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ROUTE 66
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Matthew Dawson
WHERE IS MY MIND?


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RE: ROUTE 66
Schweigend hörte Matt ihr zwar zu, ganz ruhig wartete er, bis Madison alles gesagt hatte, was sie sagen musste, aber am Ende ihres langen Monologes konnte er nicht anders, als ein wenig unsicher ihr Gesicht zu betrachten. "Ich weiß nicht genau, ob ich das richtig verstanden habe, aber versuchst du mir gerade zu sagen, dass das mit einer Grund dafür ist, weshalb du einfach resignierst und akzeptierst, was diese Krankheit mit dir macht? Weil du dich selber im Spiegel nicht mehr erkennen kannst? Weil du nicht verstehen kannst, weshalb du mit Kilian geschlafen hast? Und weil du dir das nicht verzeihen kannst? Spielt das auch eine Rolle in deiner Entscheidung oder verstehe ich dich da gerade falsch?" Matt wusste wie hart Madison mit sich selber ins Gericht ging, immer, doch während es in ihrer Beziehung noch geholfen hatte einfach einen lustigen Witz zu reißen, einen dummen Spruch zu sagen, mit ihr zu lachen oder sie kitzelnd zu attackieren, um diese Spannung ab und zu aus ihr zu nehmen, reichte das diesmal nicht. Diesmal ging Matt einen anderen Weg - einen Weg, den er früher schonmal eingeschlagen hatte, aber viel seltener -, indem er ich aufsetzte und seine ehemalige Frau ganz aufrichtig ansah. "Erstens: Ob ich dir verzeihe oder nicht, wird und darf dir nicht dabei helfen, ob du dir verzeihst, Madison. Du musst in dir selber deinen Frieden schließen, das kann nicht von mir abhängig sein. Ja, ich verstehe, dass es das einfacher machen würde, aber der wichtige Faktor musst du selber sein, nicht ich. Zweitens: Verzeih dir endlich, Madison! Menschen machen Fehler. Haben sie schon immer, werden sie immer. Weißt du, als ich mir damals den Bus genommen hab und weggefahren bin, da war ich so wütend und so enttäuscht und traurig, ich hab mich so verloren gefühlt, aber- einen Tag später stand ich auf einem Festival, das so absurd, aber auch wunderschön war, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann. Ich war noch nie an einem Ort, wo so viel Liebe in der Luft lag, so viel Optimismus und Lebensfreude, und- es hat sich falsch angefühlt da zu stehen und traurig zu sein. Oder wütend. Das wollte ich nicht. Also hab ich mich damit auseinander gesetzt, was genau mich traurig und wütend macht, wie es dazu gekommen ist und ob ich etwas daran hätte ändern können, und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass- nein. Nein, ich hätte nichts daran ändern können. Und ich wollte auch nichts daran ändern. Weil alles, was vorher passiert ist, mich genau an diesen Ort gebracht hat, zu genau diesem Zeitpunkt und genau da wollte ich in genau dem Moment sein. Und damit- war es einfach in Ordnung. Damit hat mein Kopf verziehen. Dir, aber vor allem auch mir selber, denn ob du es nun hören willst oder nicht, das war genauso meine Schuld wie es deine Schuld war. Ich hab zu viel von dir erwartet, ich war nicht geduldig genug, ich hab nicht recht auf deine Bedürfnisse gehört, ich hab einfach nicht verstehen wollen, dass dein Kopf und damit auch deine Gefühle zu einem ganz anderen Zeitpunkt zurückgefallen sind, und dass du nicht all die Erinnerungen und Emotionen, die ich habe, in ein paar Wochen aufholen kannst. So funktioniert das nicht. Was uns passiert ist, das wollte niemand, Madison. Du nicht, ich nicht, Kilian wahrscheinlich auch nicht, aber es ist trotzdem passiert und das ist okay. Hätte es anders passieren können? Weniger verletzend? Ja, wahrscheinlich schon - das ist auch das Problem, was mein Herz noch hat und warum es auch jetzt noch weh tut - aber es ist nicht anders passiert. Es ist genauso passiert wie es eben passiert ist. Du kannst daran nichts ändern, ich kann daran nichts ändern und auch Kilian kann daran nichts ändern. Was bleibt mir also für eine Wahl? Entweder kann ich mir oder dir das ewig vorwerfen, ich kann mich in meinem Selbstmitleid suhlen, ich kann zulassen, dass mich das wütend macht oder traurig oder hasserfüllt, oder aber ich gehe in mich und versuche meinen Frieden damit zu finden. Ich breche das alles hinab auf eine ganz wichtige Erkenntnis, die mich sowieso schon immer unheimlich bereichert hat: Menschen machen Fehler. Menschen sind nicht perfekt. Wir machen nicht immer alles richtig. Wir alle haben unsere Makel. Wir alle sind irgendwie ein bisschen kaputt. Wir verändern unser Bewusstsein mit Drogen, wir trinken uns bis zur Besinnungslosigkeit. Wir sind egoistisch, wir sind gierig, wir lassen uns von unserem Umfeld beeinflussen, wir lassen uns auch von unseren Hormonen beeinflussen, wir sind triebgesteuert und manchmal ergeben wir - sogar für uns selber - ganz wenig Sinn. Und das alles ist okay. Das muss okay sein. Das gilt für jeden, das