RE: EAST LOS ANGELES
Für Blaze machte es keinen Unterschied, wer hier vor ihm stand: Ob diese Person klein oder groß war, breit oder schmal, dick oder dünn, männlich oder weiblich. Natürlich sah er, dass er die junge Frau vor sich an Größe überragte und dass sie schlanker und zierlicher gebaut war, aber auch Blaze hatte in seinem Leben zu wenig Hanteln gestemmt, um einen völlig durchtrainierten, muskulösen, breiten Körper vorweisen zu können. Für einen Mann waren seine Schultern relativ schmal und seine Brust zu undefiniert, es war als könnte man in seinem Körperbau erkennen, dass er nie die Disziplin gehabt hatte regelmäßig trainieren zu gehen, sondern seine Abende - und Morgende - lieber mit jeglichen Substanzen auf dem abgeranzten Sofa in seinem Bauwagen verbrachte. Nicht unbedingt die klügste Prioritätensetzung, wenn man so wie er sein Geld verdiente, sonst hätte er sich vor ein paar Tagen vielleicht sogar gegen die Gruppe der Halbwüchsigen durchsetzen können, aber Blaze war auch viel zu kurzsichtig, um etwas an seinem Verhalten zu ändern. Er lebte in den Tag hinein, das hatte er immer schon getan, und akzeptierte dabei einfach, was seinen Weg kreuzte. Und jetzt im Moment war das nunmal dieses Mädchen, das ihn so provokant anging, dass Blaze - sowieso schon gereizt und gestresst - gar nichts anderes übrig blieb, als in demselben Ton auf sie zu reagieren. Sie schien es doch auch nicht anders gewollt zu haben und obwohl sein Kollege noch immer schlichtend auf ihn einredete, obwohl auch diese junge Frau jemanden bei sich hatte, der verbal versuchte Schlimmeres zu verhindern, entwickelten sich die wütenden Blicke viel zu schnell zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Und damit auch zu einer Möglichkeit dem Frust und dem Druck in Blaze ein Ventil geben zu können.
Selbstverständlich wurden auf einmal auch viel mehr Personen auf die beiden aufmerksam, man konnte schon vernehmen wie andere darüber philosophierten sich zwischen sie zu schieben und den Streit zu beenden - man schlug ja auch nicht einfach so ein Mädchen - aber so wie auch alles andere, das um ihn herum passierte, nahm Blaze das gar nicht wahr. Das Adrenalin rauschte in seinen Ohren, in seinem Kopf, die Wut blendete ihn, so lange, bis es ihm gelang den Körper der jungen Frau gegen die Theke hinter ihr zu pressen, bis sie dadurch für einen Moment unfähig wurde sich zu wehren und stattdessen nur ihre Augen auf ihn trafen. Tief in seine eigenen. Und noch ehe er merkte, was gerade in ihm geschah, wie die Wut dabei aus seinen Fäusten verschwand und sich stattdessen den Weg in seine Lippen, in seine Fingerspitzen bahnte, lehnte sich das Mädchen auf einmal nach vorne und küsste ihn, hart, atemlos und sehnsüchtig. Und Blaze verlor ich darin. Statt ihren Körper weiterhin fixierend gegen die Theke zu drücken, krallten sich seine Finger auf einmal in ihr Oberteil und zogen sie in die entgegengesetzte Richtung, fest an ihn heran. Die beiden verschmolzen ineinander, während seine Haut an den Stellen pochte, die sie zuvor mit ihrer Faust hart getroffen hatte, so lange, bis zu seinem Kopf durchdrang, was in ihm gerade Absurdes geschah, und er sich daraufhin zögerlich von ihr zurück zog. Nicht weit, seine Hände pressten sich noch immer in ihren Körper, aber mit geöffnete Augen starrte er sie wieder an, misstrauisch und unsicher, während er sich gleichzeitig jedoch vehement dagegen wehrte in die Realität zurückzufinden. Nein, das hier war so viel besser, und obwohl sein Verstand ihm eigentlich sagen sollte, dass er heute Nacht noch viel Arbeit zu erledigen hatte, zog Blaze sie trotzdem noch näher zu sich und sprach mit dunkler Stimme auffordernd die Worte "Lass uns gehen" gegen ihre Lippen, ehe er sie noch einmal atemlos küsste.
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