Antwort schreiben 
PSYCHIATRIE
Verfasser Nachricht
Zac William Coles
THINKING STRAIGHT


Beiträge: 281
Registriert seit: Jun 2015
Beitrag #37
RE: PSYCHIATRIE
Meine Entscheidung, dass ich Lahja nichts von dem Seitensprung erzählen wollte, festigte sich nur noch mehr, als ich abends bei ihr aufkreuzte und sie allein schon wegen meiner Übernachtung bei Nele unheimlich wütend schien. Gewissermaßen konnte ich das verstehen, natürlich, Nele und ich hatten nunmal eine äußerst lange und intensive Vergangenheit und all die Befürchtungen meiner Freundin hatten sich schließlich auch bestätigt, aber wie oft musste ich denn einfach akzeptieren, dass sie bei Noah schlief? Vor gar nicht allzu langer Zeit musste das für mich völlig in Ordnung sein und jetzt machte sie mir so eine Szene? Ich war klug genug ihr genau diese Dinge nicht zu sagen, sonst wirkte es nur noch so als würde ich mich für irgendetwas verteidigen oder sie mit etwas konfrontieren, das eigentlich schon längst abgehakt war. Stattdessen versuchte ich sie einfach zu beruhigen, nahm ihr die Angst, während ich ihr knallhart ins Gesicht log, und besänftigte sie schlussendlich, indem sie den übrig gebliebenen Frust beim Sex rauslassen konnte. Für mich war damit die Sache abgeschlossen, ich hatte mich schließlich am Morgen nicht nur von Nele verabschiedet, sondern mich nach meinen Recherchen zu Adams Vergangenheit auch dazu entschlossen ihre Eltern zu kontaktieren. Das würde viel Unordnung in dem Leben meiner Ex-Freundin anrichten, das war mir klar, aber von jetzt an musste ich mich wenigstens nicht mehr in der Verpflichtung fühlen ständig ein Auge auf sie zu haben. Dafür war ihre Mutter jetzt zuständig und ich wusste auch, dass sie penibel darauf achten würde, dass ihre Tochter sich nicht erneut ins totale Delirium stürzte. Das war beruhigend. Vielleicht würde sie Nele sogar überreden mit ihr zurück nach England zu gehen, da hatte sie ein stabiles Umfeld und Familie, die sie auffangen würde, wenn die Depression sie erneut einnahm. Möglicherweise waren da auch noch einige Freunde von früher, das wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee. Ich konnte ja auch nicht wissen, was ihre Mutter stattdessen in Erwägung zog, denn obwohl Nele mir schon einmal erzählt hatte, dass sie darüber nachdachte ihre Tochter in eine geschlossene psychiatrische Anstalt einweisen zu lassen, waren das bisher nunmal nur Worte gewesen. Kein Psychiater, der recht bei Verstand war, würde Nele einfach so einsperren. Niemals.
Mit dieser Gewissheit und Ruhe im Hinterkopf drückte ich deshalb die Nachricht meiner Ex-Freundin am nächsten Morgen einfach weg. Die Nacht mit Lahja hatte mir auch gezeigt, dass ich mich gar nicht erst in die Gefahr begeben wollte unsere Beziehung aufs Spiel zu setzen und das würde ich doch zweifellos tun, wenn ich mich jetzt wieder mit Nele traf, oder? Völlig unabhängig davon, ob wir erneut miteinander schliefen oder nicht: Lahja hatte mir deutlich gezeigt, dass es sie reizte, wenn ich Zeit mit meiner Ex-Freundin verbrachte. Das würde früher oder später unsere Beziehung belasten und eigentlich sollte sie mir wichtiger sein, als Nele. Sie musste mir wichtiger sein. Kopfschüttelnd legte ich deshalb das Handy zur Seite, verbannte den Gedanken an ein neues Treffen aus meinem Kopf und rutschte lieber wieder an meine Freundin heran, um müde den Arm um sie zu legen und das gute Gefühl auszukosten, das sich dabei in mir ausbreitete. Als ich mich ein wenig später von ihr verabschiedete, sie noch einmal küsste, konnte ich ja auch noch nicht ahnen, dass Nele mir diese Entscheidung abnahm und ich Lahja so schnell nicht wiedersehen würde.
