RE: ZAC # AVA
Es brauchte gerade einmal bis zum ersten Blickkontakt, den Ava zwischen den beiden herstellte, bis Zac bemerkte, dass das hier anders war, als sonst. Es war anders, als mit Lahja, die das ebenso genießen konnte wie er, und anders als mit Nele, die das in ihrer Manie selber oft genug initiiert hatte. Anders, als mit Frauen, die er eigentlich nicht kannte und nicht kennen lernen wollte. Ava brauchte das hier nicht, sie wollte das hier nicht und außerdem konnte sie es auch nicht nachempfinden. Sie wusste nicht, was in ihrem Verlobten vorging und warum er das von ihr verlangt hatte, in ihrem Blick spiegelte sich Ratlosigkeit, in ihren Bewegungen erkannte Zac die Überforderung. Und doch, trotz allem, war da Akzeptanz. Sie nahm es hin, was geschehen war, sie fügte ich und sie handelte genau so wie sie glaubte, dass er es von ihr verlangte. Sie tat das, was Zac im Gegenzug sonst immer für sie tat, doch anstatt dass ihn das beruhigte, dass er es annahm und ihr dankbar dafür war, verunsicherte ihn, was hier passierte. Er hatte schon immer schlecht etwas für sich einfordern können, vielleicht war das sein größtes Problem. Immer versuchte er auf die Bedürfnisse seiner Partnerin Rücksicht zu nehmen, er versuchte sich nach ihr auszurichten, das perfekte Leben für sie beide zu erschaffen. Er versuchte verständnis- und hingebungsvoll zu sein, ein sicheres, stabiles Umfeld zu errichten, aber vergaß dabei oftmals sich selber. Warum das so war konnte er nicht recht sagen, vielleicht waren es tief verankerte Verlustängste, die da eine Rolle spielten, oder vielleicht hatte er auch einfach Angst davor die Kontrolle zu verlieren und richtete sich daher viel eher nach seiner Partnerin aus, aber eben dieser Charakterzug war es auch, der schon seit seiner Pubertät dafür sorgte, dass sich Emotionen in ihm anstauten. Damals hatte er sie noch mit Hilfe von Drogen gelöst, er war exzessiv und laut gewesen, aber mittlerweile hielt er das alles in sich, immer. Wenn alles gut lief in seinem Leben, wenn er glücklich war und wenn es ihm an nichts fehlte, weil die Bedürfnisse seiner Partnerin mit seinen übereinstimmten, dann funktionierte alles. Dann ging es ihm gut. Nichts staute sich an und nichts musste frei gelassen werden, so wie in den letzten Monaten mit Ava, aber seitdem die Depressionen sie eingenommen hatten, seitdem sie so litt und seitdem er wieder nur darauf konzentriert war ihr das Leben möglichst angenehm zu gestalten, war er selber unglücklich und unausgelastet. Anstatt im Gegenzug auch etwas von seiner Verlobten einzufordern - Abstand, Ruhe und auch Verständnis für seine Situation - unterdrückte er diese Gefühle und sorgte auf die Art selber dafür, dass sie sich mehr und mehr in ihm sammelten. Dass sie ein Ventil suchten. In Kämpfen, in Wut, oder in dem, was soeben zwischen Ava und ihm geschehen war. Es war mit ihr genau so wie er es sich vorgestellt, gewünscht, erhofft, gebraucht und gewollt hatte, er fühlte sich freier, entspannter und ruhiger, aber als er seiner Verlobten noch einmal in die Augen sah und als er erneut erkannte, dass sie ihn nicht verstand und dass sie durch den Sex nicht ebenfalls glücklicher und entspannter war, zog sich in ihm automatisch wieder etwas zusammen. Er könnte es ihr nun erklären, er könnte offen mit ihr darüber reden, seine Bedürfnisse mit ihr teilen und weiterhin etwas von ihr einfordern, das ihr nicht gefiel, aber wenn es ruhig in seiner Brust war, wenn er klar denken konnte, dann lag ihm so ein Egoismus völlig fern. Stattdessen waren es unsichere Blicke, die Ava von ihm bekam, ehe auch er versuchte sich kurz von ihr zu distanzieren, das alles einfach zu vergessen und mit dem gemeinsamen Leben so wie vorher fortzufahren, doch als er ihre Hand in seiner spürte, konnte er auch nicht anders, als ihr in die Küche zu folgen und angespannt zuzulassen wie sie ein Trockentuch mit Eiswürfeln füllte und an seine Wange hielt. Es war fast als wäre nie etwas zwischen ihnen geschehen, so wie sie wieder in den Alltag überging. Er hatte seine Hose ordentlich wieder geschlossen und sein Oberteil gerade gestrichen, aber als er die Hand hob, um selber das kühlende Päckchen gegen sein Gesicht zu drücken, da zuckten seine Finger vor ihren zurück und erneut blieben seine Blicke für einen Moment an ihr hängen. Unsicher und überfordert. "Ava, ist- ist alles okay? War das- okay? Oder- Habe ich etwas getan, das du nicht wolltest?" Dass sie darüber reden mussten, das war unabdingbar. Das würden sie beide doch spüren, oder?
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
![[Bild: zac04.png]](https://i.postimg.cc/tgR61mn8/zac04.png)
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