RE: GREEN VALLEY
Wortlos beobachtete ich Apple, als sie sich neben mir auf den Boden setzte und sich erneut so klein machte wie nur irgend möglich. Wie sie ihre Hände in die eigenen Beine krallte, sie ganz eng an ihren Körper zog und mit einem so traurigen Blick an mir vorbei gegen die Decke starrte, dass es mir beinah das Herz zerriss. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so machtlos gefühlt hatte, so unfähig ihr irgendetwas von diesem Schmerz zu nehmen, den sie gerade spüren musste. Nicht nur jetzt gerade, nicht nur in diesem Moment, sondern auch auf lange Sicht. Konnte ich ihr überhaupt das geben, was sie jetzt gerade brauchte? Konnte ich ihr Sicherheit geben? Zuneigung? Einen Ort, wo sie sich Zuhause fühlen konnte? "Ich liebe dich." Obwohl das eher platonisch gemeint war und obwohl ich dabei die Schultern hochzog, wusste Apple doch gar nicht recht wie viel Wahrheit eigentlich in diesen Worten steckte. "Und Haily liebt dich. Du könntest- bei uns Zuhause sein. Du könntest bei uns diesen Platz finden, den du suchst." Schon wieder zeichnete sich ein schwaches, motivierendes Lächeln auf meinen Lippen ab, als ich sie ansah, aber eigentlich wussten wir doch beide, dass es nicht dasselbe war wie eine richtige Familie. Wie dieser Ort, von dem sie sprach. Obwohl ich schon seit Ewigkeiten nur noch spärlichen Kontakt zu meinen Eltern hatte und obwohl meine Freunde schon lange meine engsten Vertrauenspersonen waren, gab es da trotzdem einen Unterschied. Und der würde auch immer bleiben. "Ich will nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin, okay? Wenn du mich brauchst. Ich weiß nicht genau wie ich dir helfen kann und wie ich das alles- besser machen kann, aber ich bin immer noch für dich da und wenn du über- Chris reden möchtest oder wenn du dich einfach nur in einen Zug setzen und ziellos irgendwohin fahren möchtest oder wenn du denkst es würde dir helfen dich draußen in den Regen zu stellen, bis du wirklich klitschnass bist, dann- mach ich das alles mit dir. Wenn du das willst. Was immer dir hilft, um dich- ein bisschen besser zu fühlen." Ich nickte einmal vorsichtig und streckte sogar meine Hand zu Apple aus, um meine Finger sachte über ihren Unterarm zu ziehen, aber trotz der Ruhe in meiner Stimme, raste mein Kopf, genauso wie mein Herz. Würde ihr das helfen? Wäre das wirklich genug? Oder war es vollkommen falsch, was ich hier tat? Konnte sie das alleine überstehen? Ohne professionelle Hilfe? Oder sollte ich sie lieber dazu motivieren, dass sie sich in ärztliche Betreuung gab, um diesen Schock zu überwinden? "Willst du dich erstmal ein bisschen ausruhen? Etwas schlafen? Und dann- schauen wir wie es weiter geht?"
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