Dass irgendetwas hier nicht mit rechten Dingen zuging, das merkte ich erst am nächsten Tag, als ich abends nach dem Training mit meinen Kids im Jugendzentrum aufräumte und auf einmal Neles Mitbewohner wutentbrannt und ganz offensichtlich schwer betrunken in den Raum hinein gestürmt kam. Mein erster Gedanke war sofort, dass ich alles richtig gemacht hatte und dass Neles Mutter hoffentlich schnell kam, um ihre Tochter vor diesem aggressiven Mann zu schützen, es war fast schon beruhigend zu sehen wie er die Kontrolle über sich verlor und mir damit eine Rechtfertigung dafür gab, dass ich hinter dem Rücken meiner Ex-Freundin mit ihren Eltern gesprochen hatte, aber nach und nach wendete sich dann doch das Blatt. Lallend und viel zu laut knallte er mir nämlich gegen den Kopf, dass man Nele mit Gewalt aus ihrer Wohnung gezerrt hatte, dass sie jetzt gegen ihren Willen in einer Klinik festgehalten wurde und dass ihre Mutter plante sie auch in England in so eine Anstalt zu stecken. Dass man sie dort bestimmt mit Medikamenten ruhig stellte, wie ein wild gewordenes Tier, und auch, dass das alles verdammt nochmal meine Schuld war. Obwohl er mir in dem Moment hasserfüllt seine Hände gegen die Brust schlug und damit eine körperliche Auseinandersetzung provozierte, war ich so unfassbar geschockt, dass ich Adam bloß sprachlos anstarren konnte. Das hatte ihre Mutter nicht getan, verdammt. Das konnte sie nicht tun. Das durfte sie auch nicht tun. Das war nie meine Absicht gewesen. Nele war nicht gemeingefährlich, sie war nicht verrückt und man musste sie nicht gegen ihren Willen festhalten. Sie war krank, mehr nicht. Sie brauchte Unterstützung und ein stabiles Umfeld, aber nicht ein steriles Krankenzimmer, in dem man ihr eintrichterte sie wäre für die Welt da draußen eine Gefahr. Oder die Welt für sie. Scheiße, wer hatte denn die letzten Jahre mit ihr zusammen gelebt und den Alltag auch immer gut gemeistert? Wer hatte ihr tagtäglich beigestanden und kannte sie besser, als jeder andere? Ich war das und ihre Mutter hatte keine Ahnung, was sie da tat.
Wenigstens konnte Adam sich ein bisschen beruhigen, als er erkannte, dass mich diese Maßnahme genauso schockierte, aber nein, ich war noch immer der Meinung, dass dieser Mann nicht in Neles Leben gehörte und deshalb ließ ich ihn auch nicht an meinen Gedanken teilhaben. Ich ließ ich nicht wissen, dass ich Nele helfen wollte, sondern beschaffte mir von ihm nur all die Informationen, die ich brauchte - unter anderem in welcher Klinik meine Ex-Freundin lag - und ließ ihn dann betrunken und verwirrt dort stehen. Der sollte erstmal seinen Rausch ausschlafen, verdammt. Und dann sollte er seine Sachen packen und gehen. Während Lahja mir gerade einen wütenden Brief schrieb und sich danach von ihrem Vater verabschiedete, setzte ich mich also in meiner Wohnung an den Schreibtisch und begann so lange herum zu telefonieren, bis ich einen Bekannten gefunden hatte, der schonmal in besagter Klinik angestellt gewesen war. Er war jetzt als Sozialarbeiter im Jugendzentrum tätig, hatte aber mal dort ein Praktikum absolviert und mit viel Überredungskunst gelang es mir, dass er mir beschrieb, wie ich mich unbemerkt in den geschlossenen Teil der Klinik einschleusen konnte. Die Zahlencodes, die ich für die Türen brauchte, notierte ich mir auf einem Zettel, bedankte mich bei ihm und hoffte, dass sie auch tatsächlich noch dieselben waren die damals.
