RE: THE ROOSEVELT HOTEL
Summer hatte tatsächlich schon abgeschlossen, wie auch anders? Das ging über Chas Gebiet hinaus und sowieso, das würde heißen, er würde sich Feinde machen und wie er ihr immer so schön Gepredigt hatte, nichts ging über das Geschäft. Erst Recht keine Zwischenmenschlichen Beziehungen. Also, wer war noch imstande, etwas daran zu ändern, was sich in der Seitengasse abspielen sollte? Matt, Maddi, Kilian eventuell oder Lahja? Nein, darauf war nicht zu hoffen. Nicht auf Hilfe ihrer Freunde, die schon seid der Jugend eine Ersatzfamilie darstellten. Nicht, weil keiner wollen würde sondern weil es nicht in ihrer Macht stand, das zu tun. Wenn sie die Wahl gehabt hätte, sie hätte sich ein schnelles Ende gewünscht und nicht diese Schmerzen, mit denen sie erst hart auf den Boden gezwungen wurde und dann zusammenkauerte. Das war nicht nur eine Art der Lehre, weil Schlüsse würde sie daraus ohnehin nicht mehr ziehen sondern hier ging es darum, es nicht danach aussehen zu lassen, um was es ging. Den Verrat einer illegalen Gemeinschaft. Ihr Chef hatte nur nach einer Lösung dafür gesucht, als man ihm Bericht erstattet hatte, was Summer getan hatte. Er wollte keine Erklärungen von ihr hören sondern genoss seine Machtposition, sich laut darüber Gedanken zu machen, wie man sie ab hier los wurde. Dabei lief es ihr Eiskalt den Rücken herunter und auch, als sie nun zwischen den Männern stand und der erste Schlag sie mit voller Wucht traf. Es sah aus, als wäre eine aufreizend gekleidete Frau, mit etwas zu teuren Sachen – oh sie verfluchte sich selbst, dass sie immer Wert auf Markenware legte – so überaus blond gewesen, alleine über diese dunkle Gasse den Heimweg einzuschlagen. Das sie so dumm nie gewesen wäre, dazu würde sie nicht mehr kommen, irgendwem zu sagen. Einzig und alleine, was ihr Mut machte und an was sie sich verbissen klammerte, so lange sie dazu in der Lage war, war das die anderen zumindest am Leben und – aus ihrem Blickwinkel betrachtet - Wohl auf waren, als sie von der Bildfläche verschwunden war. Das linderte nicht den Schmerz in ihrem Körper, das tat erst die Bewusstlosigkeit. Scheiße, war das gut.
Summer rechnete nicht mehr damit, die Augen aufzuschlagen und als sie das tat, konnte sie sich aber auch kaum mehr daran Erinnern. Die Schläge auf ihren Kopf waren zu heftig gewesen, als das sie in der Verwirrung sofort auf den Trichter kam, was passiert war und das Augen offen halten und sich einmal in dem Raum umzusehen, in dem sie lag, das war schon so Anstrengend, dass sie sofort wieder in Schlaf verfiel. Diesmal aber nur in Schlaf. Der Arzt hatte Chas zu beginn tatsächlich wenig Hoffnung geben können. Nicht wegen des Blutverlustes, sondern weil er nicht sagen konnte, was innerlich alles passiert war und sie hier auch die Möglichkeit nicht hatten, dass alles zu Checken. Das ging nur in einer Klinik. Er konnte Chas nur Raten, sich nicht zu Sicher zu sein, dass sie aufwachen würde. Tja, da musste dieser Einflussreiche Mann doch lernen, dass man nicht alles mit dem Befehlston so hinbiegen konnte, damit es einem passte. Er könnte sie noch so sehr anmotzen, sie würde ihm nicht antworten und ihre patzige Antwort dazu kund tun. Jetzt hieß es Abwarten und Geduldig sein. Das Jochbein war gebrochen, einige Rippen, ein Arm, das Schlüsselbein, eine saftige Gehirnerschütterung – das volle Programm. Noch einige Schläge mehr und sie hätten sie gleich dort auf dem Boden zurück lassen können. Summer hätte nie Erfahren, was Chas für sie getan und in kauf genommen hätte – nach dem verpatzen Date hätte sie damit nicht mehr gerechnet. Bestimmt nicht.
Das zweite Mal konnte sie zumindest nach etwas zu trinken Greifen, bis ihr jemand half. Einer von Chas Leuten, das erkannte sie, definitiv. Danach war sie wieder so schwach, sie schlief wieder ein. Chas hatte das unfassbare Glück in den beiden Momenten, in denen sie die Augen aufgeschlagen hatte, immer nicht da zu sein. Oder aber, er schlief selbst. Wie gerade. Da waren seine Wachen nicht da und Summer sah ihn auch gar nicht – was sie nur sah, war ihre Tasche auf dem Sofa. Wo war sie überhaupt? Was war passiert? Als sie sich bewegte, schmerzte einfach alles – ohje, was war da passiert? Auch wenn sie schon zwei Mal wach war, bildete sie sich noch keinen Reim und so leichtfertig man sie auch kannte, schob sie ganz testend ein Bein aus dem Bett. Die Beine, die Funktionierten immerhin noch, man hatte sich auf ihren Kopf und ihren Oberkörper fixiert. He, wenn die Beine Funktionierten, dann doch der Rest bestimmt auch – zumindest um an das Handy zu kommen. Denn in der Panik viel ihr auf einmal das ganze durcheinander wieder ein. Sie war in diesem Hotelzimmer von Chas nie gewesen, sie wusste nicht, dass es seines war.
|| GANGSTER ROMANCE » 32 YEARS OLD » CHAS ||
You're dealing with the devil, that's no lie.
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