RE: ZAC # AVA
Es war für Zac wahrlich nicht leicht mitansehen zu müssen wie vorsichtig, ängstlich Ava mit der gemeinsamen Tochter umging. Auch für ihn waren die Anfänge schwer gewesen, auch er hatte sich davor gefürchtet Fehler zu begehen, Scarlett nicht richtig auf dem Arm zu halten, sie eventuell fallen zu lassen, auch jetzt noch machte er sich manchmal Sorgen, fühlte sich noch nicht bereit dazu Vater zu sein, diese Verantwortung zu übernehmen, aber was hatte er denn für eine andere Wahl? Er liebte seine Tochter, und nachdem die Krankenschwester ihm auch bereits mehrmals versichert hatte, dass es jedem neuen Vater und jeder neuen Mutter so ging, hatte er sich bisher auch erfolgreich durch jede Unsicherheit gekämpft. Ein Kind zu bekommen hieß nicht, dass man ab diesem Zeitpunkt nie wieder einen Fehler begehen durfte, dass man immer alles richtig machen und jede Antwort auf jede Frage der Tochter wissen musste, aber so perfektionistisch und kontrolliert wie Zac nunmal war, würde er sich das selber immer wieder vor Augen führen müssen. Wenn er seine Tochter mal zu grob berührte und sie daraufhin ein unwilliges Geräusch von sich gab oder wenn er sie mit seinen Berührungen aus Versehen weckte und sie das als Anlass nahm in lautes Weinen auszubrechen, dann war das - natürlich - schwer für ihn, aber gleichzeitig eben auch ein wichtiger Part des Prozesses. Ein wichtiges Element, um herauszufinden, was Scarlett gefiel und was nicht. Wie ihr Charakter war.
Selbstverständlich wusste Zac aber auch, dass ebendiese Gefühle bei Ava jetzt gerade noch viel ausgeprägter waren und er wusste auch, dass seine Verlobte anders war, als er. Sie bräuchte mehr Zeit, sie würde sich langsam an das herantasten, was ihr abhanden gekommen war. Ava war bedacht in ihrem Handeln und Tun, vorsichtig, umsichtig und Zac war schon immer dafür da gewesen sie sanft zu motivieren in ihren Entscheidungen. Er gab ihr Rückhalt, Sicherheit, Zuneigung und brachte Verständnis auf, wenn sie das von ihm brauchte, das hatte er immer getan und das würde er auch jetzt tun. Mit einem schwachen Lächeln und einem liebevollen Nicken nahm er Scarlett daher auch aus ihrem Arm und brachte seine kleine Tochter selber zurück in den Inkubator, wo sie fast augenblicklich - nachdem er ein paar Mal zärtlich über ihren Bauch und durch ihre wenigen, weichen Haare gestreichelt hatte - in einen tiefen Schlaf fiel. Am Anfang war es ihm unheimlich schwer gefallen nicht rund um die Uhr bei ihr zu bleiben, weil es sich jedes Mal aufs Neue so anfühlte als würde er sie im Stich lassen, wenn er aus dem Raum ging, aber auch das hatte sich mit der Zeit und mit dem guten Zureden der freundlichen Krankenschwester gelegt. Sein Kind war hier in der besten Händen, sie hatte immer jemanden da, der sich um sie kümmerte, er durfte dafür nicht sein eigenes Leben vernachlässigen. Es war wichtig, dass er weiterhin zur Arbeit ging, dass er ausreichend Schlaf fand und dass er in der Wohnung alles für Scarletts Ankunft vorbereitete. Und es war auch wichtig, dass er jetzt seine Jacke nahm, dass er wartete bis auch Ava sich wieder angezogen hatte und dann mit ihr gemeinsam nach Hause ging, um an ihrer Beziehung zu arbeiten. An ihrer Zukunft.
