Sicher, sich so weit aus dem Fenster lehnen zu wollen aber je mehr sie mit den Augen begann zu wandern, nach den richtigen Worten zu suchen, desto drängender wurde es doch los zu werden. Sie hasste ihre verbale Unfähigkeit so sehr. „ Ich weiß wie abgefuckt das ist, wegen so etwas zu kassieren aber ich kenne auch Dealer. Auch weniger große wie du allem Anschein nach einer bist?" Fragend suchte sie seinen Blick. Würde es einen Unterschied machen, wenn er ihr nun offenbaren würde, viel eher in Chas oder Brookes Liga zu spielen? Sie hatte sich geschworen nie wieder in solche Kreise zu geraten und doch spürte sie - seine Antwort spielte keine Rolle mehr. Verdammt. Wie wenig konnte man denn aus seinen Fehlern lernen? "Je nachdem was du brauchst, könnte sich darüber Reden lassen - dir auszuhelfen und ich hoffe es übersteigt den Wert des Bauwagens hier nicht. Denn den zünde ich an, wenn das nur ein Märchen war und dein Lieferant dir nicht im Nacken sitzt.“ Mahnend wölbte sich ihre Augenbraue nach oben. Schwäche oder etwas wie Mitgefühl und gleichzeitig Nähe ertrug Lahja nicht. Mit einem mal fühlte sie sich Unwohl und zog sich von dem – noch immer Unbekannten Jungen – zurück. Vielleicht war es besser seinen Namen nicht zu kennen. Angespannt zog sie ihre Nägel diesmal durch ihre eigenen Haare und starrte an die Wand. Sollte sie das? War das eine Option die ihr wenigstens einreden konnte, hier ging es nicht nur darum seinen Kopf aus der schlinge zu ziehen sondern auch um sie? „ Mein Erzeuger hat sich gut etwas geleistet. Eigentlich klingt es in meinen Ohren nicht Verkehrt, mir dadurch eine gute Nacht zu Bescheren, ihn nach etwas Kleingeld zu Fragen.“ Oh und wie Lahja das gerade gefiel, Kilian für ihr Vergnügen zahlen zu lassen. Das wäre Verdiente Strafe für das vögeln von Nele. Natürlich müsste der Grund ein anderer sein. Gewiss nicht 'Dad ich brauche Geld für einen unbekannten one night stand, der Ärger wegen seinem Drogenhandel hat weil wir lieber weiter miteinander schlafen wollten.' " Dann bräuchte ich aber... Deine Hilfe mir was zu überlegen und das umzusetzen. Bei der Wahrheit wäre er mein größeres Problem als der Rechtsstaat." aber da konnte man ja noch kreativ werden. Vielleicht etwas, was ihn auch emotional Treffen würde. Das hatte er verdient, wo er Lahja so Hintergangen, Verraten und Verletzt hatte. Etwas was ihm klar machte, wie explosiv sie nur wegen ihm wieder war. Wie kurzsichtig. Wie wütend. Trotzdem wusste sie noch nicht ob das hier alles so gut für sie war. Das lag weniger an Kilian als daran, einem fremden zu helfen. Bisher war sie nie gut dabei weg gekommen und auch wenn dieses Hippie leben von Noah schön war, Lahja war eben ein gebranntes Kind.
|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.
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