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EAST LOS ANGELES
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Blaze
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Beitrag #24
RE: EAST LOS ANGELES
Im Gegensatz zu anderen Menschen, die am Wochenende den Frust ihres Alltags herauslassen konnten, bedeuteten diese Tage für Blaze oftmals nur Stress und viel Arbeit. Seit mehreren Jahren dealte er mittlerweile schon mit Drogen, um damit dem Druck zu entkommen wie jede andere Person einen normalen Job ausführen zu müssen. Nicht im großen Stil, Blaze war einer der Kleindealer am untersten Ende der Nahrungskette, aber es war auch nicht so als bräuchte er große Dollarbeträge zum Überleben. Seine Wohnung war ein alter Bauwagen auf einem geduldeten Wagenplatz hier im Viertel von East Los Angeles, für den er selbstverständlich keine Miete zahlen musste. In Eigenarbeit hatte er ihn während der vergangenen Jahre nach seinen Wünschen zusammen gezimmert, immer mit Hilfe von Nachbarn, Bekannten und Freunden, und alles dafür bei Hausauflösungen oder in Kleinanzeigen zusammen gesucht. Er war kein bekennender Öko-Futzi, wie er viele seiner Nachbarn gerne nannte, aber sein Essen suchte er sich größtenteils beim Containern zusammen oder klapperte ein paar der lokalen Fairteiler ab. Neue Kleidung brauchte er selten, eine neue Hose besorgte er sich erst, wenn die Alte nicht mehr gebrauchsfähig war, und auch sonst hielten sich seine Ausgaben gering. Bloß seinen eigenen Konsum musste er sich finanzieren und ab und zu mal ein paar Kleinigkeiten, der Rest seines Verdiensts wanderte in sein Sparschwein, um damit irgendwann seinen größten Traum erfüllen zu können: Er wollte nach Afrika reisen, nach Kenia, um dort seine Wurzeln kennenzulernen und nach seiner übrigen Familie zu suchen. Hier in den USA war davon nämlich nicht mehr viel übrig. Die Mutter von Blaze war verstorben, als der Junge gerade 11 Jahre alt war, und sein Vater damals der Alkoholsucht verfallen. Geschwister gab es nicht, ebenso wenig die Großeltern. Sein Vater hatte noch einen Bruder, aber der lebte weit weg, er hatte noch nie viel Kontakt zu ihm gepflegt. Sonst gab es da eben bloß noch die große Familie seiner Mama, in Afrika, die er auch als kleiner Junge schon ein paar Mal besucht hatte, aber seit der Krankheit und dem darauf folgenden Tod seiner Mutter hatte er es nie wieder geschafft. Zumindest so lange nicht, bis er in diesem Sparschwein auf seiner Kommode endlich genug Geld gesammelt hatte.
So wie immer saß ihm dieser Gedanke auch an diesem Abend ständig im Hinterkopf, als er sich durch die vielen jungen Menschen in den Clubs und Kneipen des Nachtlebens schob und auf dreckigen Toiletten oder in dunklen Seitenstraßen seine Deals abwickelte. Jeder Cent, den er damit verdiente, hatte eine wichtige Bedeutung für Blaze, das war die Haupt-Verantwortung, die er mit seinem Job trug, aber gleichzeitig waren da nunmal auch die Leute, die ihm übergestellt waren. Diejenigen, die den Stoff an ihn ablieferten und dafür eine Woche später ihr Geld verlangten. Oftmals war das kein Problem für ihn, er hatte seine Stammkundschaft, er lebte schon lange in diesem Viertel, er konnte sich auf die Leute verlassen, die er kannte, aber vor einigen Tagen hatten ihn auf dem Heimweg ein paar Halbwüchsige abgefangen, ihn mit ein paar Schlägen auf den Boden gebracht und die Drogen abgenommen, die er zu dem Zeitpunkt noch bei sich trug. Und das war einiges. So viel, dass ihm am heutigen Abend etwa 500$ fehlten, um sie morgen an seine sogenannten Vorgesetzten abzuliefern. Niemals bekam er an einem Abend so viel Geld zusammen, meistens kaufte man bei ihm nur ein paar Pillen Ecstasy oder ein bisschen Koks oder Speed, sodass es für eine Nacht reichte, nicht in großen Mengen. Völlig unter Stress stromerte er daher auch von einem Club in den nächsten, angespannt und unsicher wie er den Verlust morgen wohl ausbaden müsste, aber sein Sparschwein dafür zu plündern? Das war keine Option, nie gewesen. Geld, das einmal darin landete, wurde nicht wieder heraus genommen, das war sein fester Grundsatz und daran hielt er sich bis zum heutigen Tag. Lieber nahm er eine geflissentliche Abreibung morgen in Kauf, wenn es ihm tatsächlich nicht gelang heute Abend noch genug Zeug zu verkaufen. Dass er noch weiteren Stress daher absolut nicht gebrauchen konnte lag auf der Hand, aber als er sich zwischen einigen Menschen hindurch schob und dabei aus Versehen ein fremdes Mädchen anstieß, schien diese wohl aus seinem Blick nicht lesen zu können, dass sie mit ihrer unverhältnismäßigen Reaktionen auf einen falschen Gegner stieß. Unheimlich schnell war auch Blaze auf hundertachtzig, sein Puls schnellte in die Höhe, seine Augen fixierten die fremde Frau und noch ehe er verbal auf ihre Beleidigung reagieren konnte, hatte er selber ebenfalls seine Hände hart gegen ihre Brust gestoßen. Noch härter und gröber, als sie. Der Kumpel von ihm, der gerade hinter ihm her ging und eigentlich auf den Toiletten mit Blaze verschwinden wollte, versuchte schon eilig nach seinem Arm zu greifen und eine körperliche Auseinandersetzung zu verhindern, aber der junge Mann würdigte ihn nicht einmal eines Blickes. "Was ist dein scheiß Problem?", fragte er die Frau lieber mit dunkler, lauter Stimme, provokant, wütend, während die Adern an seinem Hals schon deutlich sichtbar heraus traten.
10.02.2017 00:05
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EAST LOS ANGELES - Admiss - 18.03.2016, 15:21
RE: EAST LOS ANGELES - Haily Stone - 24.06.2016, 00:38
RE: EAST LOS ANGELES - Haily Stone - 26.06.2016, 02:40
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