RE: SCARLETT
Sky wagte es an dem Abend nicht mehr etwas zu Chris zu sagen, nachdem er die Decke erneut richtete. Seine Berührung brachte sie dazu, die Augen zu schließen, denn immerhin war das die Hand gewesen, die sie vor nicht mal mehreren Stunden hart im Gesicht getroffen oder ihr die Luft abgeschnürt hatte. Was spielte Chris für ein Spiel? Warum sah er sie so an? Sie wollte das nicht, das alles. Damit konnte sie nicht umgehen. Noch eine ganze Weile richteten sich ihre Augen in der Dunkelheit an die Decke, ihr Körper schmerzte überall. Er würde hier bleiben, in ihrer Wohnung, das erste Mal fühlte sie sich auf eine ganz neue und komische Art von einem Mann bedroht. Bisher wusste sie, was sie erwartete aber diesmal war das anders. Sie wagte es auch nicht die zitternden Finger unter der Decke hervor zu holen um sich einen Schuss zu setzen, der den Gedanken ein Ende setzen würde und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich irgendwann der Erschöpfung zu ergeben. Ihrem geschundenen Körper die Ruhe zu gönnen, die er brauchte. Die Träume die sie diese Nacht heimsuchten, hatten mit Schmerzen zu tun, sie sah sich, als sie noch ganz jung war und war sich nicht sicher, ob die Schreie und Tränen in der Traumwelt blieben oder sie so in ihrem Bett lag. Sky war die dissoziierte Charakter der beiden, sie war der Teil, der mit dem jahrelangen Missbrauch fertig werden musste und auch mit dieser neuen Ebene, die Chris und Brooke ihr angetan hatten. Sie war deswegen aber auch abgestumpft, wenn man ihr unrecht tat, schmerzen zufügte oder gar sexuell Missbrauchte, deswegen würde sie damit klar kommen. Sie würde das nicht zum Anlass nehmen, wie normale Frauen, sich zu verkriechen oder daran zu zerbrechen sondern sie würde das hinnehmen und damit weiter Leben. Wie vorher. Anders ging es Scarlett damit. Sie war die Person, die den Alltag bewältigte und an die noch nie Hand angelegt worden war. Als diese Frau am nächsten Morgen in ihrem Bett aufwachte, die Schmerzen spürte, die Bettdecke beiseite schob und ihren Körper mit all den Blutergüssen, verkrusteten Narben und Striemen betrachtete, stockte ihr vor Schreck der Atem. Was war passiert? Ihr Kopf schmerzte, als sie Schemenhaft in Erinnerung hatte, wie sie mit zwei Männern Sex gehabt hatte. So war das immer, wenn sie am nächsten Tag wach wurde, sie konnte nicht zuordnen wo die kurzen Sequenzen der Nacht herkamen, in denen Sky ihrem Job nachging. Weil sie sich ihrer Krankheit nicht klar war, entschuldigte sie das mit dem Konsum von zu viel Alkohol, einem ausgeuferten Abend eben. Das hier war aber etwas anderes. Die weichen Züge, diese Unsicherheit, die Sky ausstrahlte und auch die Untergebenheit waren verschwunden. Sattdessen stand eine selbstbewusste Frau auf, die sogar unter den Schmerzen die Schultern und das Kinn oben trug und sich im Spiegel betrachtete. Die Beine, die Schenkel, die Arme - „ Fuck.“ kam es aus ihr heraus und sie rieb sich über das Gesicht. Scarlett nahm sich ein Shirt und eine Shorts, tauschte es gegen die Wäsche und musste sich damit zufrieden geben, gestern mit den beiden Männern über die strenge geschlagen zu haben. An einen dreh konnte sie sich nicht im geringtsen Erinnern. Deswegen aber auch nicht an den Mann in ihrer Wohnung und als Scarlett in ihre Wohnung trat, sich noch immer Zweifelnd über den Nacken strich, den letzten Abend krampfhaft in ihrem Kopf suchte und auf einmal Chris in der Küche gegenüberstand, blieb sie wie angewurzelt stehen. Sein Gesicht kam ihr wohl bekannt vor aber wer war er? Was tat er hier? Ein fremder Mann war eine Bedrohung, wenn sie nicht wusste wo er herkam und deswegen griff sie eilig nach dem Telefon, was in der Station auf der Ablage zwischen Wohnzimmer und Küche lag „ Wer sind sie und was tun sie hier in meiner Wohnung? Wie sind sie hier rein gekommen?“ Das Frühstück sah sie gar nicht, viel zu perplex war sie aber Scarlett war nicht dumm. Er sah stärker aus als sie und was auch immer er hier vorhatte, gut konnte es nicht sein. Sie hatte ein grunliegend schlechtes Bild von den Männern. „ Ich rufe die Polizei.“ ermahnte sie ihn mit harten Worten und nahm die Tür schon mal zwischen ihre Finger, zur Not würde sie ihm die vor der Nase zuschlagen und ihn hier einsperren. „ Kommen sie mir nicht zur Nahe. Was ist hier passiert?“ es müsste Chris vorkommen als stünde hier eine ganz andere Frau, mit derselben Hülle wie Sky aber weder Mimik, Gestik, Stimme, Körperhaltung oder ihr Blick passten dazu. Am offensichtlichsten war aber, sie erkannte ihn nicht, er war ein Fremder und sie wusste auch nicht mehr, was sich zwischen den beiden zugetragen hatte und warum sei so zugerichtet war.
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