RE: THE WAREHOUSE
Nichts von dem, was Nele sagte, konnte mich wirklich schockieren. Dafür hatte ich zu lange mit ihr gelebt und zu viele manische oder depressive Phasen mitgemacht. Ich war auch nicht erschrocken darüber, dass sie plötzlich körperlich versuchte sich zu wehren, indem sie mir erst in den Arm biss und dann ihren Ellenbogen zwischen meine Rippen schlug, aber zumindest bekam sie dadurch das, was sie wollte. Ich stöhnte schmerzverzerrt auf, meine Kraft ließ für einen Moment nach und sie konnte sich hinter den Rücken des anderen Mannes flüchten. Scheiße, warum mischte der sich überhaupt ein? Das ging ich nichts an, verdammt nochmal, und das versuchte ich ihm auch mehrmals klar zu machen, aber er schien gar nicht recht auf mich zu hören, sondern nur meine Ex-Freundin mit seinem Blick zu fixieren. Er hatte mal was von ihr gekauft? Was?! Für einen Moment verschlug es mir die Sprache, aber dann wurde ich nur noch wütender, versuchte auf Nele einzureden und sie zur Vernunft zu zwingen, aber der Typ, von dem ich immer noch nicht wusste, woher er mir so bekannt vorkam, mischte sich plötzlich ein und drohte im Umkehrschluss mir mit der Polizei? Oh bitte. "Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt. Ich meins ernst. Misch dich da einfach nicht ein, sie ist krank. Sie braucht Medikamente." Es war allerdings fast so, als würde er mich nicht hören. Noch ein letztes Mal versuchte ich es einfühlsam, bat Nele darum mich zu begleiten und mit mir zu reden, aber anstatt auf mich zu hören musste ich beobachten wie die beiden sich in die Augen sahen und gemeinsam entschieden zum Club zurück zu gehen. Fuck. "Sie ist deine Verantwortung. Wenn du sie jetzt mitnimmt, dann liegt sie in deiner Verantwortung. Ich will nur, dass du das weißt." Mit einer Sache hatte Nele ja auch leider recht und das wusste ich ebenso gut wie sie: Ich durfte mich nicht mehr in ihr Leben einmischen. Ich hatte sie betrogen, ich hatte sie verletzt und wegen meinem Verhalten - und natürlich ihrer Krankheit - hatte sie schon einmal beinah ihr Leben gelassen. Ich hatte lange genug versucht auf sie einzureden, ich konnte mir nichts vorwerfen, aber ich war jetzt an einem Punkt angekommen, an dem ich gar keine andere Wahl mehr hatte, als aufzugeben und sie ihrem eigenen Willen zu überlassen. Zumindest stand sie nicht mehr auf der Brücke, obwohl ich nicht recht wusste, ob ich sie da nicht doch lieber sehen wollte, als an der Seite dieses fremden Mannes. Lange sah ich den beiden noch nach, nachdem sie sich von mir weg bewegt hatten, wütend und verzweifelt, aber erst auf dem Weg zu meiner Wohnung fiel mir endlich ein, woher ich ihn kannte. Von Lahja, wir hatten ihn vor gar nicht allzu langer Zeit auf der Straße getroffen. Er war der Ex-Freund von dieser Lucy, ebenso wie Sänger in irgendeiner relativ bekannten Band. Und auf einmal drehte mich um, kurz vor meiner Haustür und ging doch lieber zu meiner Freundin, um sie am nächsten Morgen nach ihm auszufragen.
ZACHARY WILLIAM COLES # 28 YEARS OLD # STRAIGHT EDGE
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