RE: COLORADO
Matt´s Worte verschafften ihr zumindest ein wenig die innerliche Ruhe, nach der sie sich sehnte. Haily war in Ausnahmesituationen immer alleine geflohen aber als Summer sie gestern zu ihr gelegt hatte, ihr wie eine Mutter, die ihr natürlich manchmal fehlte, durch das Haar gestreichelt hatte, hatte Haily erkennen können, dass diesmal alleine sein nicht der richtige Weg war. Zum Glück hatte sie nie etwas von festen Regeln oder Mustern gehalten sondern Intuitiv gehandelt, was am besten war und das hier war es. Chas hatte sie das erste Mal von sich aus in den Arm genommen aber in seinem Bauch war so viel Wut. Matt war wie die weiche Seite davon, denn auch wenn sie spürte, wie er sich anspannte, setzte er darauf, mit Worten weiter zu kommen. „ Danke – für alles. Das du mir ein bisschen sagst, wo es hingehen soll, dass brauche ich gerade. Chas kann... das gerade nicht, er ist... er hat mich das erste mal geknuddelt...“ Und darüber musste sie grinsen. „...aber er kann das nicht so Zulassen. Ich kann im Moment nicht alleine sein und Aiden... Aiden hat das auch noch nicht verarbeitet und ich kann nicht so oft bei ihm sein, wie ich das brauche, damit er mir hilft und in dem Haus... ich fühle mich eingesperrt.“ Haily sah in den Himmel, ihre Seele brauchte nun einmal jetzt unendliche weiten und Eindrücke um damit fertig zu werden, um sich neu zu Erfinden. Was ein Glück, dass sie das Jahrelang geübt hatte. Nur eines würde sie nicht können und das war es auch, was sie daran Zweifeln ließ, ob sie hier lange bleiben könnte – sie ahnte ja nicht, dass die betroffene Person mit einem Ohr mitanhörte, was aus ihrem Mund kam. „ Ich werde mit Madison wandern gehen, total gern auch ein paar Tage und das ist auch mega lieb von euch, dass sind eure Flitterwochen aber ich kann mit W... mit Gus jetzt nicht Reden. Das wird mir zu viel. Es ist okay, dass er gegangen ist und ich kann das verstehen aber Jamie und er sind doch so niedlich verliebt. Sie guckt ja jetzt schon andauernd, wo er sich hinter einem Baum verstecken könnte und ich bin die letzte, die ihr das wegnehmen kann. Ich werde ihr auch nicht alles sagen, was passiert ist – ich bin ja froh, dass der kleine Angsthase mal über seinen Schatten gesprungen ist.“ Mir einem zarten Lächeln zwinkerte sie Matt zu, wie viele, blöde Ideen sie schon gehabt hatten, sie aus der Reserve zu locken aber mit einem guten Hintergrund und jetzt hatte Jamie das ganz allein hinbekommen. Mit Gus. „ Wenn die Stimmung also zu blöd ist, wenn wir uns über den Weg laufen, dann wandere ich sonst etwas allein weiter. Aber pssst, Chas setzt die Hälfte seiner Belegschaft hier in den Wald, wenn er davon Wind bekommt. Wegen mir treib ich ein Handy auf, was ich dann mitnehme, um mich melden zu können aber ich kann jetzt nirgendwo sein, wo... ich mich nicht vollkommen gut fühlen kann. Mein Geist besteht aus ganz vielen Schubladen, wie das immer in den Comics zu sehen ist und die muss ich Glaube ich alle sortieren und dazu muss ich frei sein. Wenn etwas dazu kommt, was durcheinander anrichtet, finde ich nachher nichts wieder.“ Und weil der Vergleich schön war und weil Matt wusste, er konnte sie nicht davon abbringen, zu tun, was für sie richtig war, konnte sie sich danach entspannt dem Joint widmen und erzählte lieber von Aidens und ihrer Geschichte. Von dem Zusammenkommen, davon, wie sie ihn abgewiesen hatte, welche süße Sternenhimmel Idee er danach hatte und wie die beiden auf einem Rave waren. Haily konnte die Liebe in den schillernsten Farben beschreiben und sie spürte, wie gut es ihr tat, über dieses Gefühl zu Reden. Ganz aus dem Zusammenhang erzählte sie dann von ihrer Pilgerreise in dieses Hippie-Dorf und wie sie sich wie ein Haustier bei dem Ehepaar eingenistet hatte und Matt und sie konnten tatsächlich des öfteren Lachen – wenn auch noch immer anders.
