RE: THE ROOSEVELT HOTEL
Ganz gemischte Gefühle machten sich auf einmal in mir bemerkbar, als ich Summer ansah und sie erst mit ihrem Arm ihre Brüste vor mir verbarg und dann sogar die Hand vor ihr Gesicht legte. Um nicht offen zu zeigen wie sich hinter ihren Fingern Tränen sammelten und dann an ihre Wangen hinab liefen. Ich hatte ihr mal gesagt, dass ich dafür nicht da war, stimmt. Wenn sie Mitleid wollte, dann fand sie das nicht bei mir. Ich würde nicht mit ihr kuscheln, weil sie gerade mal einen schlechten Tag hatte, oder ihr gut zureden, wenn sie das brauchte. Ich war nicht diese Art von Mann und mit mir konnte man auch nicht diese Art von Beziehung führen, ich wollte meine Emotionen nicht mit ihr teilen und auch nicht dafür herhalten, dass sie ihre Heulerei an mir ausließ. Stattdessen wollte ich eine starke Frau an meiner Seite. Eine, die Probleme einfach aus dem Weg räumte. So wie ich auch. Seitdem war allerdings unheimlich viel Zeit vergangen, es war viel passiert und ich fühlte mich Summer näher, als jemals zuvor. Ich verstand, was in ihr vorging, und ich verstand auch, dass es genau diese Wehrlosigkeit war, die sie so belastete. Sie konnte sich gar nicht gegen die Menschen auflehnen, die ihrem Körper das hier angetan hatten, weil sie physisch nicht dazu fähig war. Sie konnte nicht einmal dieses verdammte Hotelzimmer verlassen, verdammt. Sie konnte sich nicht ablenken, sie konnte sich kein anderes Ventil suchen und zu guter Letzt hatten diese Männer ihr auch noch das genommen, was sie brauchte, um sich stark zu fühlen: Ihre Attraktivität. Ihr Aussehen. Ihre Makellosigkeit. Sie war gerade gefangen in einem Körper, der sich nicht anfühlte wie ihr eigener, und sie konnte nichts dagegen tun, weil genau dieser geschundene, verletzte Körper ihr jegliche Möglichkeiten dazu nahm. Das alles sah ich in ihren Augen, das verstand ich und deshalb tat ich auch etwas, was ich so noch nie zuvor getan hatte, indem ich eine Hand von ihrem Bein hob, zart über ihre Wange streichelte und mit meinem Daumen ihre Tränen entfernte. "Summer-" Leise, beruhigend sprach ich ihren Namen aus, absurd liebevoll klang meine Stimme dabei. "Du bist immer noch- unglaublich schön. Das hier kann daran nichts ändern. Und es gibt nichts, was du verstecken müsstest." Sie hatte ihren Arm zwar schon wieder von ihrem Oberkörper gelöst, aber damit sie verstand, was ich meinte, zog ich meine Finger sachte bis zu ihrer Hand hinab, mit der sie sich eben noch vor mir verstecken wollte. "Und die Männer, die dir das angetan haben, haben dafür mit ihrem Leben bezahlt. Genauso wie jeder dafür bezahlen wird, der auch nur versucht dir ein Haar zu krümmen. Das verspreche ich dir." Ermutigend drückte ich ihre Hand sanft mit meiner, ehe ich mich langsam aus meiner gehockten Haltung wieder erhob, um aus dem Koffer vom Arzt eine Salbe zu holen, die kühlend und beruhigend auf so eine geschundene Haut wirkte. Ganz behutsam - und ohne noch einmal extra zu betonen, dass Summer Hilfe brauchte, weil sie solche leichten Dinge gerade nicht alleine schaffen konnte - cremte ich damit ihre Haut ein, überall dort, wo sie in verschiedenen Farbtönen glänzte.
CHARLES LUCAS THOMPSON # 34 YEARS OLD # CRIMINAL
![[Bild: chas01.png]](https://i.postimg.cc/9Q6PrBYh/chas01.png)
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