RE: FAMILIE SMIRNOW
Als Noah Aussprach, was auch sie fühlte, erleichterte sie das und sie senkte den Kopf ein wenig verlegen, mit einem sanften Lächeln und strich sich eine gelöste Strähne hinter ihr Ohr. Als sie aber sah, dass ihn eine Bewegung schmerzte, war der kurze Moment vorbei und wieder fand sich da eher Sorge, „ Ich... komm setz dich, ich hab die Matratzen extra getauscht, dass du nicht auf dem Boden sondern im Bett schlafen kannst. Bitte, keine Widerrede.“ Wie eben hielt sie ihm helfend ihren Arm hin und als er es saß, half sie ihm auch, es so bequem wie Möglich zu gestalten mit den vielen Kissen auf ihrem Bett. Ihr Zimmer war nicht sonderlich groß aber das hatte sie sich selbst ausgesucht und als sie sich vor Noah in den Schneidersitz gesetzt hatte, auf der Matratze vor ihrem Bett, da hatte sie viel eher das Bedürfnis darüber zu Sprechen als über Joker. Jetzt erst wurde ihr klar, wie warm ihr war, mit dem dicken Pullover noch immer angezogen und weil Noah die Flecken schon gesehen hatte, scheute sie sich nicht, den über ihren Kopf auszuziehen – bis sie sich selbst erneut über das Ausmaß erschreckte und die langen Dreads aus dem Zopf befreite, damit sie wenigstens die dunklen Blutergüsse an ihren Oberarmen verschleierten. Ihr Zimmer war der einzige Ort wo das auch in den letzten Wochen gegangen war, ihre Eltern ahnten auch davon noch gar nichts. Noahs Ausweg klang plausibel aber auch so schwer, es quälten sie ihre eigenen Gedanken so sehr, dass sie auf ihren Schoß sah, wo sie an den Verbänden ihrer Hände zupfte. „ Weißt du, er hat mich mit Gewalt dabehalten... bis ich aufgegeben habe aber danach hat er mich auch in den Arm genommen und war so, wie vorher die ganze Zeit. Wie kann ein Mensch denn so sein? Er hat zwei Gesichter... ich habe mich so getäuscht in ihm aber das tut auch weh.“ Sie biss sich auf die Unterlippe, Noah wollte das Sicher nicht hören aber er wusste doch selbst wie das war. „ Ich war so unglaublich verliebt in jemanden, der so sein kann? Ich Glaube auch nicht, dass er mir etwas tun will oder wollte... er hat eben noch gesagt, ich soll auf mich acht geben. Ich habe ihm gedroht die Polizei zu rufen, wenn er dich nicht in Ruhe lässt, deswegen ist er gegangen aber... Noah ich weiß doch gar nicht, wozu er noch Fähig ist. Ich kenne ihn doch gar nicht wirklich habe ich das Gefühl. Wo ist der Mensch, den ich kennen gelernt habe? Der sich so ins Zeug gelegt hat? Der mich hier besucht hat und mit mir und meinen Eltern am Tisch saß? Wenn mein Vater das sieht... was er getan hat... er wird ihn suchen. Er war beim letzten Mal schon außer sich.“ Zweifelnd schaute sie wieder nach oben und ihr Herz fühlte sich so schwer an. „ Morgen... muss ich eh mit meinen Eltern sprechen, mal... mal abwarten.“ Jetzt probierte sie sich vorerst selbst Abzulenken, mit dem, was Noah angemerkt hatte. „ Meine Ma ist dir übrigens sehr Dankbar, hier durfte noch nie ein Junge übernachten, den ich ihnen nicht vorher als meinen Freund vorgestellt habe. Sie machen das auch nicht um mir was zu verbieten sondern das ist ihre Erziehung und ich... weißt du, ich kann immer zu ihnen kommen, eigentlich weiß ich das. Als ich mir eben nicht zu Helfen wusste, wusste ich, es ist Zeit mit ihnen zu Reden und ich hoffe du denkst nicht, ich werde hier Unterdrückt sondern ich mache das gerne. Ich helfe ihnen gerne. Das ist... ja, man hält zusammen. Manche Dinge würden sie nicht verstehen aber das ist in Ordnung.“ Und weil ihr danach war, kletterte sie auf das Bett und lenkte Noahs Aufmerksamkeit auf die Bilder an den vielen Rahmen an ihrer Wand. Neben ihren Schulfreunden war da auch ihre Familie aus Russland, ihre Oma und sogar wie Bex als Kind schon immer hier in dem Zimmer zu Besuch bei ihren Großeltern war. Man fand Kleinigkeiten wieder, weil Bex Eltern das Geld nicht hatten, das Haus komplett zu Renovieren sondern nur Zimmer für Zimmer aber für sie war das nicht schlimm. Nichts war materiell wichtig, wenn man sich hier Zuhause fühlen konnte und das hatte wohl auch Noah schon bemerkt. Nur die Einrichtung hatte sich verändert. Die vielen DVD´s im Regal mit den Büchern – Gedichtebänder, Klassiker, Theaterbände und in der untersten Reihe sogar Märchenbücher und neben den Fillmen, die fast nur aus Dramen bestanden, gab es da noch die Disney Lieblingsfilme von Bex. Der durcheinander geratene Schreibtisch mit Informationen zu Schulen oder Ausbildung. Ein Schminktisch, mit ein paar Utensilien, nicht zwingend für Make-Up, eigentlich Interessierte sie sich auch für Schauspiel und Maskenbildnern, Bex zog es tatsächlich auch ab und an Spießig in ein Theater.
|