RE: TROY # JAMIE
Matt hatte sich zwar während der vergangenen halben Stunde mehrmals lauthals - ironisch - darüber beschwert, dass man ihm auf einmal alle wichtigen Aufgaben zuteilte, während die beiden Frauen im Badezimmer kichern durften, aber letztendlich dann doch gewissenhaft erledigt, was man von ihm erwartete. Die Pommes wurden so gerade vor dem Schwarzwerden gerettet - kurz bevor Jamie und Madison mit sich selber fertig waren -, der Punsch war schön heiß geworden - ohne dabei zu kochen und dadurch etwas von dem wertvollen Alkoholgehalt zu verlieren - und sogar der Tisch war gedeckt. Mehr schlecht als recht natürlich, Dekoration hatte Matt noch nie gelegen, aber der Wille zählte. Und als Madison auf ihn zukam, plapperte er als Entschuldigung einfach vor sich her, dass er Jamie in ihrem fantastischen Kleid vor Troy nicht die Show stehlen wollte und deshalb ganz minimalistisch nur zwei Kerzen in die Mitte des Tisches gestellt, darum dann vier Teller verteilt und - zugegeben ein wenig lieblos - das Besteck daneben geschmissen hatte. Sonst wäre die Dekoration es Tisches wohlmöglich pompöser und aufsehenerregender geworden, als Matts kleine Tochter-Schwester und das wollte man doch nicht. Sie sollte die ganze Aufmerksamkeit bekommen. Obwohl er insgeheim nicht umher kam sich einzugestehen, dass seine Augen deutlich länger an Madison hingen, als an Jamie, und dass da irgendetwas in seinem Körper wohlig warm kribbelte, bei ihrem Anblick, das ließ sich auch nicht verhindern. Und das wurde auch nicht weniger, als sie nah an ihn heran trat und sich tatsächlich aufrichtig bedankte. "Na, siehst du. Manchmal ist das also gar nicht so verkehrt, was aus meinem Mund kommt", rühmte Matt sich selber, mit diesem bekannten schiefen Lächeln auf den Lippen, während seine Augen unentwegt in ihre sahen. "Das solltest du im Hinterkopf behalten, während der nächsten Woche. Vielleicht hab ich noch die ein oder andere Erpressung auf Lager, die letztendlich gar nicht so verkehrt ist." Sehr von sich selber überzeugt zog er seine Schultern etwas hoch, ließ Madison aber nicht einmal zu Wort kommen, ehe er sich auf einmal eilig umdrehte und seinen Rucksack aus einer Ecke der Küche holte. "Apropos Weihnachtsgeschenk, ich hab da mal was besorgt eben. Der wird uns auf unserer Fahrt bestimmt ein oder zwei schöne Abende bescheren." Matt lugte noch einmal kurz zur Tür, um sich zu vergewissern, dass Jamie und Troy noch nicht kamen, aber vermutlich musste sie ihm sowieso erstmal erklären, weshalb ihre Augen so rötlich verweint aussahen. Das gab ihm genug Zeit, um den Reißverschluss zu öffnen und eine Flasche Whiskey kurz zur Präsentation heraus zu ziehen. Genau der Whiskey, den Matt und Madison immer gemeinsam getrunken hatten und den sie mit so vielen wunderschönen Erinnerungen verbanden, vor ihrem Gedächtnisverlust. Danach hatte er an Bedeutung verloren, zumindest für sie, aber jetzt, wo das alles auch in ihrem Kopf zurück war, hatte Matt im Supermarkt nicht einfach daran vorbei gehen können. "Das ist mein Weihnachtsgeschenk, an uns." Lächelnd schob er die Flasche zurück und zog auch den Reißverschluss wieder zu, gerade rechtzeitig, bevor Jamie mit Troy hinein kam und Matt erst in entzückende Geräusche verfiel, die seiner kleiner Schwester zeigen sollten wie hübsch sie aussah, und danach ihrem Freund mit einer herzlichen Umarmung frohe Weihnachten wünschte.
