RE: AIRCRAFT BONEYARD
Ich hatte keine Erwartungen an Madison oder daran, was sie mir jetzt sagen würde. Wenn sie noch nicht bereit war diese Gefühle in ihren Kopf zu lassen, die sie zweifellos bereits spürte, dann war das in Ordnung, das würde nichts zwischen uns ändern. Sie war so, sie brauchte ihr Zeit. Ich hatte auch nie viel wert auf Liebesschwüre gelegt oder ihr in regelmäßigen Abständen abverlangt, dass sie ihre Zuneigung in Worte fasste, im Gegenteil. Mir war schon immer die Emotion viel wichtiger gewesen, als ein paar nichtige Buchstaben. Ich wollte viel lieber spüren und sehen wie sich mich liebte, in ganz alltäglichen Dingen. Wenn sie sich zum Beispiel nach einem harten Arbeitstag an mich lehnte und meine Unterstützung annahm oder wenn sie an traurigen Tagen meine Nähe suchte, um es besser zu machen. Mir war es viel wichtiger ihr lautes Lachen zu hören, nach einem neuen dummen Scherz von mir, oder sie wie zwei kleine Kinder durch das Haus zu jagen und immer wieder zu necken. Wenn wir einfach nur wir waren, egal wie infantil oder verrückt das manchmal sein mochte. Das waren die Momente, in denen ich spürte wie sehr sie mich liebte, und die waren so viel mehr wert, als aus ihrem Mund zu hören, dass sie es tat. Diesmal ging es aber nicht nur um diese Worte und es ging auch nicht um mich oder darum mir mitzuteilen, dass sie Gefühle für mich hatte. Das wusste ich bereits. Es ging viel eher darum, dass sie es selber akzeptieren musste. Dass sie es endlich bis in ihren Kopf ließ wie perfekt wir miteinander und füreinander waren, um endlich dieses schöne Leben zuzulassen, das es da für sie gab. Mit mir. Abenteuer, die nichts mit Crack zutun hatten, und gnadenlos guter Sex, bei dem sie sich gänzlich hingeben konnte. Ganz viele dumme Witze gab es dort, es gab bedingungslose Liebe, Zuneigung, kindische Ärgereien und durchzechte Club-Nächte, trotz des hohen Alters. Es gab so viel in diesem Leben, das meine Frau und ich geführt hatten, aber um endlich wieder wir zu sein, musste Madison uns endlich akzeptieren. Sie musste uns wieder wollen. Und das tat sie jetzt. Bei jedem weiteren Wort aus ihrem Mund drückte ich mich ein wenig mehr an sie, legte meine Arme um ihre Schultern und vergrub meine Fingerkuppen härter in ihrer Haut. Ich spürte wie mein Herz immer schwerer schlug, so schnell, dass es beinah in meiner Brust zersprang, und auch gegen das Lächeln auf meinen Lippen konnte ich mich schon längst nicht mehr wehren. Wie lange ich auf diesen Moment gewartet hatte. Und jede einzelne Enttäuschung auf dem Weg dorthin hatte sich gelohnt, für das, was jetzt in mir geschah. Sehnsüchtig senkte ich mein Kinn, drückte meine Lippen in ihre Halsbeuge, atmete tief ihren vertrauten Geruch ein und musste dann doch leise lachen. "Danke", nuschelte ich gegen ihre Haut, einfach weil ich schon immer mal auf ein Liebesgeständnis so reagieren wollte. Wenn sie wirklich in mich verliebt war, dann wusste sie aber auch, dass dieses vorlaute, mehr oder weniger lustige Mundwerk einfach dazu gehörte. Und dass ich das nicht ernst meinte spürte sie spätestens, als ich meine Hand erneut um ihre Wange legte und mich zu ihr beugte, um sie zu küssen. Zärtlich und lange. "Ich liebe dein Chaos." Ich löste meine Lippen nicht einmal gänzlich von ihren, als ich endlich angemessen antwortete. "Und deine Angst. Ich bin so verliebt in deine Angst. Davor, was ich mit dir mache. Und in deine Abhängigkeit bin ich auch verliebt, von mir, von uns. Das hier ist der beste Tag, den ich seit einer gefühlten Ewigkeit hatte, trotz des frühen Aufstehens und des langen Fahrens und trotz der langweiligen Flugzeuge, und ich glaube, dass es bei dir genauso ist. Ich kann es kaum erwarten noch mehr, viel mehr solcher Tage mit dir zu verbringen. Dumme Abenteuer, Ausflüge in unserem Bus und sogar die Tage, in denen wir uns einfach nur im Haus einschließen und mit niemandem reden, außer mit uns. Ich will das alles mit dir, Madison, und ich glaube- ich glaube, wenn du das zulässt, dann rückt die Angst nach und nach in den Hintergrund. Die Logik wird egal, die Muster und Anhaltspunkte interessieren dich nicht mehr, weil es nichts Schöneres gibt, als das. Als uns. Ich nehme dir nicht deine Selbstständigkeit, im Gegenteil. Du bist nicht weniger selbstständig, wegen mir, du bist nur- weniger verschlossen. Weniger allein." Ich würde diese Frau wahrscheinlich nie ohne Zweifel bekommen, schon vor ihrem Gedächtnisverlust hatte sie immer wieder an sich und auch an uns gezweifelt, aber auch das war okay. Auch das liebte ich an ihr. Und es gefiel mir diese Zweifel zum Schweigen zu bringen, wie ich es auch diesmal erneut versuchte, indem ich meine Hand in ihren Nacken schob, mit den Fingerkuppen über ihre weiche Haut streichelte, an ihrem Haaransatz entlang fuhr und sie noch einmal küsste. Ihre Lippen, dann ihr Kinn und wieder ihre Halsbeuge. Es fühlte sich tatsächlich so an als wäre ich endlich wieder komplett und diese Freude darüber, die ließ ich auch nicht von ihrer Unsicherheit dämpfen. Lieber lachte ich noch einmal leise gegen ihre Haut, zog dann meinen Kopf zurück und sah meiner Frau direkt in die Augen, amüsiert. "Und? Fühlt sich gar nicht so schlimm an wie du die ganze Zeit dachtest, oder? Könnte man öfter machen? Sich verlieben?"
MATTHEW NICHOLAS DAWSON # 39 YEARS OLD # HIPPIE PUNK
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