Und das waren sie tatsächlich. Am nächsten Vormittag kreuzte ich dort auf, konnte mich noch so gerade vor Neles Mutter verstecken, die im selben Moment mit einem Arzt an ihrer Seite durch den Eingangsbereich lief, und verschaffte mir dann, nach kurzer Orientierungszeit, eigenhändig Zutritt in den Bereich, wo eigentlich niemand unerlaubt rein durfte. Zum Glück war die Klinik hier groß und weil ich bewusst einen Aktenordner mitgenommen hatte, sah ich wichtig genug aus, dass niemand mich verwirrt ansah. Als ich mich bei einer Schwester nach dem Zimmer von Nele Hensley erkundigte, half sie mir sogar bereitwillig und sah im Computer nach, um mir dann die Nummer durchzugeben. Ich hatte mir aber auch bewusst eine junge Frau ausgesucht, eine, die schüchtern und zurückhaltend wirkte und vermutlich noch nicht so lange hier war. Die machten noch am ehesten Fehler. So wie diesen hier. Mit einem netten Lächeln bedankte ich mich dann noch bei ihr, lief durch den Flur zu besagtem Raum und klopfte zwei Mal gegen die Tür, ehe ich die Klinke herunter drückte und mir selber Zutritt verschaffte. Am liebsten wäre ich aber direkt wieder heraus gegangen. Nele war zwar nicht mehr festgebunden, aber sie wirkte so fahl und unglücklich. Ihre Augen schienen ganz weit weg, dank der Medikamente, die man ihr seit gestern eingeflößt hatte, und sie konnte mir kaum richtig ins Gesicht sehen. "Das hab ich nicht gewollt", war deshalb auch das Erste, was ich atemlos aussprach, nachdem ich die Tür hinter mir wieder geschlossen hatte und auf sie zuging. "Nele, das tut mir so Leid, das wollte ich nicht. Ich wollte nur- ich wollte, dass deine Mutter für dich da ist. Dass sie dich unterstützt, wenn- wenn die Depression zurück kommt. Ich hätte nie- ich dachte nicht, dass sie das hier wirklich tut." Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf, aber noch bevor ich weitere Entschuldigungen aussprechen konnte, erinnerte ich mich daran, weshalb ich hier war. Und dass uns bestimmt nicht allzu viel Zeit blieb. "Ich hol dich hier wieder raus. Ich verspreche es dir, okay? Ich helfe dir hier wieder raus zu kommen." Mit den Worten zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich neben sie, um den Aktenordner aufzuschlagen, in dem sich tatsächlich wichtige Dokumente befanden.


ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE

[Bild: zac04.png]
06.05.2016 20:24
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
PSYCHIATRIE - Admiss - 23.08.2015, 20:14
RE: Psychatrie - Nele Hensley - 23.08.2015, 20:15
RE: Psychatrie - Adam Hudson - 24.08.2015, 12:53
RE: Psychatrie - Nele Hensley - 24.08.2015, 17:23
RE: Psychatrie - Adam Hudson - 24.08.2015, 20:54
RE: Psychatrie - Nele Hensley - 24.08.2015, 23:25
RE: Psychatrie - Adam Hudson - 25.08.2015, 09:59
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 25.08.2015, 19:18
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 25.08.2015, 20:07
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 25.08.2015, 21:32
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 25.08.2015, 23:45
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 26.08.2015, 04:00
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 26.08.2015, 14:16
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 26.08.2015, 15:20
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 27.08.2015, 10:45
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 27.08.2015, 13:20
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 27.08.2015, 20:24
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 27.08.2015, 22:12
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 30.08.2015, 12:56
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 30.08.2015, 20:03
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 31.08.2015, 11:11
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 31.08.2015, 16:23
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 31.08.2015, 22:33
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 01.09.2015, 10:41
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 01.09.2015, 12:18
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 01.09.2015, 20:09
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 04.09.2015, 15:36
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 04.09.2015, 19:37
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 06.09.2015, 16:40
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 06.09.2015, 19:07
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 06.09.2015, 23:36
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 07.09.2015, 00:04
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 07.09.2015, 08:38
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 07.09.2015, 11:46
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 07.09.2015, 17:44
RE: PSYCHIATRIE - Adam Hudson - 07.09.2015, 21:04
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 06.05.2016 20:24
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 08.05.2016, 21:25
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 12.05.2016, 18:17
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 12.05.2016, 21:16
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 13.05.2016, 11:12
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 14.05.2016, 20:34
RE: PSYCHIATRIE - Zac William Coles - 31.05.2016, 01:40
RE: PSYCHIATRIE - Nele Hensley - 31.05.2016, 22:04