Alle vier wuselten danach durch die Küche, um das Essen zum Tisch zu bringen, die letzten Handgriffe zu tun oder sich einfach das Glas Wein nochmal aufzufüllen, aber zehn Minuten später saßen sie dann tatsächlich dort beisammen, wie eine richtige Familie, die sie aus Matts Sicht nunmal auch waren und immer bleiben würden. Das gemeinsame Dinner blieb auch durchgehend harmonisch, sie alle lachten viel und wenn sich doch mal eine bedrückende Stimmung um sie legen sollte, dann holte Matt einfach irgendeine lustige Geschichte hervor, die alle wieder aufmunterte. Zumindest bis Jamie nach dem Dessert doch nicht mehr an sich halten konnte und wieder leise begann zu weinen, während sie nostalgisch auf den Tisch sah, woraufhin dann aber alle gemeinsam entschieden die Abspül- und Abräumarbeiten einfach zu überspringen und im Wohnzimmer noch zusammen ein paar Brettspiele zu spielen. Sie wollten nichts anderes, als einfach nur die Zeit zusammen zu genießen und weil es sich tatsächlich so anfühlte als gäbe es davon nie genug saßen sie bis spät in die Nacht dort, leerten mehrere Flaschen Wein, spielten ein Spiel nach dem anderen, lachten viel miteinander, weinten auch nochmal, redeten und schwelgten in Erinnerungen, aber als Matt und Maddi danach aufstehen wollten, um die restliche Nacht im Bus zu verbringen, stellte Jamie sich so vehement quer, dass sie gar keine andere Wahl hatten, als ihr Angebot hier im Wohnzimmer zu schlafen anzunehmen und auch morgen noch gemeinsam mit ihr und Troy zu frühstücken. Der Abschied würde durch den Aufschub zwar nicht leichter, aber Matt konnte durchaus verstehen, weshalb Jamie noch auf diese paar gemeinsamen Stunden bestehen wollte. Er tat mit seiner Reise doch auch nichts anderes, als genau das.
Bereitwillig zogen sie also spät in der Nacht noch das Schlafsofa im Wohnzimmer aus und Jamie als Gastgeber kümmerte sich so rührend darum, dass ihre Quasi-Adoptiveltern alles hatten, was sie brauchten, dass Matt nicht nur einmal stolz lächelte. Er musste ihr zwar noch mehrmals versichern, dass es wirklich okay für ihn war mit Madison auf dem doch eher schmalen Sofa zu schlafen und dass Jamie nicht ihr gemeinsames Bett mit Troy neu beziehen musste, um es ihren Gästen anzubieten, aber als hinterher alle dabei waren ins Bett zu fallen und auch Matt sich - noch immer mit einem Glas Rotwein in der Hand - umständlich die Hose auszog, ebenso wie seinen Pullover, um unter die Decke zu rutschen, sah er Madison trotzdem ein wenig verwirrt an. "Das ist komisch", gab er zu. "Das fühlt sich irgendwie- komisch an." Falsch fühlte sich das an. So distanziert. "Findest du auch? Also, ich will damit nicht sagen, dass du gehen sollst, wir müssen ja jetzt mindestens noch eine Woche so dicht nebeneinander schlafen, aber irgendwie- irgendwie ist das noch komisch." Vielleicht wollte der betrunkene Matt einfach nur wissen, ob es ihr auch so ging. Ob auch sie spürte wie es unter ihrer Haut kribbelte und ob sich auch in ihr das Verlangen bemerkbar machte Matt zu berühren. Nicht überstürzt natürlich, er dachte dabei nicht an Sex und auch nicht daran sie zu küssen, da gab es schließlich noch immer diese Blockade in seinem Kopf, die dann automatisch visualisierte wie seine Frau seinen besten Freund geküsst hatte, aber einfach nur- das Bein zu ihrem schieben, bis ihre Haut dort unschuldig aufeinander traf. Spürte Madison auch diesen Drang dazu?
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
![[Bild: matt04.png]](https://i.postimg.cc/g2W8p0zz/matt04.png)
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