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ROUTE 66
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?


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Beitrag #5
RE: ROUTE 66
Matt verurteilte Madison nicht für ihre Reaktion. Er fühlte sich zwar tatsächlich vor den Kopf gestoßen, das schon, aber wenn er in den zwei Jahren mit Haily eine Eigenschaft für sich übernommen hatte, dann dass es okay war andere Menschen fühlen und denken zu lassen, was sie fühlen und denken wollten. Das war nicht immer leicht für Matt, vor allem wenn er eigentlich nur Gutes für jemanden wollte, doch diese Person sich davor verschloss, aber er wusste ja auch, dass es bei Madison nicht von ungefähr kam. Sie hatte jetzt zwei Jahre ohne seinen zeitweise nervigen, anspruchsvollen, aufdringlichen, aber doch gutmütigen und liebenswerten Charakter verbringen müssen, sie war zwei Jahre nur auf sich alleine gestellt gewesen, war alleine durch das Land gereist, hatte sich nirgends niederlassen wollen und ja, er verstand, dass das Dinge änderte. Sie hatte sich lange nicht mehr mit der Meinung und mit dem Einfluss einer anderen Person herumgeschlagen und Matt wusste auch, dass sie sich schon immer sehr wohl gefühlt hatte in dieser Einsamkeit und darin, dass es niemanden gab, dem Madison Rechenschaft ablegen musste. Er war nur einfach so grundsätzlich anders. Nach der Trennung von Madison hatte er unbedingt so schnell wie möglich wieder lieben wollen, er hatte wieder glücklich sein wollen, zufrieden, expressiv und laut. Er hatte neben und mit anderen Personen schlafen wollen, die Welt sehen, Spaß haben und genau das konnte ihm dieses Festival damals ermöglichen. Und Haily. Dass Madison anders war als er, das war nicht verkehrt, es war auch nicht grundlegend schlechter, aber sie konnte auch nicht verleugnen, dass Matt an ihrer Seite noch einmal eine ganz andere Art von Lebensfreude provozieren konnte, insbesondere Gelassenheit und Unbeschwertheit. Der Charakter seiner Frau war so angespannt, so ernst, so strikt mit sich selber und ihrem Umfeld. Wäre die Welt nicht ein viel schönerer Ort, auch für sie, wenn sie das einfach mal wieder ablegen könnte? Wenn sie es zulassen würde neben einer anderen Person zu schlafen, die fremde Wärme in sich aufzunehmen und dem unbekannten Atem zu lauschen, anstatt grübelnd und rastlos dort zu liegen und irgendwelchen irrationalen Ängsten oder Sorgen den Vortritt zu lassen? Matt wünschte sich so sehr irgendetwas in Madison bewegen zu können, ihr einen Stoß in die leichtere Richtung zu geben, aber wenn er eins bei ihr schon immer aufbringen musste, dann war das Geduld. Nicht unbedingt seine Stärke, aber die Vergangenheit lehrte ihn, dass er langsame, vorsichtige Schritte in ihre Richtung gehen musste und deshalb sprach er zwar noch einmal sanft ihren Namen aus, er versuchte noch einmal sie dazu zu bewegen doch einfach hier zu bleiben, bei ihm, und dieses komische Gefühl genauer zu definieren, um es dann - nach und nach - ausschalten zu können, aber als er merkte, dass sie dafür gerade einfach nicht bereit war, ließ er sie mit einem tiefen Atemzug auf den vorderen Beifahrersitz flüchten und legte sich dann selber auf die harte, kalte Matratze, ganz allein.
