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INDUSTRIEGEBIET
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Aiden Rutherford
PLEASE DON'T GO


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Beitrag #3
RE: INDUSTRIEGEBIET
Diesmal las Aiden tatsächlich, ohne einmal den Blick von dem Papier zu lösen, jedes Wort mit, während Haily diese noch auf die Rückseite seines Briefes schrieb. Seine Hände bebten vor Nervosität, schon wieder, und das obwohl er eigentlich tief in sich wusste, dass es auf seine Fragen nur eine Antwort geben konnte, denn nach den geschriebenen Zeilen soeben und nach allem, was Haily ihm je gesagt hatte, dürfte er daran eigentlich nicht mehr zweifeln. Sie würde ihn nicht abweisen. Sie würde nicht aufstehen und gehen. Sie würde ihn nicht alleine lassen. Und dennoch war diese Angst davor so tief in Aiden verankert, dass selbst dann noch eine Unsicherheit zurückblieb, als sie den letzten Punkt an das Ende ihrer geschriebenen Antwort gesetzt hatte und danach so vielsagend, liebevoll seine Hand erneut in ihre nahm. Da würde immer etwas in ihm sein, das nur Dunkelheit und Einsamkeit erwartete, eine tiefschwarze, pessimistische Weltsicht, die er nie ganz los wurde. Jetzt gerade jedoch, jetzt gerade ließ er zu, dass Haily mit ihrem warmen, liebenden Blick diese Zweifel stetig immer mehr zum Schweigen brachte, dass er eher ihrer aufrichtigen Nähe glaubte, als der drückenden Schwere in seinem Herzen, und als er seine Hand nach langem, intensivem Blickkontakt zwischen ihnen wieder zurück zog, da tat er das nur, um nach ihrem Stift zu greifen, dann nach einem Brief und um etwas darauf zu zeichnen. Einen zugegebenermaßen eher schiefen, krakeligen Mistelzweig, den man nicht mal unbedingt als solchen erkennen konnte, doch als er ganz schwach seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzog und als er den Zettel ein wenig in die Höhe hielt, da würde Haily schon verstehen. Spätestens, als er seine andere Hand an ihre Wange legte, seine Finger in ihren Nacken drückte, den Daumen zart über ihren Wangenknochen zog und sich dann nach vorne lehnte, um sie zu küssen. Vorsichtig, langsam und zärtlich. Und obwohl ihrer beider Lippen eiskalt waren, hatte sich das noch nie zuvor so gut angefühlt wie in diesem Moment, so richtig, dass Aiden sich auch erst wieder ein wenig von ihr zurück zog, als es ihn schon fast schmerzte sie noch länger zu küssen. "Okay", antwortete er stattdessen leise, viel zu spät, auf ihre geschriebene Bitte. "Lass uns nach Hause gehen."
Er sagte nichts mehr und er verlangte auch nicht von ihr etwas zu sagen, als er die steifen Glieder wieder bewegte, als er vorsichtig neben ihr aufstand und dann auch Haily achtsam auf die Beine half, um ihrem verletzten Körper nicht noch mehr zu schaden. Wie von ihr erwünscht und von ihm sowieso schon lange ersehnt, legte er sachte seinen Arm um sie, nachdem er auch seinen Rucksack und seine große Reisetasche geschultert hatte, sah ihr noch einmal lange in die Augen, dann ein letztes Mal auf die Stelle, wo noch immer ganz blass die Worte von Lucy zu lesen waren, und führte Haily danach durch das zerfallene, alte Treppenhaus nach unten. Auf dem Weg durch die ausgestorbene Stadt zurück zu ihrem besonderen Haus sagten beide kein Wort, Aiden hatte mittlerweile verstanden, dass seine Begleitung heute tatsächlich nicht reden wollte, und auch er empfand jedes Wort als unnötig und störend in dieser vertrauten Liebe, die er gerade endlich wieder zulassen konnte. Er spürte außerdem wie gut die Stille tat, wie sehr diese Ruhe ihn gerade erden konnte, und als die beiden wieder Zuhause angekommen waren, da weigerte er sich daher auch mit den anderen Leuten zu reden. Ein paar von ihnen waren noch immer wach, saßen in der Küche, aber er beachtete sie gar nicht und nickte auch nur kurz, als ihnen im Flur jemand entgegen kam. Lieber folgte Aiden seiner Begleitung direkt bis in ihr Zimmer, wo er seine Sachen genau dort abstellte, wo er sie vor wenigen Stunden noch weg genommen hatte, und dann eigenhändig die Matratze von der Wand wieder auf den Boden legte, über die andere, damit es für sie beide noch bequemer war. Dass dort noch immer die Drogen auf dem Boden standen, das bemerkte er zwar, er blieb auch lange mit seinem Blick daran hängen, aber jetzt gerade verzehrte sich alles in ihm eher danach mit Haily hier zu liegen, zu schlafen und zur Ruhe zu kommen, sodass er sie einfach missachtete. Zumindest für ein paar Stunden, später würde er wieder sehnsüchtig darauf zurückgreifen wollen, aber jetzt gerade suchte er lieber nach den Augen von Haily. Er sah sie lange an - ein wenig unsicher schon wieder, so als müsste er sich erst in dieser eigentlich vertrauten Umgebung zurecht finden, die er jetzt so lange vermisst hatte - und zog dann langsam die Schultern hoch. "Möchtest du mir noch zeigen, wo der richtige Mistelzweig hängt? Oder- kann ich dich auch einfach hier küssen?"


AIDEN RUTHERFORD # 28 YEARS OLD # HARDCORE

[Bild: aiden04.png]
04.01.2017 16:57
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INDUSTRIEGEBIET - Aiden Rutherford - 03.01.2017, 14:10
RE: INDUSTRIEGEBIET - Haily Stone - 04.01.2017, 00:57
RE: INDUSTRIEGEBIET - Aiden Rutherford - 04.01.2017 16:57
RE: INDUSTRIEGEBIET - Haily Stone - 05.01.2017, 00:07