RE: ROUTE 66
Matt spürte deutlich wie viel Bedeutung sie in die Worte - oder eher Drohungen - legte, die Madison dort oben auf dem Baumstamm aussprach. Er spürte wie viel Angst sie davor hatte sich vor ihm zu öffnen und zuzulassen ihn wieder zu lieben. Nicht, weil sie das nicht wollte oder weil sie sich nicht danach sehnte, sondern einfach aus Angst davor, dass Matt ihr das wieder nehmen könnte. Dass er feststellte er liebte sie doch nicht so bedingungslos wie es sich jetzt gerade für ihn anfühlte. Dass es nicht funktionierte. Und trotzdem, obwohl er ihre Sorge durchaus verstand, lächelte er nur ganz schwach und streckte einladend, abwartend seine Arme nach oben aus. "Ich lass dich nicht fallen", versicherte er ihr, mit warmer Stimme. Matt hatte niemals an seiner Liebe für sie gezweifelt, nicht vor zwei Jahren, nicht während der vergangenen zwei Jahre und auch nicht jetzt. Ob die beiden jetzt noch miteinander funktionieren würden, das konnte er nicht voraussehen, aber innerlich versprach er sich selber alles dafür zu geben, dass sie gemeinsam wieder glücklich wurden. Er wollte das doch nicht weniger als sie. All die Pläne, die die beiden damals leichtsinnig für ihr hohes Alter geschmiedet hatten, die wollte er wahr werden sehen und genau deshalb winkte er jetzt auch auffordernd mit seinen Fingern, sah Madison noch einmal fest in die Augen und fing sie dann tatsächlich auf, als sie sich zu ihm hinunter stürzte. Keinen Schritt wich er zurück, erst recht nicht als er danach ihre Hände auf seinem Körper spürte und ihre Lippen sich gegen seine pressten, genauso vertraut und wunderschön wie er es in Erinnerung hatte. Fest schloss er dabei seine Arme um ihren Körper, bewegte seine Finger über ihren Rücken bis zu ihren Schultern und krallte sich dort schon fast in ihre Haut hinein, während sie beide sich küssten. Und auch danach noch, als Madison ihren Kopf an seiner Halsbeuge versenkte und er ihren warmen Atem auf seiner Haut spüren durfte. Diese Liebe war so anders, als alles, was er je hatte erfahren dürfen und die Frauen, denen er in den vergangenen zwei Jahren nahe kommen durfte, nicht annähernd mit dieser hier vergleichbar. Liebe war eine absurde Konstruktion, das stellte er immer wieder fest, aber zum Glück war Matt niemand, der ständig nach den logischen Zusammenhängen suchte. Er war nicht so verkopft wie Madison, sondern stürzte sich auch diesmal wieder einfach hinein in das Abenteuer, das diese Zuneigung für sie beide versprach. "Und du bist sturer, als alles, was mir je begegnet ist", ließ er sie dennoch nuschelnd wissen, mit einem Grinsen auf den Lippen, ehe er die Hände langsam wieder von ihren Schultern sinken ließ.
Für einige lange Minuten konnten die beiden sich gar nicht wieder voneinander lösen, Matt klebte an Madison wie ein Affe, küsste sie immer wieder sanft oder führte lebhaft aus wie genau er dafür sorgen wollte, dass auch noch im hohen Alter genug Muskeln da waren, um sie aufzufangen. Nur für den Fall natürlich, dass sie dann noch einmal in in Situation kamen, in der sie auf solch absurde Vertrauensübungen angewiesen waren. Bis Matt sie dann jedoch auf einmal losließ, sich nach unten beugte, um schnell nach einer Hand voll Schnee zu greifen und ihn einfach mitten in Madisons Gesicht zu drücken, ganz zu seiner durchaus hörbaren Belustigung. Und wie zwei kleine Kinder ließen sie danach endlich die Spannung zwischen sich komplett fallen, um in eine wilde Schneeballschlacht auszubrechen. Mehrmals stürzten sie sich dabei aufeinander, bis sie im Schnee landeten, rangelten dort, lachten laut, und kämpften sich dann wieder hoch, um hintereinander her zu rennen. Völlig durchnässt und total erfroren waren sie, als sie zurück am Bus ankamen, aber gleichzeitig auch so lebendig und voller Glückseligkeit wie schon lange nicht mehr. Zitternd schmiss Matt sich erst vorne hinein, um den Motor und damit auch die Heizung zu starten, ehe er nach hinten auf die Matratze kletterte und sich dort bibbernd so schnell wie möglich von Jacke, Pullover und sogar seinem T-Shirt befreite, um sich stattdessen in eine Decke zu wickeln, die er dann auch mit beiden Armen breit öffnete, um Madison zu sich einzuladen. Keinen einzigen Gedanken verschwendete er gerade daran, dass es für sie noch immer ein Problem sein könnte sich auszuziehen oder sich von ihm berühren zu lassen. Nicht, weil sie ihn nicht liebte oder weil sie ihm nicht nahe sein wollte, sondern weil da noch immer etwas in ihr saß, das ihr eine schreckliche Angst machte.
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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