RE: ZAC # AVA
Obwohl sich die ersten Schritte in dieser Wohnung und die ersten Worte zwischen dem jungen Paar so schwierig und so belastend angefühlt hatten, spürte auch Zac wie seine Verlobte immer mehr von der Anspannung ablegen konnte. Mit jedem Raum, den die beiden betraten, wurden ihre Blicke weicher, ihre Körpersprache zugänglicher und als Ava ihn zum Schluss sogar in den Arm nahm, da war kaum zu ignorieren wie viel Liebe da noch in der Luft lag, zwischen ihnen. So viel Zuneigung und Wertschätzung. Zac merkte deutlich, dass sie ihre Worte ernst meinte: Am liebsten hätte sie tatsächlich alles vergessen, am liebsten hätte sie sich einfach in seine Arme geflüchtet und die bekannte, beruhigende Wärme von ihm in sich aufgenommen, aber das war nicht so einfach wie sie beide gerne hätten. Da stand zu viel unausgesprochen zwischen ihnen, zu viele Ängste, zu viel Misstrauen und ihnen beiden war auch bewusst, dass das nicht von selber wieder verschwinden würde. Sie könnten es jetzt wohlmöglich ignorieren, aber das war nur ein Aufschub des Unvermeidbaren und, so wie seine Verlobte auch zurecht erkannte, würde das Zac nur falsche Signale senden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte er nämlich noch nicht einmal seinen Fehler einsehen und verinnerlichen können, aus dem simplen Grund, dass Ava sich bisher noch nicht die Zeit genommen hatte, um ihm zu erklären, was genau sie so verletzte. Die Fakten lagen zwar auf der Hand, das schon, aber als Zac, nach der Tour durch die Wohnung und nachdem seine Freundin sich einen Tee gemacht hatte, neben ihr auf dem Sofa Platz nahm, sich ein wenig in ihre Richtung wandte und den Ellenbogen auf der Lehne abstützte, da sah, hörte und fühlte er zum ersten Mal, was Ava in den vergangenen Wochen durchstehen musste. Wie weitreichend seine Fehler gingen. Wie sie einfach alles zwischen ihnen infrage stellte. All das, was sie als Paar immer so einzigartig gemacht hatte.
Schuldbewusst senkte Zac den Blick, man sah an seiner Körperhaltung und an seinen Bewegungen - wie er seine Hände ineinander drückte und dann doch wieder löste - dass er zunehmend nervöser und angespannter wurde, aber dieses Gespräch war zwingend notwendig und ebenso auch Ehrlichkeit. Er musste jetzt ehrlich zu seiner Verlobten sein. "Ich glaube- Ich glaube ich hatte das Gefühl, dass ich mit dir nicht darüber reden kann, selbst wenn ich gewollt hätte. Ich glaube ich hatte das Gefühl, dass du mich nicht verstehst, Ava", begann er mit gedämpfter, unsicherer Stimme, hob dabei aber wieder den Blick und sah ihr ganz bewusst und ganz offen in die Augen. "Das ist nicht deine Schuld, im Gegenteil, das liegt an mir, aber- zwischen uns war das nie wirklich ein Thema, das, was da in mir steckt. Ich hab dir erzählt, dass es diese Kämpfe gab und ich hab auch immer mal wieder ein wenig davon gesprochen, aber ich hab gemerkt wie sehr dich das besorgt hat, von Anfang an. Diese Gewalt, die Brutalität. Ich weiß wie du darüber denkst. Und ich- ich hab gedacht, dass ich das sowieso überstanden hab, mir ging es mit dir einfach immer - so gut. Da war kein Stress, keine Anspannung, nichts, das mich belastet hat. Ich dachte das bleibt so, ich dachte das kommt nie wieder, aber dann ist es wieder gekommen. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich meine, ja, klar, einerseits wollte ich dich nicht damit belasten, du hattest es sowieso schon so schwer, aber andererseits- habe ich mich auch dafür geschämt. Ich hatte Angst, dass das, was du dann von mir siehst, auf einmal dein ganzes Bild von mir ändert, Ava. Dass ich nicht mehr der bin, mit dem du den Rest deines Lebens verbringen möchtest. Weil du nicht verstehen kannst, was da in mir vorgeht und wie wenig Einfluss ich darauf habe. Deshalb dieser Alleingang." Angespannt rieb er sich mit einer Hand über den Nacken, als er endlich diese Schwäche zugab. Dass er Angst vor Zurückweisung hatte. "Lahja hingegen, sie konnte verstehen, was mit mir passiert. Sie konnte das nachvollziehen, sie konnte mir dabei helfen und deshalb- deshalb hab ich die Dinge mit ihr geteilt, die ich mit dir nicht teilen konnte. Ich wollte dich damit nicht verletzen, ich wollte dir nicht das Gefühl geben, dass du mir nicht ausreichst oder dass ich dir nicht vertraue, im Gegenteil. Ich hatte einfach Angst davor, dass ich dir nicht mehr ausreiche, wenn du erfährst, dass dieser gewalttätige, brutale Teil in mir noch immer existiert."
Zac bemerkte viel zu spät - erst in dem Moment, als Ava ihre Bedingungen aussprach - dass er ihr damit auch noch Zustimmung gab. Er bestärkte sie in allem, was sie von ihm wollte, und doch zogen sich zeitgleich seine Muskeln zusammen, während er sofort in ein penetrantes Kopfschütteln verfiel. Er wollte Ava nicht noch tiefer in diese Seite von sich hinein ziehen, er wollte ihr nicht zeigen, wie gefährlich das war und wie viel Hass und Wut in ihm steckten. Jemand, der nicht selber mit diesen ungewollten Aggressionen zu kämpfen hatte, würde nicht nachvollziehen können, wie das war. Und genau davor hatte er Angst. Dass ihr Unverständnis für seine Situation und auch für seine Machtlosigkeit letztendlich unüberwindbare Differenzen in ihre Beziehung reißen würde. "Nein. Nein!", sagte er deshalb sofort mit Nachdruck und auch die Hand seiner Verlobten, die sie so anbietend in seine Richtung streckte, ließ Zac gänzlich unbeachtet. Er sah sie bloß mit großen Augen an und schüttelte schon wieder seinen Kopf. "Und was dann, Ava? Was, wenn ich dich mitnehme? Wenn du das siehst? Wenn das- noch schrecklicher ist, als du dir bis jetzt vorstellen konntest? Als das, was du ganz kurz da im Keller gesehen hast? Was dann? Was, wenn du mich danach nie wieder so anschauen kannst wie du es vorher getan hast?" An diesem Punkt waren sie doch schon längst angelangt, aber auch das ließ er nicht zu sich durch. "Ich nehme dich da nicht mit hin, Ava, das ist nicht deine Welt. Du wirst das nicht verstehen." Und obwohl er sich kontinuierlich dagegen aussprach, war das sogar noch die Kleinere seiner Sorgen, denn die zweite Bedingung, die Ava an ihn stellte, war in Zacs Augen so falsch, dass er sich schon allein gegen den Gedanken daran wehrte. "Und- was meinst du mit Ventil? Was willst du mir geben? Du meinst nicht das, was ich denke, oder? Du willst das- nicht wirklich wiederholen, oder?" Anstatt auszusprechen, dass es um den emotionslosen, harten Sex ging, deutete er nur wegweisend mit einem Nicken zur Tür und damit auch in Richtung des Badezimmers. "Wenn ja, dann auch dazu: Nein. Auf keinen Fall, Ava. Das wird uns kaputt machen."
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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