RE: THE WAREHOUSE
Neles Leben lief einfach so vor sich hin. Die manische Phase in ihrem Leben hielt sich hartnäckig und langsam aber sicher holte sie diese Gewissheit wieder ein, dass sich das nie wieder änderte. Eventuell, weil sie mit Zac nicht mehr zusammen war oder weil sie nun so viele Freunde hatte. Weil sie am Gesellschaftlichen Leben teilnahm. Adam versuchte immer wieder ihr das mies zu Reden. Von wegen, das waren nicht ihre Freunde sondern nur Junkies, die ihr Dach über dem Kopf, ihr williges Wesen und auch ihre Kohle nur ausnutzen aber sie wollte davon nichts hören. Sowieso, er lebte schon eine ganze Weile länger bei ihr, als Gedacht. Nur Nele scherte sich nicht um die Dinge, die halt irgendwie liefen und wenigstens verdreckte die Wohnung nicht noch einmal so sehr, wie vor seinem Einzug. Das es an ihrer mangelnden Ausdauer für einer Sache liegen konnte? Daran vergeudete sie keinen Gedanken. Die Welt war einfach spießig. Deswegen hatte sie es geschafft, sogar bei dem Strip Job eine Abmahnung zu bekommen – weil sie sich den Gästen gegenüber mal zu aufdringlich verhielt und mal rastete sie richtig aus. Was ein Glück, das zweite Standbein, immer mal etwas Geld rein zu holen, waren kleine Drogenübergaben – dass man sie auch dafür ausnutzte, war ihr nicht bewusst und das die Strafen sie hinter Gittern oder in die Geschlossene bringen könnten. Ihre Launen wurden immer klaffender und die Aktionen Waghalsiger. Neulich hatte sie sich sogar den Arm gebrochen, weil sie auf die Idee kam, Streetrunning könnte etwas für sie sein und sie einfach einen zu hohen Sprung gewagt hatte. Weil ihre Eltern die Krankenhaus Rechnung erhielten und daran bemerkten, wie ihre Tochter wieder entgleiste, hatten sie sich nicht wieder sehen lassen. Die Therapie machte sie halbherzig aber eigentlich schwindelte sie dem Arzt nur immer wieder ins Gesicht. Das hatte sie Perfektioniert. Noch immer wusste keiner aus ihrem Umfeld, dass von heute auf Morgen die Stimmung brechen konnte und es würde auch keiner verstehen – war ja nicht weiter schlimm, würde schon nicht passieren. Auf einem Trip, den sie hervorragend durch Alkoholismus, das Mischen ihrer Medikamente und einer bunten Pille Exctasy hervorgerufen hatte, war sie bis eben auf einer Party gewesen. Bis ihr zu öde wurde und der Typ zu Prüde. Noch immer war sie sexuell unfassbar aktiv. Adam hatte sich noch immer nicht rum kriegen lassen aber hey, sein Pech. Eventuell sollte sie es heute noch mal probieren, also ging sie von der Party heim. Nele balancierte auf einer Brücke, in knappen Klamotten, die Arme zu Flügeln ausgebreitet und dabei durch den Rausch immer wieder schwankend. Die Tasche hatte sie im Club vergessen, ihre Jacke auch – vom Trip und Tanten eben war sie noch verschwitzt aber lachte trotzdem, einfach für sich selbst. Warum auf dieser Menschenleeren Route ausgerechnet der Mensch ihren Weg kreuzen musste, der ihr den Spaß nicht gönnte, konnte sie nicht begreifen aber als jemand ihre Hand griff, stemmte sie sich ohne nachzudenken, dass hinter ihr die Tiefe wartete, ihr ganzes Körpergewicht dagegen. „ Lass mich...“ Längst hatte sie Zac erkannt. Momentan gelang es ihr, die ganze, lange Beziehung einfach in der Abenteuerlust verschwinden zu lassen und seid dem er sie abserviert hatte, hatte sie auch nichts mehr von ihm gehört. Das er gar nicht wissen konnte, wo sie lebte, wie sie lebte und das ihre Eltern ihm das ganz Bestimmt nicht sagen würden, dass war egal. Er hatte sich das so ausgesucht, dann konnte er sie nun mal und durfte sich deshalb auch einige Beleidigungen aus ihrem Mund anhören. Nele besaß sogar die unverfrorene Frechheit, einem jungen Mann am Anfang der Brücke zuzurufen, dass sie hier Belästigt wurde und Hilfe brauchte.
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