RE: ROUTE 66
Durch seine Worte erreichte Matt etwas ganz anderes, als er vielleicht bezwecken wollte. Madison war immerhin die letzten zwei Jahre wieder ganz auf sich alleine gestellt gewesen und sie hielt auch sehr fest an ihren Entscheidungen und Gedanken. Es war ja nicht so, dass das alles leichtsinnig getroffen worden war und wenn er auch damals immer einen Weg gefunden hatte, sie zu erreichen, ob nun durch dämliches Albern oder seine ernsten Worte, so wie jetzt, erreichte er sie damit nicht wirklich. Bis auf eine Sache, derer sie sich ganz Sicher war, schüttelte sie immer wieder mal den Kopf und wechselte zwischen seinem schönen Gesicht und der Bettdecke hin und her. Solange, bis er mit einem Schluck des Whiskeys und einem dummen Kommentar seine Rede beendete. Leider wühlte sie sogar das am Ende noch mehr auf, ließ sie die Zähne zusammen beißen und auch wenn noch keiner so richtig dahinter gestiegen war, dieses Verhalten der beiden glich sehr dem, wie sie zu Beginn des Kennen lernens aufeinander gewirkt hatten. Beide waren viel zu Überzeugt, die Beziehung hätte etwas an ihren Charakteren geändert, zumindest Madison sah das so aber eigentlich – eigentlich waren sie im Grunde noch immer die Menschen, die sie auch damals gewesen waren nur mit einer wunderschönen Erfahrung mehr. Mit dem Glauben können an eine Liebe, wie sie sie beide offen angezweifelt hatten damals. Weil sie die Vorstellung fürchterlich fand, er machte sich Gedanken darüber, er hätte etwas an ihrer Entscheidung ändern können, nicht gegen den Krebs anzugehen, begann sie auch damit und ein Entschiedenes Nein verließ ihren Mund. „ Das eine hat mit dem anderen wirklich nichts zu tun Matt....“ Vielleicht musste sie ihm doch sagen, was sie auch Jamie erzählt hatte. Wo der Knackpunkt gelegen hatte, diese Entscheidung zu treffen – denn mit einem hatte Matt Recht. Eigentlich hatte sie ihren Gegner kennen lernen wollen, bevor sie vor ihm kapitulierte. „...ich war schon... beim Arzt. Ich wollte schon... Gewebeproben nehmen lassen und das alles aber in dem Wartezimmer, da... saßen so viele Frauen, die schlecht aussahen. Wie Schatten. Die Schmerzen hatten. Die geweint haben. Die einfach so aus dem Leben gerissen aussahen und schwach. Einige haben mich auch von der Seite angesprochen, ich weiß nicht warum sie dachten, mir könnte das Helfen oder Mut machen aber es war genau das Gegenteil. Ich brauche mich nun nicht in einen Raum zu setzen, mit lauter fremden, die das auch haben.“ Immer wieder sah sie ihn nur kurz an, denn es war gar nicht mal so einfach darüber zu Sprechen, was ihr da im Kopf herum gegangen war. Zumindest nicht mit ihrem Ex-Ehemann. Bei Jamie war das deutlich einfacher gefallen. „ Ich wollte nicht auch bald so sein, will ich noch immer nicht und...“ Maddi schloss die Arme fester um ihren Oberkörper, als wollte sie beisammen halten, was ihr gehörte und sich schützen vor äußeren Einflüssen. Dann war das eben so, dass ihr Gegner sich weiter ausbreitete aber so lange war sie wenigstens noch ein Mensch, dem sie aufrichtig im Spiegel begegnen konnte. „ Ich bin aufgestanden und gegangen. Ich wollte nicht Wissen, welche Tumor-Art, wie weit fortgeschritten, wo Überall. Das hilft mir alles nicht, wenn ich doch nicht auch irgendwann so da sitzen will oder auch weinend aus diesem Arztzimmer zu diesen Frauen kommen möchte. Ich hab nie wieder einen neuen Termin gemacht und bin nie wieder ans Telefon gegangen, wenn sie versucht haben, mich zu erreichen.“ Jetzt wusste er zumindest, die gescheiterte Beziehung hatte keinen Einfluss auf ihre Entscheidung. Auch mit ihm wäre das ihre erste Berührung gewesen, mit ebenso erkrankten Menschen. „ Was ich versucht habe dir gerade zu Erklären, ich bin anders als du. Das werden wir auch immer bleiben. Ich kann nicht auf ein Festival fahren und meine Erleuchtung darin finden, dort zu sein, alles hat schon seinen Sinn. Es ist schön, wenn du das kannst, versteh mich nicht falsch und ich beneide dich aber das ist nie mein Weg. Meine Wege sind auch viel eindeutiger, ich könnte auch niemanden gebrauchen, der mir dabei hilft, den Verlust zu verarbeiten. Deswegen ist es doch auch so verdammt schwer, mir selbst zu verzeihen und das werde ich auch nicht. Ich werde nicht wieder Crack nehmen, ich werde nicht gleiche Fehler wieder machen aber diese Zeit nach meinem Gedächtnisverlust, da habe ich alles, was ich bis dahin erarbeitet habe, einfach wieder gemacht und das ist... das geht gegen all meine Eigenschaften, die ich schätze Matt. Sicher waren die zwei Jahre schön, ich bin interessanten Menschen begegnet aber bis da nicht einer kommt, der mich fasziniert wie du, werde ich auch nicht im Hinterkopf behalten, dass es das gibt. Das kann ich nicht. Ich werde auch nicht zulassen, daran zu Glauben, dass zwischen uns alles wieder so werden kann, wie es war oder unsere Träume sich doch noch realisieren würden. Diesen Trip habe ich mit gemacht, zum einen Sicher wegen dem Deal, den wir geschlossen haben und weil du mir mit deiner hartnäckigen Art gedroht hast aber allem voran weil ich mich fühle, als wäre ich dir das Schuldig. Als müsste ich endlich etwas tun, damit du mir verzeihen kannst – und das werde ich auch aber alle weiteren Gedanken gehören für mich nicht dazu wie für dich. Ich hab gestern nicht neben dir schlafen können, ich habe seid zwei Jahren neben niemandem mehr geschlafen. Ich kann das nicht, ich möchte das nicht und ich bin auch nicht traurig darüber. So bin ich halt.“ Und ihr wurde auch klar, dass sie das jetzt doch nicht konnte. Sie würde kein Auge zu tun, sie würde erneut so zurück schrecken wie am Morgen, als er sich zu ihr drehte. Solange es für sie den Gedanken nicht gab, alles würde zwischen den beiden gut werden, gab es auch nicht den Gedanken neben ihm zu liegen und weil Maddi schon immer so war, wie sie war, begann sie ihre Sachen zusammen zu raffen und sich auf dem Beifahrersitz einzunisten. Sie wollte Matt nicht vor den Kopf stoßen mit den klaren Worten aber er musste doch auch begreifen, dass es keine Maddi mehr gab, die sich von seinen großen Visionen beeinflussen ließ sondern nur eine Frau, die die letzten zwei Jahre wieder sehr zurückgezogen, mit sich gelebt hatte. Anders als damals, Zufrieden mit dem was sie tat und nicht aus verdrängung der Vergewaltigung aber eben wie die Jugendliche Madison, die eben nichts und niemand mehr Stellenwert gab, als zu Leben, so wie sie es Glaubte. Auch ohne Gedanken an eine erneute Liebe wie die zwischen ihnen beiden.
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