gilt für dich und das gilt auch für mich, für alle. Das Leben wird so viel leichter, wenn man das akzeptiert, Madison. Hast du nicht in den letzten beiden Jahren auch ganz tolle, ganz aufregende Dinge erlebt? Auf deinen Reisen? Hast du nicht neue Freunde gefunden? Neue Menschen kennen gelernt? Schöne Kunst geschaffen? Die Welt besser kennen gelernt? Jedes Ende ist auch immer der Anfang von etwas Neuem. Und nur damit du es nicht falsch verstehst: Nein, für mich war dieses Neue sicher nicht meine Zukunft mit Haily." Das klang so absurd, dass Matt um die letzten vier Worte sogar Anführungszeiten in die Luft malte und dabei den Kopf schüttelte. "Ich hab mit Haily nie das geteilt, was wir geteilt haben. Das kann ich auch gar nicht. Haily ist nicht du und ich liebe Haily auch nicht wie ich dich geliebt habe. Ich denke mit ihr nicht über unsere Zukunft nach, ich plane keine gemeinsamen Reisen mit ihr, wenn wir alt und grau sind. Ich plane nicht einmal wirklich bei ihr einzuziehen oder so. Ich lebe halt grad da, weil es nahe liegt, weil es sich so angeboten hat, weil ich keinen Job habe, weil ich es nicht leiden kann alleine zu sein und weil ich, natürlich, auch gerne bei ihr bin, aber nicht, weil wir gemeinsam auf irgendetwas hinarbeiten, Haily und ich. Da ist kein großes Wir. Da ist ein Sie und ein Ich und versteh mich nicht falsch, das ist wunderschön, das hat mir unheimlich geholfen und ich liebe, wer sie ist und wie sie ist, aber diese Dinge, die du anscheinend visualisierst, die gibt es nicht. Haily und ich, wir haben beide eine große Liebe verloren, als wir aufeinander getroffen sind, und wir haben uns gegenseitig geholfen das zu verarbeiten und an dem Guten im Leben festzuhalten, aber mehr nicht. Du bist bis jetzt die einzige große Liebe, die ich je hatte, Madison, es gab in meinem Leben nie jemanden, neben dem ich lieber geschlafen habe, als neben dir, und genau das ist auch ein Grund, warum ich möchte, dass sich das nicht mehr komisch anfühlt. Und auch, warum ich möchte, dass du kämpfst. Weil ich nicht so dumm bin zu glauben, dass ich so etwas noch einmal erleben darf. Ich möchte, dass du noch jahrelang in dieser Welt existierst, Jahrzehnte, gerne auch Jahrhunderte, ich möchte, dass du Abenteuer erlebst und glücklich bist und Freundschaften schließt und ich möchte zumindest die Möglichkeit in meinem Körper spüren, dass wir irgendwann an irgendeinem Ort unter unbestimmten Umständen wieder zueinander finden. Ich mag es die Option im Hinterkopf zu haben, dass es mir irgendwann nicht mehr weh tun wird bei dir zu sein, dich anzusehen oder dich zu berühren. Dass ich dich irgendwann wieder so lieben kann wie ich dich vor gar nicht allzu langer Zeit geliebt hab und dass all unsere Pläne irgendwann noch wahr werden. Ob das wirklich so kommen wird? Keine Ahnung. Ob es doch noch mehr solcher großen Lieben gibt? Weiß ich auch nicht. Vielleicht finde ich irgendwann eine Frau, die besser zu mir passt, als du es je getan hast, und vielleicht findest du irgendwann einen Mann, den du mehr liebst, als du mich je geliebt hast, und dann ist das auch okay, aber alles, was ich jetzt zu diesem Zeitpunkt weiß, ist, dass sich das zwischen uns ziemlich einzigartig anfühlt. Und wenn ich dir jetzt einfach sage Okay, du bist krank, du hast eine Entscheidung für dich getroffen, das akzeptiere ich, in einem Jahr wird es dich wahrscheinlich nicht mehr geben, dann ist es als würde ich diese Liebe endgültig aufgeben. Und das kann ich nicht. Das ist das Schönste, was ich je erleben durfte und damit einfach so abzuschließen, würde es so nichtig machen. Also bin ich hier, bei dir, und ja, auch wenn du mir jetzt sagst, dass es sich für dich falsch anfühlt hier zu sein und dass es leichter für dich wäre mich einfach in eine Zukunft mit Haily zu verabschieden und mit uns abzuschließen, dann werde ich trotzdem hier sein. Die ganze verdammte Woche, die du mir versprochen hast. Ich werde alles tun, was ich tun kann, ob du es nun willst oder nicht, und ich gebe erst auf, wenn du mir keine andere Wahl mehr lässt." Matt liebte es zu reden, das wusste niemand besser als Madison, aber selbst für ihn war das ein so enormer Brocken gewesen, dass er danach erst einmal tief durchatmen musste und auch endlich nach dem Whiskey griff, um einen großen Schluck aus der Flasche zu trinken, ehe seine Augen wieder auf die seiner ehemaligen Frau trafen und er mit einem ironischen, dummen, typischen Matt-Satz all diesen Worten ein bisschen Magie nahm. "Gibt es sonst noch irgendwas, was du von mir wissen willst? Ich bin anscheinend gerade voll im Flow."


MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK

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11.01.2017 17:11
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ROUTE 66 - Matthew Dawson - 10.01.2017, 01:30
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