RE: MOLOTOV'S
Wenn dieses junge Mädchen sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es erstens kein zurück und was Zac nun zu spüren bekam – kein wenn und aber. Weder auf Social Media Kanälen war sie für ihn zu erreichen noch erhielt er Einblicke davon, wo sie sich gerade aufhielt oder wie oder mit wem. Er konnte ahnen, dass sie auf der Tour war aber nicht wann sie aufbrachen in die nächste Stadt oder aber wo sie dort untergekommen waren. Wenn er sie versuchte anzurufen, drückte sie ihn weg und jegliche Nachrichten wurden vernichtet, noch eher sie den Inhalt lesen oder anhören konnte. Nein, er hatte sie verletzt und sie wollte auch keine seiner Worte zu einer Erklärung hören. Dazu hatte er Gelegenheit gehabt, bevor sie von seiner Exfreundin gehört hatte, was passiert war und ganz besonders, bevor sie nach dem Streit den Versöhnungssex hatten. Zumindest konnte sie sich in diesem Fall auf ihren Vater verlassen und das dieser ihm etwa den erbosten und auch lauten Wortlaut entgegen brachte, den sie sonst an den Tag gelegt hätte.
Lahja war derweil ganz anders Beschäftigt. Zum Glück. Denn als erstes Mal ging sie eben in dem Job auf und weil sie Erfahrung mit sich brachte, wurde sie auch dafür bezahlt. Nicht überdimensional, weil die Band keine riesigen Hallen füllten, was in der Szene ja auch selten vorkam aber immerhin. Die restlichen Lebenshaltungskosten waren auch minimal und Lahja hatte Erfahrung darin, dass es gerade für eine Frau kein Zuckerschlecken war, auf Tour zu sein. Abgesehen von dummen Sprüchen waren Männer auch einfach manchmal nur Schweine. Trotzdem war das die gelungene Ablenkung, eine Chance sich mal wieder im Arbeiten zu erproben – denn das müsste sie unweigerlich sowieso tun. Kilian hielt nicht viel davon, weil man dann ja nie etwas in der Hand hatte aber Lahja versuchte gerne ihr Glück, durch Vitamin B an eine feste Stelle zu kommen. Das Geld eines Auszubildenden war aber auch so Lächerlich. Das Fotografieren hatte sie zu beginn gelassen, weil sie das an Chris erinnerte und weil dieser unschöne Seitensprung natürlich auch ihre Eskalative Seite förderte aber nachdem der eine Fotograf tierisch betrunken in der Ecke hing, sprang sie ein. Eigentlich hielt sie sich zu beginn auch von den unheimlichen Saufgelagern und den Drogen fern, nicht für Zac oder die Bewährungshilfe sondern für sich. Sie hatte Sorge, dass sie die Kontrolle verlieren könnte aber Lahja hätte sich besser kennen können. Nach einem schnellen Standortwechsel und einem noch ungemütlicheren Schlafplatz, weil einer ihrer reisenden eine Dame abgeschleppt hatte, griff sie doch auch auf Hilfsmittel zurück. Was sich als fataler Fehler herausstellen sollte. Nicht weil sie die Kontrolle verlor, sondern weil sie seid Zac´s Vertrauensbruch doch wieder kritischer in den Spiegel sah. Weil sie – wie immer – den Fehler bei sich suchte. Nachdem sie das weise Pulver zu sich genommen hatten, sah sie sich besser, mehr Selbstbewusstsein machte sich in ihr breit und so begann das Übel seinen Lauf zu nehmen, vor dem daheim doch alle so viel Angst gehabt hatten.
Lahja war noch nie gut darin gewesen, ein Maß zu kennen oder sich das zu Herzen zu nehmen. Um sich selbst Bestätigt zu fühlen, griff sie auf die Aufmerksamkeit der Männer zurück, die sie unweigerlich bekam. Ihre Draufgängerische Art erfrischte die männlichen Wesen oft und auch wenn sie es nicht selber wusste, auch mit ihren weichen Seiten wusste sie gut umzugehen und damit die richtigen Knöpfe zu drücken. Unbewusst war sie also verdammt gut darin, dass andere Geschlecht auf sich aufmerksam zu machen. Der Alkohol und die Drogen behinderten sie nicht in ihrer Arbeit aber der Schlafmangel, der begann sie zu Reizen und auch dieses Realisieren, von Zacs Betrug und auch, dass sie Noah nicht mehr in ihrem Leben wusste, ohne mit ihm noch einmal gesprochen zu haben. Das alles Gipfelte, als sie nach einigen Wochen erst, in San Francisco einen Auftritt spielten. Er war mit einem Mal so Nahe und doch so fern. Sie konnte nicht einfach bei ihm angekrochen kommen – doch nicht nach ihrem Verhalten? Er würde ihr die Tür doch vor der Nase wieder zumachen. Eigentlich hätte sie auch Wissen müssen, dass sie diesen Abend einen Tag Auszeit hätte nehmen müssen aber das tat sie nicht. Lieber provozierte sie heute, benahm sich bissiger und Maßloser als sonst. Sie wollte den Stress, den sie am Abend, während des Konzertes dann auch bekam. Draußen vor der Tür, mit einer Gruppe junger Leute auf der anderen Straßenseite, die sicher nicht zu der Veranstaltung wollten. Ein paar andere ließen sich auf die Sticheleien ein, weil sie nicht ansehen wollten, wie Lahja die Show der breitschultrigen Männer stahl und es ergab sich ein Handgemenge. Bis ihr Kopf aussetze und zwar nicht, weil sie wirklich jemanden verletzte, sondern als die erste Nase zu bluten begann und jemand von den Bullen sprach. Nein, das durfte nicht sein! Das wäre ihr Ticket ins Gefängnis zurück. Statt ihrem Opfer ins Gesicht, schlug Lahja mehrfach gegen die Hauswand dahinter, bis sie begann zu rennen. Wo das Haus war, in dem Noah wohnte, dass wusste sie. Das hatte sie schon herausgefunden und hatte sich vorgenommen, Morgen zumindest daran vorbei zu schlendern aber nun war sie auf dem direkten Weg dorthin. Mit brennender und ziehender Lunge kam sie dort an, damit keiner der friedliebenden Hippies es sehen konnte, schob sie die blutigen Fäuste in ihren Hoodie um mit der Schulter die Tür aufzustoßen. Atemlos sah sie sich um, wie in einem Film. Da war nur rauschen in ihren Ohren und ein hohler Blick, mit riesigen Pupillen – bis sie erstarrte und die Zeit anhielt und die Welt ebenso einen Moment damit aufhörte, sich zu drehen. Da war Noah tatsächlich, in einer Gruppe anderer Menschen – in einer Art Küche? Lahja presste die Lippen aufeinander, ballte die Fäuste nur mehr, deren leichte Kruste dabei erneut aufging aber das war alles egal. Jetzt zählte nur, ob er ihr jemals die Chance geben würde, mit ihm zu Reden oder ob er es nun war, der die Schnauze voll hatte von ihr. Die Schweißperlen rannen ihre hellen Haare hinab, an den Schläfen und ihre Augen brannten. „ Noah – kann... kann ich mit dir Reden? Ich... ich konnte mich immer auf dich verlassen und du... du konntest dich auf mich nie verlassen und... und das tut mir unglaublich Leid.“ Das hörte sie sich sagen aber von irgendwo ganz weit weg.
|| DESTRUCTIVE » 23 YEARS OLD » DRUG ADDICTED ||
I need to feel something before I'm just nothin'.
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