RE: CROSS PUB
Als endlich alles aus Aiden herausbrach, was ihn in den letzten Wochen so belastet hatte, fühlte sich das Grauenhaft an. Er war doch der Mensch, den sie am wenigsten verletzen wollte und eigentlich wollte sie doch so gerne Verständnis für ihn haben. Ihm so gerne sagen, sie wüsste, er sei nicht Chris und ihn in den Arm nehmen um ihm das zu Beweisen. Verdammt, sie konnte sich nur nicht Überwinden. Diese Angst um ihr Leib und Leben saß zu tief, von diesem einen Tag, an dem Chris die Kontrolle so verloren hatte und um sich selber zu schützen. Vielleicht um sich selber das Leben besser und einfacher zu machen, wurde sie auf einmal unglaublich unfair zu Aiden. „ Weißt du noch? Ich habe dich nicht um Hilfe gebeten – weder auf dem Dach, noch danach und ich hätte am Liebsten direkt von dem Countdown in deinem Kopf gewusst.“ er hatte sie ermutigt, keine Angst vor ihm zu haben. So kamen die Worte aus ihr heraus, auch wenn sie sich noch immer bereit stand, gleich vor ihm zurück zu weichen. Das waren wie die Kurzschlussmomente, in denen sie Chris die Stirn geboten hatte. Das Adrenalin, was sich in ihrem Körper ausbreitete. „ Ich weiß, wie scheiße das für dich ist. Das dich das frustriert. Hast du aber einmal daran Gedacht, dass ich da nicht einfach raus kann? Wenn es dir zu viel wird, dann lade mich doch wieder in der Geschlossenen ab und Lebe dein Leben weiter. Du findest schon wen, der neben dir liegen kann. Der dir das sagen kann, was du hören willst und das gibt, was du brauchst. Ohne dabei von einem Psychopath in deinen Gedanken verfolgt zu werden, der dich geschwängert, geschlagen und vergewaltigt hat. Der dir einfach alles, was du an dir geliebt hast, genommen hat. Auch das Vertrauen in alle anderen Männer... ich kann dir das einfach nicht sagen und geben, was dir Hilft Aiden.“ ihre Stimme wurde immer verzweifelter, sie sprach nicht gerne und oft über Chris. Zumindest nicht darüber, was genau an dem Tag passiert war und so konnte sie auch die Tränen gar nicht verbergen. Ein Aiden allzu bekannter Anfall aus Weinen, einem bebenden Körper und purer Angst breitete sich in Lucy aus. Weil die Menschen drumherum nicht wussten, was hier los war und einer der Rauchenden nur das Wort Vergewaltigt aufgeschnappt hatte, hatte er durch den Alkohol wohl das drängende Gefühl sich einzumischen. Auch wenn genügend Abstand zwischen Lucy und Aiden war. Als der Mann dann die Hand auf die Schulter von Lucy legte und eine Handfläche abwehrend in die Richtung von ihrem Gegenüber hielt, wurde ihr das alles zu viel. Sie reagierte gar nicht auf die Frage, ob bei ihr alles in Ordnung sei und ob sie Hilfe brauchte. Diese Berührung eines Fremden, die sie nicht hatte kommen sehen und das er sich so aufbäumte um zu Schlichten, dass war mehr als sie verkraften konnte. Sie drehte sich plötzlich um, damit sie sich einen Vorsprung verschaffen konnte und rannte einfach davon. Einfach in die Nacht hinein, ohne ein Ziel. Lucy rannte aus der Panik heraus so schnell wie sie nur konnte, binnen wenigen Sekunden konnte man nicht mehr erahnen, wohin sie abgehauen war. Eigentlich war ihr irgendwo klar, was sie Aiden damit antun würde – aber sie kehrte die ganze, lange Nacht nicht nach Hause zurück. Sie versteckte sich an einem menschenleeren Ort, im dunklen und fürchtete sich die Nacht hindurch aber eine innere Blockade verhinderte, dass sie wieder Heim kehrte. Das sie Aiden ein Zeichen gab, noch am Leben zu sein und ihn zu Beruhigen. Erst als die Sonne aufging und ein Passant sie zusammengekauert da sitzen sah, kam sie wieder halbwegs aus der Panikattacke zu sich und mit einem mal wurde ihr klar, was sie getan hatte. Das hatte der Mann den sie so liebte nicht verdient. Scheiße! Auf dem schnellsten Wege machte sie sich auf den Weg nach Hause, schon mit einem unguten Gefühl in sich. Wie egoistisch war sie doch gewesen! Das Ausmaß ihrer unüberlegten Flucht wurde ihr erst klar, als sie die Tür zu der gemeinsamen Wohnung aufschloss.
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