Unerwartet schweigsam verhielt sich seine Verlobte auf dem Weg, aber auch das war okay. Zac nahm das einfach hin und beantwortete ihr bloß die Dinge, die sie mit leiser, unsicherer Stimme von ihm erfragte: Dass er sie selbstverständlich wieder begleiten würde, wenn sie das wollte, und auch, dass ihm die Krankenschwester beim letzten Gespräch gesagt hatte seine Tochter dürfte in ein bis zwei Wochen nach Hause. Das war immer abhängig von der Entwicklung des Kindes, so genau konnte man selten ein Datum festsetzen, aber wenn alles weiterhin so gut lief, dann wäre sie in etwa dem Zeitraum nicht mehr auf den Glaskasten angewiesen, der sie warm und sicher hielt. Während Avas Abwesenheit hatte er in der gemeinsamen Wohnung auch schon ein paar Handgriffe getan, um alles herzurichten. Dinge, die die beiden eigentlich immer zusammen erledigen wollten, aber dann wegen der Depression und danach wegen der vorübergehenden Trennung doch nicht dazu gekommen waren. Im Schlafzimmer stand bereits ein hölzernes Baby-Bett, in dem allerdings noch eine Kuscheldecke fehlte, Stofftiere und auch ein Mobilé. Eine Kommode hatte er freigeräumt, um dort den Wickeltisch für Scarlett aufzubauen, daneben stapelten sich schon verschiedene Windeln. Allerlei Kleinzeug lag noch in Tüten herum, aber Ava war in dem Herrichten so viel besser als er und weil er immer fest daran geglaubt hatte, dass mit Scarletts Einzug auch die beiden, als Paar, wieder zusammen in dieser Wohnung lebten, hatte er die Dinge seit dem Einkauf nicht mehr berührt. Das war ihre Aufgabe. Er hatte seine Wohnung immer ordentlich und sauber gehalten, das konnte er, aber die Liebe fürs Detail, die kam von seiner Verlobten. "Ich hab schon ein paar Dinge eingekauft", bereitete er Ava im Flur bereits darauf vor, was ihr in den verschiedenen Räumen eventuell sauer aufstoßen könnte. Das Wohnzimmer sah noch genauso aus wie vorher, dort lag nur eine große Baby-Decke in einer Ecke auf dem Boden und ein paar Spielzeuge aus Holz waren darauf verteilt, die sie von Freunden geschenkt bekommen hatten, aber auch in der Küche stapelten sich einige Tüten auf den Schränken, die mit wichtigen Baby-Utensilien gefüllt waren, genauso wie im Badezimmer. "Wir wollten das zusammen machen, ich weiß, aber- ich konnte irgendwann nicht mehr warten. Ich dachte falls Scarlett doch eher nach Hause kommt, dann müssen wir zumindest ein wenig darauf vorbereitet sein. Ich hab aber auch nur das Nötigste geholt, ich hoffe das war okay?" Unsicher sah er Ava kurz an, nachdem auch seine Jacke an der Garderobe und seine Schuhe auf dem Boden Platz gefunden hatten, dann folgte er ihr langsam ins Wohnzimmer. Nicht nur sie empfand diese Situation als merkwürdig, auch Zac blieb immer wieder mit den Augen an ihr hängen, weil sie sich so ungewohnt, unsicher in diesen vier Wänden bewegte. Vermutlich war das aber weniger diese Wohnung, die das mit ihr machte, als viel eher die Spannung, die zwischen dem jungen Paar in der Luft lag und die Zac versuchte einzudämmen, indem er vorsichtig auf Ava zuging und von hinten sachte seine Hände auf ihre Schultern legte. Warm knetete er ihre Haut, versuchte die Anspannung in ihren Muskeln heraus zu massieren, zu lösen, ehe er seine Hände behutsam bis in ihren Nacken schob und dann wieder auf ihre Oberarme hinab. "Ich glaube es wäre nicht richtig so zu tun als wäre nichts passiert", sprach er gedämpft aus. "Aber es ist okay, wenn du jetzt gerade nicht reden möchtest und wenn du, trotz allem, was passiert ist, einfach nur- hier sein willst?" Zac meinte viel eher unter seinen Händen, in seinen Armen, anstatt diesen Ort, diese Wohnung. "Willst du das, jetzt gerade?"
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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