Viel änderte sich aber auch in den nächsten Tagen nicht, zwischen ihnen beiden. Tagsüber hatten sie zwar Spaß, Matt wusste noch immer mit was für dummen Geschichten oder mit welchen alten Liedern er seine Frau aus der Reserve locken konnte, aber nachts suchte Madison dann doch weiterhin die Distanz zu ihm. Er spürte, dass sie ab und zu sehr abwesend wirkte, sehr nachdenklich und in sich gekehrt, aber gleichzeitig kam er auch nicht umher zu bemerken, dass sie sich zweifellos für Matt freute, wenn er mal wieder ganz aufgeregt auf eine weitere, eigentlich total stupide Attraktion zu rannte. Wie geplant besichtigten sie die größte Ketchupflasche der Welt und gönnten sich danach stilecht eine Portion Fritten mit der roten Sauce, sie verewigten sich mit Sprühflaschen auf der bunten Autos der Cadillac Ranch, opferten ein paar Schuhe für den Schuh-Baum an der Straße und weigerten sich empört 40$ Eintritt für den Meteor Krater zu bezahlen, aber irgendwie- irgendwie fehlte da diesmal etwas. Die Dinge waren anders, davor konnte sich nicht einmal Matt verschließen. Die Anspannung, die immer wieder die Luft zwischen ihm und Madison erfüllte, die wurden die beiden nie ganz los und das war nur mehr und mehr belastend für das ehemalige Paar. Hinzu kam auch die Krankheit von Madison und dass Matt mit jedem weiteren Tag spürte, dass ihm die Zeit davon lief. Er durchlebte zwar wie erwartet die verschiedensten Emotionen, indem er in einer Nacht völlig betrunken tatsächlich darum flehte, dass sie sich doch einfach behandeln lassen sollte, oder wurde eines Morgens wirklich wütend, als er schon wieder auf so viel Ignoranz ihrerseits traf, aber obwohl er zwar sah, dass seine Emotionen auch sie belasteten, gelang es ihm bis jetzt nicht wirklich etwas in ihr zu bewegen. Er fand einfach, verdammt nochmal, nicht den richtigen Schalter. Nicht den richtigen Punkt, den er drücken musste. Da musste es doch aber einen geben, irgendetwas!
Mittlerweile war der vierte Tag ihrer Reise gekommen und damit verschlug es sie auch mitten in die USA, irgendwo in die Berge, wo der Winter eindeutig kälter war, als in Kalifornien. Viel kälter. Vierzig Zentimeter Schnee kälter. Und so schön es zwar war durch diese Landschaft zu fahren, zehrte die ihnen bevorstehende Nacht dann doch an Matts Nerven, denn wenn der Motor nicht lief wurde es auch nicht besonders warm in diesem Gefährt. Anstatt irgendwo in der Wildnis zu campen, blieben sie am heutigen Abend also neben einer großen Scheune eines Farmbetriebes stehen, nur um im Notfall dort Unterschlupf zu finden. Das Farmhaus schien zwar weiter weg zu sein, es gab niemanden, den sie um Erlaubnis fragen könnten, aber Madison und ihn hatte so etwas selten gestört. Sie würden hier ja niemanden belästigen und niemandem etwas wegnehmen, sie wollten ihren Wagen einfach nur im Windschatten des Gebäudes abstellen und sich dabei mit dem restlichen Whiskey aufwärmen. Jeden Abend tranken sie gemeinsam ein paar Schlucke daraus, redeten miteinander, über Jamie, über die letzten zwei Jahre, über alles, aber die heutigen Kälte motivierte dazu, dass sie beide ein wenig über die Stränge schlugen, der Blick zunehmend verschwamm und immer mehr dumme Themen über ihre Lippen kamen. Bis Matt dann auf einmal frierend seine Hand gegen das Dach des Wagens drückte und quengelnd feststellte, dass es dadurch tropfte. Der starke Schneefall draußen ließ sich nicht so gut vereinen mit dem undichten Blech dort oben und weil keiner von ihnen bei Minusgraden in einer Pfütze schlafen wollte, sah er auffordernd, sogar leicht lallend in Madisons Gesicht. "Zwei Optionen: Entweder ziehen wir uns jetzt beide nackt aus und wärmen uns heute Nacht aneinander, damit wir nicht erfrieren, oder wir gehen in die Scheune da und hoffen, dass es irgendwo eine trockenere, wärmere Ecke gibt, als hier. Ich gehe mal davon aus Fräulein Ich-schlaf-nicht-neben-dir ist für Option zwei?"


MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK

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13.01.2017 18:58
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ROUTE 66 - Matthew Dawson - 10.01.2017, 01:30
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