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JOE'S BAR
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Nele Hensley
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RE: JOE'S BAR
Nele konnte im ersten Moment gar nicht Recht zusammen führen, was Kilian ihr da versuchte zu sagen. Wie auch, in ihrem Zustand, unter Drogen und Alkohol? Statt deshalb die Notbremse zu ziehen, trank sie aber lieber noch einen tiefen Schluck von dem Bier, was er vor ihr abstellte. Gerade in diesen Phasen in ihrem Leben lebte Nele für den Moment, für das hier und jetzt und wenn man sich ihre Lebenssituation anschaute konnte man fast erleichtert darüber sein. Diese Krankheit nahm ihr im Leben einiges, sie würde nie wieder Gesund werden aber wo jemand anderes vielleicht verzweifelt und am Boden zerstört in der Ecke sitzen würde, gab es viel zu viele Emotionen, die jetzt in ihr einen schnellen Wechsel vollzogen. Zac hatte eine Frau und ein Kind, so wie er es sich immer gewünscht hatte und wo die beiden – wenn auch absolut Irrsinnig und verrant, dran festgehalten hatten, dass auf die Beine zu stellen. Ohne sie hatte er seine Träume realisiert und irgendwo gab es da auch diesen Teil, der ahnte, sie wäre dazu nie in der Lage gewesen aber was sie darüber denken sollte konnte sie nicht Recht einordnen. Schon fast leer und doch so voller Gedanken sah sie an Kilian vorbei, in ihrer Mimik konnte man nur erahnen, dass er etwas in ihr los getreten hatte, was sie mehr Beschäftigte als der Alkohol sie zuließ zu denken. Zumindest solange, bis ihre Augenbrauen sich nach oben zogen und sie nach und nach verinnerlichen konnte, was der Vater von Lahja ihr gerade unterstellte. Eigentlich hatte sie ihn schon fragen wollen, ob sie hier im Lager eine Nacht schlafen konnte, wenn er ihr schon nicht weiter helfen würde aber dann? Dachte er wirklich, sie wäre eine Professionelle? Eigentlich hatte sie schon überlegt, wie sie ihn vielleicht doch noch herum bekommen könnte. Vor ihrem inneren Auge hatte sie sich schon mit einer schmeichelhaften Hüftbewegung um den Tresen herum gehen sehen aber nun tauchte ein ganz anderes extrem in ihr auf. Mochte sein, dass der Nervenaufreibende Tag nun seinen Tribut zollte oder das sie einfach ein Ventil brauchte, um Zac´s perfektes Leben zu verarbeiten, Kilians Anschuldigung, man konnte nur immer Raten, wo der Stimmungswechsel bei Nele her rührte. Sie würde auch morgen völlig Ignorant bei Zac auftauchen und egoistisch sein Leben durcheinander bringen, sie würde ihr Recht einfordern, dass er sich um sie kümmerte, wie er es zig mal Versprochen hatte aber jetzt? Jetzt sah sie sich in dieser Nacht im kalten, noch zahlreiche Runden mit der Bahn fahren und nur weil der Mann vor ihr die Party-Stimmung ruiniert hatte – als wäre sie auch nur in einen Club der Stadt gelassen worden. „ Dienste? Bezahlung? Du spinnst vollkommen – als würde ich mich jemandem Verkaufen...“ Genau genommen hätte sie das für einen Schlafplatz nur konnte Kilian auch nicht Wissen, wie dringend ihr eigenes Bedürfnis nach Sex wirklich war. Wie dauerhaft präsent. Lieber stürzte sie sich nun darein, alles los zu werden, was sie selbst nicht belasten konnte aber allem Anschein nach doch in ihr existierte. Das es Kilian nichts anging oder falscher Stolz fühlte, in der egoistischen Extremsituation, weniger falsch an. „...Zac würde mich aufnehmen, wir kennen uns ewig, er kommt auch aus England. Ich bin mit einer Band her gekommen und bis eben habe ich bei dem Sänger gelebt. Bis heute Mittag der Gerichtsvollzieher kam, als ich unter der Dusche stand und binnen Sekunden musste ich alles zusammen suchen, was ich mit nehmen will. Unvorbereitet, ich wusste nicht einmal das das heute passiert.“ Die Briefe hatte Nele gesehen aber wenn man sie nicht mit der Nase auf ein Problem stieß, sah sie es auch nicht. Viel zu anstrengend und so war sie auch ganz Überzeugend darin, die Opferrolle einzunehmen. „...Ab dem Moment fahre ich mit der Bahn durch die Gegend und weiß nicht wohin, es ist Ende des Monats, Geld hab ich keins und draußen ist es verdammt kalt. So sehe ich nicht aus aber ich hatte auch wichtigeres im Kopf, allem voran die Kneipe hier aufzusuchen weil es meine letzte Idee war aber alles klar. Konnte keiner ahnen, dass du so selten so angesehen wirst, dass du gleich denkst, ich wollte Geld von dir und... ach weißt du, scheiß drauf. Mein Tag war daneben genug, dann muss ich mir das hier nicht auch noch geben.“ Sie trank das Bier in einem Zug leer, eher sie sich Kopfschüttelnd nochmal an Kilian wandte. „...Danke für die Hilfe und das Bier, ich frag einfach in zwei Tagen auf seiner ehemaligen Arbeit.“ Ihre Worte klangen gewählt aber das lag eher daran, dass sie sich wegen der lallenden Stimme genauer alles zurecht legte aber gleichzeitig kamen sie auch zu laut und zu bissig über ihre Lippen, bis sie schwungvoll die Tasche nahm. Schwankend suchte sie nach dem Gleichgewicht, sich danach auf die Tür zuzubewegen. Was dachte der sich eigentlich? Diese Reaktion glich wahrscheinlich sehr der seiner patzigen Tochter, wenn man ihr so blöd kam aber Nele war das auch egal. Sie war schon längst nicht mehr wütend sondern dachte an einen Plan, bis es so weit war, dass sie weiter aktiv nach Zac suchen konnte. Kilian hatte ja nicht mal seine Tochter danach fragen wollen, wo er lebte.
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04.01.2017 00:27 |
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RE: JOE'S BAR - Nele Hensley - 04.01.2017 00:27
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