Unheimlich spät erst kamen sie zu dem Platz zurück, wo Bus und Zelte standen und an dem noch ein Feuer brannte. Madison legte ihre Hand liebevoll auf Matts Schulter und fuhr über seinen Nacken, als er wieder angekommen war und probierte stillschweigend, etwas von seiner Last zu nehmen und das auch noch, als die beiden sich schlafen legten. Unheimlich oft und zärtlich Küsste sie ihn in kleinen Abständen und es war auch absolut okay, dass er es an diesem Abend war, der seinen Kopf auf ihrer Brust bettete und so Sicherheit erfuhr. Das es keine Rollen und keine Scham gab, dass war es, was sie auch an ihm liebte und endlich ließ sie das alles wieder zu.
Jamie und Haily saßen noch eine Weile an dem Feuer. Haily spürte, es waren ein paar Dinge, die Jamie ihr nicht sagen wollte und andersherum war das genauso aber beide setzten sich nicht die Pistole auf die Brust. Beide konnten ahnen, es war zum Schutz des anderen – Haily sollte kein schlechtes Bild von Chas haben, in Jamies Augen und das Hippie-Mädchen fand, sie musste Jamie nicht noch mehr von den Abgründen der Welt erzählen, wenn sie doch gerade so schön dabei war, diese zu Erkunden. Haily neckte Jamie lieber etwas mit ihren roten Wangen, passend zur Haarfarbe, wenn sie stichelte, wie denn nun der Abschlussball in Love ausgegangen war aber am Ende drückte sie sie feste, um ihr zu sagen, wie cool es war, dass sie nun keinen Wert auf ihre Schulkameraden legte. Denn das mit Nate, dass erzählte Jamie dann doch und das sie mit Gus einen guten Menschen gefunden hatte, konnte sie ihr auch sagen. Sie spürte doch, dass das schüchterne Ding sich schlecht fühlte, wenn sie durch die Gegend starrte um nach ihrem ersten Freund zu suchen. „ Jetzt schlaf gut und wenn ich weg bin, kommt er wieder. Er ist ja nicht wegen dir weg. Suchen kannst du ihn eh nicht, wir sind wohl alle in der Familie absolute Künstler darin, uns aus dem Staub zu machen und unsichtbar zu sein, wenn wir das wollen - aber diesmal kommt er wieder.“ Haily täuschte zumindest an, sich auch in dem aufgebauten Zelt schlafen zu legen. Jamie hatte ihr einen Platz angeboten aber sie hatte lachend abgedankt, wenn ihr Zwillingsbruder sich auch noch aus versehen auf sie fallen lassen würde, dann würde er sicher einen Herzinfarkt bekommen – nicht das diese Situation andersherum, in dem Haus in San Francisco, schon vorgekommen war.
Der kleine, blonde Hippie nutzte die Ruhe, um sich Abseits auf einen Stein zu setzen, die Beine anzuwinkeln und einfach in die Nacht zu starren. Dabei kamen ihr mal die Tränen und mal Lächelte sie zart, in ihren Fingern drehte sie eine Muschel. Die, die ihr William damals gegeben hatte, die hatte sie damals bei Gus im Zimmer auf den Boden geworfen aber es hatte ihr danach gefehlt, sich daran zu halten. Die Muschel, die sie nun hatte, die war zwar leer aber das war Symbolisch irgendwie dafür, dass Gus sie und alles aus seinem Leben gelöscht hatte... was blieb war die Geste von damals, er hatte zumindest gewollt, dass diese Muschel sie immer schützte und das nahm man ihr nicht weg. Ihren Bruder jetzt vielleicht schon aber nicht das, was damals geschehen war.
|| LOSING HERSELF » 25 YEARS OLD » DIFFUS ||
Just remember to laugh as much as you cry,
and I promise you will find yourself when you are least expecting it.
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