RE: TROY # JAMIE
Als Matt sich an ihr vorbei schob, bekam er von Madison einen sehr Vertrauten und nicht zu zarten klapps in den Nacken. Es war nicht so, dass er seine doofen Worte ehrlich meinte – zum Glück konnte Madison sich auch daran wieder erinnern aber dieser Tadel gehörte viel zu sehr dazu. Schon immer hatte sie gerne gekocht und auch jetzt freute sie sich darauf, aus der Tüte Lebensmittel in ihrer Hand ein Abendessen zu zaubern aber all die Jahre waren es diese Kleinigkeiten gewesen, die stillschweigend beide genossen hatten. Die ihre Vertrautheit in der Beziehung ebenso wie das nötige Leben gebracht hatte. Matt und Maddi hatten irgendwann die Charakterzüge des anderen so genau gekannt, auf spielerische Weise hatten sie sich gegenseitig Manipuliert aber ganz genau konnte Matt nie Wissen, wie seine Exfrau reagierte. Das hing immer von ihrer Tagesform ab. Wie damals Versprochen, behielt sie sich das Recht vor, jeden Tag ein bisschen jemand anderes zu sein und hatte Matt damals oft genug überrascht. Für seine dummen Scherze hatte er sich oft Vorträge über Gleichberechtigung anhören müssen, während sie ihn für jedes geschnittene Stückchen Gemüse aufzog – manchmal hatte sich das so zugespitzt, dass in der Küche alles stehen und liegen gelassen wurde, um die Spannung der beiden in Leidenschaft zu verwandeln. Das selbe Szenario konnte aber auch darin Enden, dass Maddi ihn liebevoll Küsste und zugab, gerne mit ihm – seltener sogar für ihn zu kochen, was ein enormes Eingeständnis für die Frau mit den radikalen, politischen Ansichten gewesen war. Auch nachdem die beiden lange zusammen gewesen waren, konnte sie ihm damit noch das Herz erwärmen und sich selbst erinnern, wie viel besser er ihr eigenes Leben gemacht hatte. Es blieb etwas besonderes, weil die Tage, an denen sie darüber schmollte genauso durchlebt wurden, wie die, an denen es ihr gelang, ihre Zuneigung in Taten und sogar Worten einzugestehen. Diese Liebe der beiden hatte Madison so allumfassend berührt, dass es ihr nun schwer fiel, immer mal wieder einen Blick in den Flur zu riskieren, wo Matt liebevolle Worte an Jamie richtete, wobei sie die Tüte ausräumte. Ihr wurde mehr als deutlich, was es für eine Herausforderung werden würde, sich dem zu stellen, was für Emotionen ihre Angehörigen bei der Krankheit einholten und jetzt mit Matt eine Woche durch das Land zu reisen, würde das nicht vereinfachen. Eines konnte sie nämlich mit Gewissheit voraussehen, er würde jede Emotion mit ihr teilen. Wie er es angekündigt hatte. Es kostete sie etwas Zeit, die Fassung zurück zu gewinnen und verteilte demnach als erstes die Aufgaben in der Küche – erst als alle drei am Tisch standen und dem nachgingen, was sie angeordnet hatte, Lächelte sie halb und wagte den Blick zu heben. „ Das beste Essen der Stadt? Du bist ein Schleimer und das macht dein Zanken von eben auch nicht wieder wett – immerhin muss ich auch deine Küchen-Untauglichkeit ausgleichen, vergiss das nicht.“ Es fühlte sich schwer an, das zu sagen und erst wirkte es unpassend, wenn man sich vorstellte, dass Matt eben noch die wenige Zeit erwähnt hatte, die sie noch hatten aber nach und nach gelang es, dass heraufzubeschwören was heute allen mehr am Herzen lag als negative Gedanken. Die drei gemeinsam in einer Küche, in einem Wohnzimmer – was Jamie liebevoll dekoriert hatte, mit den wenigen Mitteln die dem jungen Mädchen zu Verfügung standen. Madison bewunderte das und erfüllte sie mit Stolz weil es sie an sich selbst Erinnerte. Natürlich sprachen die drei über alles, was in den letzten zwei Jahren passiert war und irgendwann klinkte Maddi sich aus, sah aus dem Fenster, um erstmals ihren Alleingang anzuzweifeln. Sollte Matt Recht haben, dass das hier wichtig war? Doch so viel mehr Wert als Briefe? War es ein Fehler weiter zu Reisen, sollte sie nicht hier bleiben? Bei ihrer Familie? Genau da rief sie sich zur Vernunft, denn das hier war nicht mehr ihre Familie. Zumindest nicht wie damals und weil sie sich durch Taten ablenken wollte, von einem Gedanken, der sie runter zog, nutzte sie die nächste Redepause. „ Troy kommt nachher noch? Ich hab dir doch damals das Kleid geschickt, als ihr euch kennen gelernt habt und jetzt bin ich ja noch hier – wir Mädels machen uns fertig und betreuen den Küchenelf darauf zu achten, dass die Pommes nicht schwarz werden und nebenbei – wenn das deine Fähigkeiten nicht übersteigt, machst du Punsch aus dem Wein. Ich zeig dir, wie das geht.“ Man spürte schon, dass Madison sich von etwas Ablenkte und alle konnten nur Vermuten, dass sie das selbe Thema belastete, wie alle anderen aber Ansprechen wollte es auch keiner der drei. Lieber nahm Maddi die Chancen dazu, indem sie dynamisch Orange, Nelken und Zimt in dem Topf mit dem Wein versenkte und verzog sich mit Jamie ins Bad. Wie sie es schon öfter getan hatte um das Selbstwertgefühl der rothaarigen, jungen Frau aufzumöbeln, schminkte sie Jamie, stylte ihre Haare und half ihr das Outfit zu komplettieren – heute Bestand die kleine darauf, auch Madison etwas auszuleihen und nach der angemessen Zeit kamen beide aus dem, von Haarspray und Parfüm vernebelten, Bad. Zwischenzeitlich hatte Matt amüsiert zugesehen weil er beiden eine Tasse brachte um sich danach von Maddi das Tischdecken aufbrummen zu lassen. Zum Glück hatte Maddi darauf bestanden, Pommes aus richtigen Kartoffeln her zu stellen und so blieb das Timing perfekt. Als Jamie zu Tür lief, nachdem sie Troy´s Schlüssel im Schloss vernommen hatte, wandte Maddi sich an Matt und haderte mit sich – bis sie es ihn dann doch Wissen ließ, was in ihrem Kopf vorging. Das hatte er verdient. „ Das ist nicht einfach,... auch von anderen zu hören, dass man vielleicht bald nicht mehr da ist aber dieser Abend... Wow. Das wird ihr noch ganz viel Mut machen, Danke. Nicht nur für den Abend sondern auch das du Erpresserisch und Dreist veranlasst hast, dass ich es ihr sagen muss. Phu, dass hat mich so viel Überwindung gekostet, dass kannst du als mein Weihnachtsgeschenk sehen.“ Lächelnd wagte sie es dann ihm in die Augen zu sehen, sie musste aufpassen, dass der Zauber des Momentes sich nicht auf etwas anderes übertrug. Er hatte ihr, berechtigt, noch immer nicht verziehen.
|