RE: JAMIE
Als Troy selbst begann, sich so oft zu bedanken und auflachte, konnte auch Jamie sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „ Du machst mir ja Konkurrenz beim Danke sagen aber ich mache das gerne. Ich weiß schon, du siehst das anders aber das du den Abend mit deinen Freunden einbüßen musstest, tut mir wirklich Leid. Nicht, dass ich das mit Absicht gemacht habe aber wäre ich nicht da gewesen und wäre das nicht passiert, hättest du keins auf die Nase bekommen.“ So sah sie das zumindest. Gewiss half Jamie immer, wenn jemand Hilfe gebrauchen konnte, immerhin gehörte sich das so. Dieses Ausmaß war aber auch die Folge ihres schlechten Gewissens. Sie konnte auch nicht stehen lassen, dass es so schien, als wäre in ihrem Leben nur schlimmes passiert – denn eigentlich hatte sie doch so unfassbar viel dazu gelernt. Weil die beiden sich nur aufeinander Konzentrieren mussten und weil Troy ehrlich zu Interessieren schien, was hinter dem rothaarigen Mädchen auf der Arbeit steckte, was nur seinen Mund aufmachte, wenn sie gefragt wurde, gelang es Jamie sich zunehmend zu entspannen. Mit dem Bier in der Hand rutschte sie etwas auf dem Bett zurück, schob die Schuhe von den Füßen um sie zum Schneidersitz an sich heran zu ziehen. „ Eigentlich... klingt das schon alles sehr... nach einer schweren Zeit...“ Jamie´s Wortwahl klang ein wenig anders, als die von Troy aber auch das störte sie keinesfalls. „...davor war es aber auch nicht so viel besser. Mein Vater ist ehemaliger Soldat und kann aufgrund seiner Kriegsverletzung nicht mehr in den Einsatz, dafür war er Zuhause unfassbar streng. Er hat meine Mutter betrogen und die hat mich dann bei ihrem Sohn, Matt, meinem Halbbruder, vor der Tür sitzen gelassen mit einem Brief. Bis dahin habe ich... nie irgendwas eigenes Entschieden und das ist auch nicht richtig. Wäre das alles nicht passiert, würde ich jetzt Jura oder Medizin studieren.“ Sie knibbelte an dem Etikett der Flasche, eher sie mit einem behutsamen Lächeln den Kopf wieder hob, um in einem Zuge auch die Schultern nach oben zu ziehen. „ Ich kann verstehen, wenn man lieber praktisch arbeitet – auf den Reisen haben mein Exfreund und ich so unsere Schlafplätze finanziert aber ich lerne gerne.“ Mal wieder wurde es ihr unangenehm, so viel von sich zu Reden aber Troy hatte so eine Art an sich, die ihr vermittelte, dass er das zum einen wirklich hören wollte und er schien die Chance auch zu nutzen, mit Jamie darüber Reden zu können. Denn auf der Arbeit hielt sie sich tatsächlich sehr bedeckt. „ Streber haben auch nie was Interessantes zu Erzählen.“ Erneut zierte ein Lächeln ihre Lippen und ihr Blick senkte sich kurz zu der Flasche. „ Ab und zu gehe ich gerne aus, so wie heute, am Wochenende. Mit den Studienkollegen oder Menschen hier aus dem Haus aber ich... tue mich etwas schwer. Glaub mir, eigentlich bin ich ziemlich langweilig und das fanden auch in der Schule alle. Das was auf der Arbeit... war... so war meine bisherige Schulzeit also lerne ich gerade sozusagen, was man so mit Freunden macht und sonst lerne ich tatsächlich nur, spiele gerne Gitarre,...“ Auch wenn diese sie immerzu an Gus erinnerte und die Frage, wie es ihm wohl erging ohne sie. „...gehe arbeiten. Auf die Idee zum Studium bin ich gekommen weil mein Exfreund sich für Tierschutz stark gemacht hat, rebellisch und illegal liegt mir nur leider weniger als Artikel zu verfassen und zu veröffentlichen, in denen Missstände aufgedeckt werden. Das mache ich für kleine Organisationen umsonst. Recherche, Organisieren, Bild und Textmaterial zusammen bringen... das ist für mich Spaß. Ich sagte doch – unheimlich langweilig und eigen. Dabei geht aber auch weniger schief als sonst so im Leben – mit Menschen stelle ich mich auch manchmal einfach Tollpatschig an, deswegen habe ich auch dein Kneipenangebot ausgeschlagen. Ich bin dir wirklich Dankbar, dass du mir geholfen hast aber ich habe immer ein bisschen Sorge, wenn ich zu lange mit den Menschen aus meinem Alltag zusammen bin, etwas neues zu machen, mit dem man mich aufziehen könnte.“ Liebevoll nickte sie um ihre Worte zu untermalen aber Troy ahnte ja auch nicht, wie schwer die Mobbing Attacken wirklich waren. Er konnte sich nur denken, dass Schüler grausam sein konnten. „ Und was macht dir dann Spaß, wenn dir das wichtiger und naheliegender war als ein Studium? Was hättest du denn Studiert, wenn es... sagen wir mal... umsonst gewesen wäre? Sonst sprechen wie hier ja nur von mir.“ Es war nie so gewesen, dass Jamie sich für andere Menschen nicht interessierte aber es ergab sich selten die Gelegenheit.
|| ENSLAVED TO TROY » 20 YEARS OLD » ADOPTED BY MATT ||
Caught between a strong mind and a fragile heart.
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