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JOE'S BAR
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Nele Hensley
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RE: JOE'S BAR
Nele hatte nicht einmal damit gerechnet, dass Kilian sich so schnell Entscheiden konnte. Viel eher ging sie davon aus, Lahja hätte eventuell zu einem späteren Zeitpunkt doch noch einmal angerufen, um sich zu Versichern, sie wäre wirklich verschwunden. Um ihrem Vater zu sagen, was sie – in ihren Augen wirklich war. Wenn man aber darüber nachdachte. Was war denn Nele in den Augen von Lahja? Sie hatte ihr immerhin nicht als erste den Freund ausgespannt und wenn man an die Narben an ihren Unterarmen dachte, die sich bis zu ihren Armbeugen in Richtung des Ellenbogens zogen – begonnen bei den Pulsadern am Handgelenk, war ihr Preis um einiges höher gewesen, mit dem Verlust von Zac klar zu kommen. Mit dem Menschen, mit dem sie schon so ewig zusammen gewesen war und für den sie in ihrer Jugend alles getan hatte. Eventuell hatte sie Ängste, die Tochter von Kilian hätte ihn gewarnt vor ihrer Krankheit. Es fühlte sich fürchterlich an, als Krank betitelt zu werden obwohl man es mit anhören konnte und obwohl man doch eigentlich nur man selbst war. Nele hatte doch schon längst vergessen, wie es anders war. Viel zu lange schon steuerten sie Hochphasen und Tiefphasen. Was unter den Medikamenten mit ihr geschah, war ein Dämmerzustand. Es war eine ausgebremste Version von sich selbst. Sie hatte Wasser eingelagert, sie hatte aufgedunsen gewirkt, gerne in den Spiegel hatte sie nicht gesehen. Arbeiten hatte sie dennoch nicht können oder gar alleine Leben. Wieso machte sie sich denn eigentlich all diese Gedanken? Woher kam das schon wieder? Wieso fragte sie sich, warum Zac so mit ihr umgegangen war, wie eben in seiner Wohnung? Nein, sie durfte das nicht Zulassen. Diese Fragen durften da nicht sein. Viel eher genoss sie Kilians Körper gegen ihren gepresst, wie er voller Begierde seine Hand an ihrem Po platzierte und endlich gelang es ihr, in den Kuss hinein zu Lächeln. Endlich wurde sie so behandelt, wie sie es auch Wert war und nicht abgestellt in einem Wohnzimmer. Ausgeschlossen von den Gesprächen der Erwachsenen. Zac hatte das nicht so gemeint aber sie konnte das nicht so sehen, er wusste es doch besser – wie oft zum Teufel hatte er denn mitbekommen, wie sie auf ein Urteil der Therapeuten oder ihrer Eltern genauso hatte warten müssen. Kilian konnte ja nicht ahnen, welche Rolle er gerade spielte und welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen. Das einzige was sie ihn spüren ließ, wie sehr sie sich nach seinen Berührungen verzehrte, indem sie ihren Fuß hinter sich gegen die Tür lehnte und das nackte Knie an seinem Oberschenkel anwinkelte und wie sie bereit war, sich ihm auszuliefern, indem sie die Hände mit den Bieren sinken ließ und ihren Rücken zu einem Hohlkreuz durchdrückte. „ Lass uns lieber gehen?“ Funkelte sie ihn Lüstern an, als er kurz von ihr abließ und zuckte mit den Augenbrauen. „ Also ich habe auch kein Problem mit hier und jetzt aber – ich lasse mich nur ungern unterbrechen und ich beherrsche mich noch viel weniger gern.“ Sie machte kein Geheimnis daraus, was sie wollte – eben so wenig wie er. Warum sie extra her gefahren war? Nele war viel zu sehr auf das fixiert, was in der Wohnung passieren sollte, als das sie weiter darüber nachdenken konnte. Lieber ging sie mit ihm los, öffnete das Bier und tat auch auf dem Weg alles, um Kilian den Verstand zu rauben. Gelangweilt werden konnte man von ihr nicht. Wie sie sich lasziv um die Laternen drehte, mit dem Ende ihres Kleides spielte und neckisch Kilian immer mehr ihrer Haut preisgab und den leichten Stoff dann doch sinken ließ. Vielleicht war es Unbeschwertheit, die Nele in das Leben von Kilian brachte, ein Kichern von ihr und der eindeutige Augenaufschlag, konnte einem auch mal die schwere des Alltags nehmen. Zumindest in ihrem jetzigen Zustand. Zuhause angekommen spielte das Bier keine Rolle mehr. Viel zu Gierig waren sie nun beide aufeinander und nutzten den ganzen Flur, wie man an der Verwüstung sehen konnte – die sich bis ins Wohnzimmer zog. Nele nutzte einen Schal von der Garderobe um sich ihre Augen von ihm verbinden zu lassen oder aber ihre Handgelenke, neben dem Sofa war sie es, die einmal die Kontrolle an sich riss – nach einem schon fast wilden Kampf, bei dem sie beide herunter gerollt waren und bewegte sich ungeniert und ungehemmt auf seinem Becken. Beide lagen auch noch Atemlos eine Weile in den Kissen, bis es Nele und ihn dann doch ins Bett verschlug. Sie fragte nicht einmal nach einem Platz in seinem Bett, es fühlte sich richtiger an, sich dort zu trennen und so bekam er auch nicht sofort mit, wie wenig Schlaf sie wirklich hatte. Zu seinem erwachen war diesmal tatsächlich alles wieder aufgeräumt und Nele saß – mit Kaffee und einem weniger ausuferndem Frühstück dort. „ Guten Morgen – ausgeschlafen? Ich muss gleich schon los, ich wollte nur Wissen – soll ich – darf ich – meine Taschen hier her holen oder soll ich lieber heute dort bleiben, wo ich die Tasche gestern auch gelassen habe? Und darf ich nochmal Duschen?“ Nach seiner Gesellschaft würde sie gleich noch Fragen, da konnte er sich sicher sein.
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12.01.2017 00:56 |
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RE: JOE'S BAR - Nele Hensley - 12.01.2017 00:56
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