RE: CASINO
Als Lenn aus seinem Spiel gerissen wurde, indem jemand von hinten an ihn heran trat, erschreckte er sich unheimlich. Das war ein Nachteil an der Zockerei, er vergaß alles um sich herum und selbst wenn man ihn so Überfallen würde, würde er wohl nicht einmal rechtzeitig reagieren können. Diese Berührungen glichen aber keiner Bedrohung und weil er durch das zucken in seinem Körper, das Spiel gerade eh verloren hatte, wusste er gar nicht, worauf er zuerst Reagieren sollte. Die flache Hand fand sich viel zu schnell und hart auf dem Metall des Automaten wieder und mit dem lauten Geräusch, was danach folgte, zog Lenn damit einen Moment die Blicke der Menschen um sich herum und auch der Sicherheitsleute auf sich. War ihm aber auch egal, denn als wenn er es nicht schon durch ihren Duft erahnt hätte, wer dort hinter ihm stand, erklang auch wenig später die weibliche Stimme von Emma an seinem Ohr. Er konnte nicht anders als den Kopf zu senken, die Augen zu schließen und sich über die Augen zu reiben. Selber Schuld, dass er wieder genau hier her gekommen war und sie ihn so leicht finden konnte, dachte er bei sich und sog die Luft tief in seine Lunge. Diesmal war er nicht so Kooperationsbereit wie beim letzten Treffen der beiden, als sie ihn in der selben Nacht, nur einige Stunden eher, auch hier aufgegriffen hatte. Nur am späten Nachmittag hatte er sich ein wenig Schlaf gegönnt, die Augenränder waren nur noch deutlicher und er wollte auch nicht mit Emma erörtern, was da heute geschehen war. Es bedeutete Kräftezehrenden Stress für ihn und außerdem hatte er sich doch schon in seinem Kopf den Plan zurecht gesponnen, einfach wie zuvor, beide Frauen auf Abstand zu halten. Alles andere wäre nur Ungesund.
Emma war aber keine Frau, die man einfach weg schicken konnte und auch wenn er den Blick – trotz des engen Kleides – von ihr abwandte, so kindisch seine Ohren zuzuhalten war er nicht. Auch wenn er gerne würde. „ So schnell sieht man sich wieder? Ich bin noch immer nicht der Meinung, dass hier ist ein richtiger Ort für solche Gespräche.“ Und er hob eine Augenbraue an, zwanghaft wollte er zwischen die beiden Abstand bringen und seine Blicke nicht an ihr hinab wandern lassen. Wie sie ihn damit um den Verstand bringen konnte und wie er sie begehrte, dass hatte er ihr gestern gezeigt und als Mann war das eine ganz schöne Mission, wenn sich ihr Körper auch noch so an seinen schmiegte. Lenn entschied sich wie Gestern zu der Flucht vor die Tür, lehnte sich an die Wand, als er angekommen war und wartete das Emma ihm nach kam. Er blies ein paar Mal den Rauch in den Nachthimmel, eher er seine Worte wiederfand. „ Ich weiß, dass es zwischen uns nicht klappt und ich weiß auch nicht, ob ich noch eine Familie will und ob ich meine Kinder so großziehen könnte. Das ist noch alles unglaublich weit weg. Das kommt gerade doch alles erst wieder in Ordnung.“ Er sah wieder in den Himmel, manchmal sollten da doch einfach die verdammten Fragen auf solche Lebensfragen geschrieben stehen. „ Dafür muss man erst mal bereit sein, sich neu zu verlieben, einen Ehepartner ersetzt man nicht einfach wie damals eine High School liebe.“ Und er senkte den Kopf endlich um Emma zu betrachten, beschränkte sich dabei aber auch wieder bewusst auf das Gesicht. „ Ich dachte nur... ich dachte vielleicht einfach du kennst mich besser als das. Es gibt genug andere Gründe warum das zwischen uns ein Fehler wäre aber habe ich dir das Gefühl gegeben, so Unglücklich im Leben zu sein? Habe ich dir das Gefühl gegeben, dass ich eine Frau brauche, die mir hörig wäre? Mich mit Liebe überschütten muss? Du hast nicht nur so getan als wüsste ich nicht, was es heißt, eine Familie haben zu wollen sondern mein Leben mal wieder in einem schlechten Licht dastehen lassen und mir reicht das einfach. Ich bin weder der Böse, noch habe ich Depressionen, ich bin einfach Realist. Du bist Emotional und das ist okay, ich mag das... sowohl deine Vulkanartige Wut als auch deine Unsicherheiten – deswegen begehre ich dich, was nicht heißt, dass ich dir nun einen Stempel aufdrücken muss oder eine Beziehung mit dir führen muss aber... wenn man mir so wenig Vertrauen kann und ich so wenig zu dir passe, wo kommt das bei dir her? Warum lässt du dich darauf ein? Es wirkt so, als hättest du ein Bild von mir, auf das man sich gar nicht einlassen will... also, warum das ganze?“ Lenn blies den Rauch aus, erneut traf er sein Inneres aus den Punkt und nein, er würde auch nicht nachgeben, eher er endlich ein wenig Klarheit in der Sache hatte. So leicht wie gestern war das hier nicht.
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