RE: SUMMER
Es dauerte nicht besonders lange, bis ich feststellen musste, dass ich mir eventuell mal wieder zu viel vorgenommen hatte. Mein ganzer Körper schmerzte durch die Bewegung nur noch mehr, schon nach ein paar Metern musste ich mir völlig erschöpft eingestehen, dass ich den Weg niemals zu Fuß schaffen würde und ließ mich stattdessen mit dem Bus in die Nähe von Summers Wohnung kutschieren. Allein durch die körperliche Anstrengung war die Wut in mir wieder herunter gekocht, als ich an besagter Haltestelle ausstieg, und für einen Moment hielt ich sogar inne, um über meine Pläne nochmal nachzudenken, aber- nein. Dass Chas wie ein Bulldozer in unserem Leben alles umwarf, das war ihre Schuld und das hatte sie auch auszubaden. Sie musste das mit ihm klären, nicht ich, nicht Matt und vor allem nicht April. So schnell wie auch schon eben in der Wohnung meiner Ex-Freundin steigerte ich mich wieder in diese Vorwürfe hinein und als ich endlich an der Wohnung meiner ehemals besten Freundin ankam, klopfte ich so fest gegen die Tür, dass sie schon beinah aus den Verankerungen brach. "Summer!" Zwei Mal rief ich ihren Namen laut aus, bis die dunkelhaarige Frau mir öffnete und dabei erschrocken in mein Gesicht sah. Dass sie mich hinein bat, wurde von mir einfach ignoriert, denn als ich in ihr Gesicht blickte kamen auf einmal so viele Erinnerungen wieder hoch, dass sich mein gesamter Körper verspannte. Davon wie sie meine Freundin mit einer Waffe in ihr Auto gezwungen hatte, damit sie Chas helfen würde, und auch von dem Moment, in dem sie mir beim Sex in der Kneipe plötzlich in die Augen gesehen hatte, um mir zu sagen, dass April da war. Scheiße, beide von diesen Situationen wollte ich am liebsten vergessen, aber Summer holte all diese Erinnerungen wieder hervor und sorgte dadurch nur noch mehr dafür, dass mir die Kontrolle wieder entglitt. "Chas! Kümmer dich um deinen Scheiß und pfeif den Wichser zurück!" Ich gab ihr nicht einmal die Chance zu Wort zu kommen, streckte ihr nur erbost den Zeigefinger entgegen und ließ einen unkontrollierten Schwall an Wörtern aus meinem Mund. "Das perverse Arschloch hatte Sex mit Madison und hat Matt genau in dem hinein platzen lassen, absichtlich. Und jetzt droht er April und Jamie und was weiß ich wem noch. Und weißt du auch warum? Weil er dir auf den Sack gehen will! Er hat Matt wortwörtlich gesagt, dass er dir davon erzählen soll, wenn er nicht will, dass noch irgendetwas passiert, aber er weigert sich, um dich nicht da hinein zu ziehen. Mir ist das aber scheißegal. Du hast das verbockt, Summer! Du hast den Kerl in dein Leben gelassen und du biegst das jetzt auch wieder gerade, hast du mich verstanden? Bevor noch jemandem etwas passiert!" Ich kannte sie und ich wusste, dass sie sich unter normalen Umständen sicher nicht einfach gefallen lassen würde wie ich mit ihr redete, aber wenn Summer gerade versuchte das Wort zu erheben, schritt ich ein und übertönte sie mit meiner Lautstärke einfach. Und als ich fertig war, als ich alles gesagt hatte, was ich sagen wollte, drehte ich mich einfach ohne Worte des Abschieds um und lief fluchend die Treppen herunter, um draußen vor der Tür erstmal tief durchzuatmen. Fuck, das hatte wehgetan. Körperlich. So sehr, dass ich mich hinter der nächsten Straßenecke erstmal auf den Boden sinken ließ und leise vor mich hin keuchte.
KILIAN THOMAS CARTER # 40 YEARS OLD # JOE'S BAR
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